28.000 Windows-XP-Rechner gefährden Berlin
Innerhalb kürzester Zeit sollten sämtliche XP-Rechner der Berliner Verwaltung außer Betrieb gesetzt werden, fordert der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix. Ihm geht es hauptsächlich um den Schutz der persönlichen Daten der Bürger.
Mehr als 28.000 Rechner der Berliner Stadtverwaltung laufen schätzungsweise noch mit XP. Jetzt fordert Alexander Dix, Berlins Beauftragter für den Datenschutz, notfalls die Abschaltung aller verbliebenen Rechner mit dem aufgekündigten Windows-Betriebssystem. Die Daten der Bürger seien ansonsten einem unverantwortlichen Risiko für Hacker-Angriffe ausgesetzt, wie er in einem Interview mit dem Informationsradio des RBB erklärte.
Seit 8. April vergangenen Jahres bietet Microsoft keine Unterstützung mehr für Windows XP. Obwohl Microsoft das Support-Ende bereits 2002 angekündigt hatte, laufen in der Berliner Stadtverwaltung noch immer 28.902 Rechner von insgesamt 70.223 Windows-Systemen mit dem ausgedienten Betriebssystem.
Diese Zahlen geben den Stand vom 31. Oktober 2014 wider. Bekannt wurde diese Zahl durch eine Antwort des Innenstaatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) auf eine schriftliche Anfrage des Grünen Abgeordneten Thomas Birk. Demnach sind etwa 38 Prozent aller PC-Arbeitsplätze in Berlin noch mit Windows XP ausgestattet.
Bis Dienstag, den 14. April läuft noch eine Vereinbarung des IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ) mit Microsoft. 300.000 Euro hatte die Stadtverwaltung für die Verlängerung des Supports für die knapp 29.000 Rechner durch Microsoft bezahlt, weil die Umstellung der PCs auf ein neueres System nicht fristgerecht umgesetzt werden konnte. Bis Ende 2015 gewährt das ITDZ darüber hinaus noch einen Virenschutz des Hersteller McAfee für die betroffenen Rechner.
Laut einer weiteren Antwort des Stadtsenates sind vor allem die Finanzverwaltung und die Justizabteilung von dem XP-Problem betroffen: 9097 XP-Rechner sollen es in der Finanzverwaltung sein. 2146 Rechner mit Windows XP seien im Justizbereich im Einsatz. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport hatte noch 1708 PCs mit Windows XP im Einsatz. Sogar in der Senatskanzlei gibt es noch zwei Rechner, die noch nicht migriert werden konnten. In den Bezirksämtern Friedrichshein-Kreuzberg, Pankow und Tempelhof-Schöneberg sind jeweils noch mehr als 1500 XP-Rechner im Einsatz, wie aus der Anfrage des Piraten Simon Weiß hervorgeht. Auch weitere Bezirksämter arbeiten noch im erheblichen Umfang mit XP.
Zuständig für die Pflege der Rechner sind in Berlin jeweils die Bezirks- oder Senatsverwaltungen selbst. Aufgrund der dezentralen Organisation sind die einzelnen Behörden und Einheiten jeweils selbst für die Aktualisierung der Hardware und Software zuständig, sofern sie nicht den standardisierten IT-Arbeitsplatzservice des ITDZ Berlin nutzten. Dix wisse daher auch nicht wie viele Rechner in der Berliner Stadtverwaltung tatsächlich aktuell noch mit Windows XP laufen.
“Wir haben bis jetzt noch keinen Überblick, wie die Situation der Umstellung tatsächlich ist, aber wir werden den Online-Betrieb von Rechner mit Windows XP ab Mittwoch beanstanden”, so Dix in dem Gespräch. “Das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben. Das ist ein unverantwortliches Risiko, dem die Bürgerdaten hier ausgesetzt werden.” Für die Bürger gehe von XP eine echte Gefährdung für die Bewohner Berlins aus. Es sei keine “Lappalie”, so könnten Betrüger mit Hilfe der Daten Bestellungen durchführen oder sich gegenüber der Verwaltung für eine andere Person ausgeben.
In der Antwort des Innensenators heißt es zu der Gefährung, die von den XP-Rechnern ausgeht: “Konkret bestehen für Verwaltungen, die zu diesem Termin noch nicht auf ein aktuelles Betriebssystem gewechselt haben mögliche Sicherheitsrisiken für alle mit dem Betriebssystem Windows XP betriebenen Arbeitsplatz-PC (APC) und für die verbundenen Datennetze. Die größte Gefahr liegt in der Verbindung der XPRechner mit dem Internet. Betroffene Arbeitsplatzcomputer sollten sich nicht mehr mit dem Internet verbinden. Ist das aus dienstlichen Gründen nicht möglich, sollten technische und organisatorische Maßnahmen zur Absicherung umgesetzt werden.”
Weiter heißt es in der Antwort: “Eine Prognose, wann die durch das Supportende von Windows XP und dem Auslaufen des temporären Notfallpakets erforderliche Umstellung der Berliner IT-Arbeitsplätze abgeschlossen sein wird, kann daher aufgrund des vorliegenden Datenmaterials nicht abgegeben werden.”
Für den Grünen Thomas Birk ist dieses “Sicherheitsdebakel” eine Steilvorlage, die er dafür nutzt, um für den Einsatz von Linux und einer einheitlichen IT-Strategie mit zentralem Controlling für die IT der Stadtverwaltung stark zu machen. Ansonsten stehe die Stadt beim Support-Ende von Windows 7 wieder vor den gleichen Problemen.
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