Veränderungen an SAP-Systemen sollten in der Regel getestet werden, doch viele SAP-Anwenderunternehmen vernachlässigen solche Überprüfungen. Das geht aus einer Studie des Software- und Beratungsunternehmen DataVard hervor. Demnach sind sich Fachabteilungen und IT-Administratoren dieser Tests bewusst, haben aber nicht die nötige Zeit sie durchzuführen. Dadurch entstehe allerdings ein Risiko und rechtliche Anforderungen werden verletzt, so die Studie.
Die gebräuchlichsten Testverfahren in SAP-Systemen seien Funktionstests und Entwicklertests. Dies gaben 92 respektive 83 Prozent der Befragten an. Einen Integrationstest führen nur noch 76 Prozent der Unternehmen durch. “Dies ist insofern erstaunlich, da wir im deutschsprachigen Raum eine sehr hohe Kompetenz im SAP-Betrieb vorfinden”, erläutert Gregor Stöckler, geschäftsführender Gesellschafter von DataVard.
Weniger als die Hälfte führt Regressions- (48 Prozent) und Performancetestes (34 Prozent) durch. Am wenigsten nutzen Unternehmen der Studie zufolge Last- und Sicherheitstest. Dies gaben nur 19 beziehungsweise 18 Prozent der Teilnehmer an.
Als größte Herausforderung sehen Fachbereiche und IT-Abteilungen fehlende Ressourcen für Tests (83 Prozent). Dahinter folgen der hohe zeitliche Aufwand (67 Prozent) und die fehlende Automatisierung von Tests (62 Prozent). Auch die schlechte Qualität bemängeln 46 Prozent der Befragten. Zudem fehlt es nach Ansicht von 45 Prozent der Teilnehmer eine Standardisierung im Vorgehen. 23 Prozent halten die Testabdeckung für zu gering.
Hinzukommt, dass die im SAP-Umfeld weit verbreiteten manuellen Tests sehr aufwändig sind, das gilt sowohl im Projekt als auch im laufenden Betrieb. Ein Drittel der Befragten schätzten ihren Testaufwand im Projekt auf bis zu 30 Prozent des Budgets. Den Testaufwand im laufenden Betrieb gaben zwei von drei Unternehmen mit bis zu 20 Prozent an.
Mehrmals pro Quartal treten bei 35 Prozent der Unternehmen Fehler im produktiven SAP-System auf. Diese würden sich in einer Testumgebung finden lassen. Solche Fehler registrieren 24 Prozent gleich mehrmals im Monat, bei 11 Prozent mehrmals in der Woche und bei 30 Prozent seltener.
Der Studie zufolge bewerten die Teilnehmer die Qualität der Testdaten bei der höchstgenannten Fehlerhäufigkeit schlechter als der Durchschnitt. Zudem werde die Realität wesentlich schlechter durch die Tests abgebildet. Die größte Herausforderung ist dabei die fehlende Automatisierung, gleichzeitig bewerteten sie den Aufwand für Test jedoch nicht signifikant geringer.
Bei weniger Fehlern pro Quartal Fehler bewerteten die Teilnehmer Qualität, Abbildung der Realität und Umfang der Tests besser als im Durchschnitt. Dabei erklärten sie, dass im Unternehmen die Tests sehr ernst genommen würden. Dabei führten die Firmen auch deutlich mehr Integrationstests durch als in der fehlerreichen Gruppe. Allerdings hätten sie keinen spürbar höheren Aufwand für Tests betrieben.
Als wichtige Ursache für hohe Fehlerhäufigkeit sieht die Studie, dass Tests die Realität nur schlecht abbilden. Dagegen senken eine hohe Testdatenqualität und Integrationstests die Fehlerhäufigkeit.
Darüber hinaus hält die Studie fest, dass ein Spannungsfeld zwischen den Fachbereichen und der IT um die Bereitstellung von Ressourcen, Mitarbeit und Verantwortung existiert. Das haben die Teilnehmer über ihre eigenen Erfahrungen zu SAP-Tests berichtet. Vor allem bemängelten sie, dass Fachabteilungen das Thema oft unterschätzen würden und zu wenig Zeit für SAP-Tests zur Verfügung stehe. Kritisiert wurde auch, dass die Anpassung der Testfälle nach Prozessänderungen häufig zu kurz komme und durchgängige Lösungen zur Testunterstützung fehlten.
“Die sehr gute Resonanz der Befragung und die zahlreichen Kommentare verdeutlichen, dass das Thema Testen im Alltag von IT-Verantwortlichen eine hohe Bedeutung hat. Die Ergebnisse bestätigen unsere Erfahrungen: Nicht der Aufwand entscheidet über den Erfolg, sondern wie effektiv und effizient getestet wird”, fasst Gregor Stöckler zusammen. “Tests werden besonders effektiv durchgeführt, wenn echtes Nutzerverhalten automatisiert simuliert wird und die Testfälle bestmöglich der Realität der komplexen produktiven SAP-Systeme entsprechen”.
An der vom Software- und Beratungsunternehmen DataVard beauftragten Studie des IT-Onlinemagazins nahmen im Januar und Februar 2015 insgesamt 215 Mitglieder aus der SAP Community teilnahmen.
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