IBM soll laut einem Medienbericht die Entlassung von 26 Prozent der weltweiten Belegschaft planen. Damit würden im Verlauf der nächsten Wochen 110.000 Menschen bei Big Blue ihren Job verlieren. Bereits 2014 hatte IBM rund 10.000 Mitarbeiter entlassen. 2013 waren es 1700. Das neue Restukturierungsprogramm soll laut dem Forbes-Journalisten Robert X. Cringely den Namen ‘Project Chrome’ tragen. Cringely selbst spricht in diesem Zusammenhang von einem “Blutbad”. Allderdings gibt es derzeit weder aus der Belegschaft noch von offizieller Seite eine Bestätigung oder Stellungnahme zu diesen Berichten.
Die Gewerkschaft Alliance@IBM äußert hingegen Zweifel an den genannten 26 Prozent. Dennoch scheinen erste Mitarbeiter Kündigungen bekommen zu haben. Ein anonymer Kommentator erklärt, dass er Kenntnisse habe, dass seine Abteilung um 20 Prozent gekürzt werden solle. Andere Mitarbeiter berichten bereits davon, durch den Arbeitgeber eine schlechte Leistungsbewertung bekommen zu haben und dass ihnen anschließend eine Abfindung angeboten worden sei. Davon scheinen aber in erster Linie ältere Mitarbeiter betroffen zu sein.
Klar aber sei, so die Haltung der Arbeitnehmervertretung, dass IBM die Belegschaft nicht für Management-Fehler verantwortlich machen könne. Fraglich sei auch, ob es auf diese Weise noch möglich sei, hochwertige Produkte und Services zu den Kunden bringen zu können. In den Kommentaren auf der Seite der Gewerkschaft werden auch Gerüchte diskutiert, dass Lance Crosby, CEO und Gründer von SoftLayer das Unternehmen verlassen hat. Auch dazu gibt es bislang keine Verlautbarung von IBM.
Mit Project Chrome scheint aber noch mehr zusammenzuhängen: Damit sollen die historisch gewachsenen Bereiche Hardware, Software und Service, die derzeit mehr oder weniger isoliert voneinander agieren, abgebaut werden. Im Gegenzug sollen neue Bereiche entstehen: Research, Sales und Delivery, Global Technology Services, Watson, Sicherheit, Commerce and Analytics und Cloud. Es könnte sich um den größten Umbau in der 103-Jährigen Geschichte des Unternehmens handeln, wie es laut Bericht in einigen Kreisen heißt.
Die Jahreszeit für Arbeitsplatzabbau mag günstig sein. Allerdings scheint die Aussage von CFO Martin Schroeder der beachtlichen Zahl von 100.000 Entlassungen entgegen zustehen. Der erklärte anlässlich der Quartalszahlen vergangene Woche, dass IBM im Vergleich zu 2014 die Restrukturierungen zurückfahren werde.
Vor allem in der Service-Organisation in den USA und weltweit werde IBM laut Cringely den Rotstift ansetzen. Aber auch die Bereiche Mainframe und Storage werden demnach erhebliche Streichungen hinnehmen müssen. Global Technology Services sowie andere Bereiche sollen von den Streichungen betroffen sein. Allerdigns, so hatte Cringely bereits im November festgehalten, wäre es für IBM wohl zielführender, hier die Belegschaft aufzustocken.
Und auch im aktuellen Bericht hält der gefeierte IBM-Beobachter mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: “Die Größe von Projekt Chrome legt den Schluss nahe, dass IBM drei bis vier Quartale vor die zu erwartenden Quartalsverluste kommen will. Zum jetzigen Zeitpunkt, sind die IBM-Verluste zu so etwas wie einem Selbsterfüllendem Prozess geworden: Streichungen folgen auf immer schlechter werdende Services und sorgen so für immer mehr verärgerte Kunden und weitere verlorene Geschäfte.”
Die Einschnitte könnten das Unternehmen “traumatisieren” und für IBM-Kunden könne das nichts gutes heißen: “Wenn Sie ein IBM-Anwender sind, sollten Sie Sich jetzt besser daran machen, einen Plan zu erarbeiten, wie man Projekte weiterentwickeln und die Systeme am Laufen halten kann.” Auch dagegen lässt sich entgegenhalten, dass IBM nach wie vor, stark daran interessiert ist, als Hardware-, System- und Service-Partner eine Rolle zu spielen, zumindest, wenn man den Worten von Ralf Fischer, Vice President Hardware Development bei IBM, glaubt. Der hatte anlässlich der Vorstellung des neuen Mainframes z13 deutlich gemacht, dass IBM auch langfristig im Bereich Hardware tätig sein wird.
Die nächsten Tage werden zeigen, ob sich Cringelys Bericht bewahrheitet. Klar ist, und das wird von IBM auch nicht bestritten, dass sich das Unternehmen in einer Phase schwieriger und umfassender Restrukturierungen befindet. CEO Ginni Rometty hatte schon vor einiger Zeit, erklärt, dass man dafür einen langen Atem brauchen wird.
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