Mobile Enterprise – zurück zur inneren Ruhe

Mobile Enterprise. (Bild: Shutterstock)

Die Balance zwischen effektivem Arbeiten und sicheren Unternehmensanwendungen ist bei mobilen Anwendungen besonders wackelig und schwierig. Crisp Research Analyst Max Hille hat sich mal genauer angeschauft, welche Möglichkeiten Unternehmen haben.

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die mobile Datennutzung auch  im Geschäftskontext sicher zu machen, dies wurde bislang vielfach vernachlässigt. Hersteller und Software-Anbieter arbeiten derzeit sehr intensiv daran, umfangreiche Schutzmaßnahmen zu entwickeln, die auf die aktuellen Herausforderungen passen. Unternehmen müssen auf Basis der eigenen Anforderungen an die Sicherheit einen optimalen Mix finden. Ziel ist es dabei, ohne einen massiven Eingriff in die Flexibilität der Mitarbeiter ein ausreichendes Sicherheitsniveau zu gewährleisten, um von den Chancen der Enterprise Mobility profitieren zu können.

Mit dem Einzug von Smartphones und Tablets in den Geschäftsalltag hat sich die Art und Weise des Arbeitens massiv verändert. Mittlerweile spricht man immer häufiger vom mobilen und vernetzten Unternehmen. Die Auswirkungen und Abhängigkeiten liegen dabei nicht nur auf den Schultern der internen IT. Enterprise Mobility ist ein ganzheitliches Konzept, das von der Geschäftsführerebene bis in die Fachbereiche alle Beteiligten betrifft.

Die aktuelle Bedrohungslage

Da die Menschen am Arbeitsplatz oder privat immer häufiger über ein mobiles Endgerät auf relevante Daten zugreifen, haben sich auch die Bedrohungen und Risiken entsprechend verändert. Cyber-Kriminelle haben ihre Strategien längst an diesen Trend angepasst und neue Lücken in der mobilen Nutzung als Einfallstor für sich entdeckt. So wird die Schadsoftware mittlerweile vor allem über Werbebanner und auf ganz normalen Webseiten platziert. Letzteres ist beispielsweise im Februar auf der Webseite des bekannten TV-Kochs Jamie Oliver geschehen.

Durch Consumerization, BYOD etc. gelangen viele Geräte weitgehend unkontrolliert in das Unternehmensnetzwerk. Die Folge ist, dass nicht nur der Mitarbeiter, sondern auch das gesamte Unternehmen zum Ziel der Datendiebe wird.

Es ist daher notwendig, sich zeitgleich mit der Einführung der Geräte inklusive ihrer mitgelieferten Software sowie weiteren adäquaten Anwendungen und Maßnahmen vor diesen Bedrohungen zu schützen.

Die Stufen zurück zur inneren Ruhe

Da in den meisten Unternehmen bislang noch wenig konkrete Maßnahmen zur Absicherung der mobilen Endgeräte und des zugehörigen Datenverkehrs getroffen wurden, besteht häufig akuter Handlungsbedarf.

Es geht für die Unternehmen in  erster Linie darum, eine grundlegende technologische Absicherung zu schaffen und gleichzeitig die Mitarbeiter entsprechend dafür zu sensibilisieren, sich im Rahmen der eigenen Richtlinien in einer Form zu verhalten, die das Bedrohungspotenzial möglichst gering hält.

Eine damit einhergehende Voraussetzung ist, dass sich die entscheidenden Akteure, zum Beispiel das Management oder die IT-Abteilungen, wieder mehr Kontrolle über die Enterprise Mobility-Aktivitäten des eigenen Unternehmens verschaffen. Flexibilität ist ein wesentlicher Aspekt bei einer konstruktiven Enterprise Mobility-Strategie. Diese Flexibilität kommt aber genau dann an ihre Grenzen, wenn sie auf Kosten der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen geht.

Checkliste Mobile Security

Die Basics für eine Enterprise Mobility Management-Strategie

Um die Sicherheit und ein ganzheitliches Enterprise Mobility Management-Konzept zu etablieren, sind folgende Faktoren wesentlich:

  • Container-Bildung: Auf dem Mobilgerät werden private und geschäftliche Daten strikt getrennt. Das Betriebssystem sorgt dafür, dass die private Nutzung recht uneingeschränkt funktioniert und gleichzeitig keinen Einfluss auf den geschäftlichen Teil nimmt. Demgegenüber ist die Nutzung im Geschäftskontext an die Policies der Unternehmen angepasst und entsprechend gesichert.
  • Verschlüsselung: Die Betriebssysteme sind standardmäßig mit einer Verschlüsselung ausgestattet, die den gesamten Datenverkehr verschlüsselt. Dies kann auf technologischer Ebene auf unterschiedliche Weisen und in unterschiedlicher Intensität, je nach Kritikalität der bewegten Daten, erfolgen.
  • Mobile-Device-Management (MDM): Die Verwaltung aller mobilen Geräte läuft zentral über einen Service. Jedes Gerät wird einzeln erfasst und zusätzlich über Management-Tools, welche unter anderem den Software-Zugriff, die allgemeine Sicherheit, interne Policies sowie das Management des Inventars und der Services steuern, überwacht.
  • Mobile-Application-Management (MAM): Hier werden vor allem Anwendungen und Daten geschützt. Häufig knüpfen diese Tools an die Idee der Container-Bildung an und bieten unter Umständen noch weitere Funktionen zur zentralen Steuerung der Anwendungen.
  • Virtual-Private-Network (VPN): Die Verschlüsselung der Daten beim Versenden und die Überwachung über eine zentrale Stelle funktioniert am besten über VPN. So haben Unternehmen die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter via VPN überall mit dem optimalen Sicherheitsniveau zu schützen.
  • Network-Access-Control (NAC): Um das eigene System auch im mobilen Zeitalter zu schützen ist es wichtig zu wissen wer welche Berechtigungen innerhalb des Netzwerks hat. NAC-Systeme dienen dazu, nur diejenigen Personen auf die Daten zugreifen zu lassen, die dazu berechtigt sind.

Diese Funktionen gehören aktuell zu den grundlegenden Disziplinen bei der Sicherung der mobilen Aktivitäten des Unternehmens. Sie können beliebig durch weitere Maßnahmen und Technologien ergänzt werden, um einen noch umfangreicheren Schutz zu gewähren oder bestimmte Verhaltensweisen und Bereiche gezielter abzusichern. Dazu zählen auch Lösungen, die noch gezielter vor Malware-Attacken schützen und besonders schnell auf neue Bedrohungsszenarien reagieren können. Grundsätzlich gilt aber auch, dass die Anwender immer mit einem Restrisiko leben müssen. Weder die Betriebssysteme noch die Lösungen der Lösungsanbieter sind fehlerlos. Hier ist man in der Regel davon abhängig, wie schnell das Patching bei den einzelnen Anbietern nach Bekanntwerden der Lücken ist.

 

Zusammenwirken von Betriebssystem und externen Anwendungen

In der Praxis ist es so, dass aber bereits diese grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen keineswegs trivial bei der Implementierung sind.

Die Problematik fängt bereits bei der Auswahl der Geräte beziehungsweise des Betriebssystems an. Auf dieser Ebene verhalten sich die mitgelieferten Sicherheitskomponenten bereits sehr heterogen. Grundsätzlich hängt das mögliche Sicherheitsniveau im ersten Schritt von den Betriebssystemen ab.

Allerdings unterscheiden sich bei Googles Android-Betriebssystem die verfügbaren Versionen massiv voneinander. Einerseits werden Updates der Versionen nur stückweise nachgeschoben. Andererseits bringen Hersteller und Entwickler auch eigene Versionen, sogenannte Custom ROMs auf den Markt. Dies führt dazu, dass ein Stack aus mehreren Android-Versionen bereits starke Unterschiede bezüglich der Spezifikationen auf der Sicherheitsebene mit sich bringt.

So entsteht gewissermaßen ein  Konkurrenzmodell innerhalb der Android-Versionen. Es gibt eine Reihe von Betriebssystemen, die beispielsweise eigene Container-Modelle für die hybride Nutzung (privat und beruflich) der Mobilgeräte mitbringen. Beispiele dafür sind der von Samsung mitgelieferte Service KNOX oder seit neuestem auch ein Kernelement der neuen Google Suite Android for Work. Android for Work ist Googles neuer Anlauf für das Enterprise-Geschäft. Es wurde in Zusammenarbeit mit einigen namhaften EMM-Anbietern wie SAP und VMware entwickelt und unterstreicht die Ernsthaftigkeit hinter Googles Bemühungen, auch in diesem Segment besser Fuß fassen zu können.

Darüber hinaus ist auch die Verschlüsselung bei den Betriebssystemen stark zu unterscheiden. Beispielsweise hat Google für die aktuellste Version des Android-Betriebssystems Lollipop angekündigt, standardmäßig die Verschlüsselung zu aktivieren. Aufgrund möglicher Performance-Einbußen wurde die automatische Verschlüsselung aber bereits abgeschaltet und der Nutzer muss diese erst aktivieren. Apple hingegen geht hier als sehr gutes Beispiel voran. Der Hersteller verschlüsselt bereits seit iOS-Version 7 sämtlichen Datenverkehr teils mehrstufig über die sogenannte Crypto-Box.

Auch insgesamt schneidet Apple hinsichtlich der Datensicherheit auf den eigenen Geräten recht gut ab. Dies liegt daran, dass iOS die grundlegenden Methoden bereits mitbringt und darüber hinaus eine Reihe an APIs bereitstellt, die sehr gut mit externen Services kompatibel sind. Dies ist womöglich ein entscheidender Faktor, der die Vormachtstellung von Apple im Enterprise-Geschäft erklären kann. Notwendigerweise verfügen aber auch alle anderen Anbieter über solche APIs.

Mithilfe dieser APIs können externe Anwendungen, auf einzelne Schnittstellen im Betriebssystem zugreifen, die für das Management, die Überwachung und die Rechtevergabe notwendig sind. Mittlerweile existieren bereits viele Anbieter, die einzelne Komponenten einer EMM-Strategie, wie beispielsweise Mobile Device Management, bereitstellen. Es ist allerdings so, dass die Entwickler hinter diesen Komponenten selten einen ganzheitlichen Ansatz bieten können.

Daraus resultiert häufig, dass sich Allianzen, beispielsweise aus Herstellern und Security-Experten, ergeben. Samsung hat für das eigene Angebot KNOX bereits mit zwei Partnern eine solche Allianz gegründet. Zum einen arbeitet der koreanische Konzern mit BlackBerry und ihrer MDM-Lösung „BES“ zusammen, zum anderen wurde auch mit Good Technology, einem Anbieter für diverse Security-Lösungen im Mobility-Bereich, ein gemeinsames Angebot vorgestellt.

Diese Allianzen bieten somit oftmals einen umfänglicheren Schutz verglichen zu den Basis Funktionen, die mit den Betriebssystemen geliefert werden. Nichtsdestotrotz reicht es auch hier meistens nicht aus, sich auf die herstellereigenen Angebote zu verlassen. Um einen Überblick über die gesamten Funktionen zu behalten, bieten einzelne Anbieter auch einen integrativen Ansatz für das Enterprise Mobility Management an.

Hierbei handelt es sich dann um eine Aggregation verschiedener Services zu einem vereinheitlichten Tool. Der Vorteil ist, dass diese Lösungen mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits aufeinander abgestimmt sind und somit bei der Beschaffung, Implementierung und beim Betrieb deutlich unkomplizierter verglichen mit einer eigenen Zusammenstellung der Services sind.

Die Sicherheitsproblematik ist für das mobile Unternehmen lösbar

Es zeigt sich, dass die Unternehmen trotz eines geringen Planungsstands nicht alleine gelassen werden, wenn es um die Absicherung des Unternehmensnetzwerks im Kontext der Enterprise Mobility geht.

Die Anbieter arbeiten derzeit massiv daran, einen möglichst umfänglichen Schutz der Daten auch als Business-Standard gewährleisten zu können. Trotz einer stetigen Entwicklungsphase sind die meisten Angebote bereits mehr als ausreichend, um den Schutzbedarf der Unternehmensdaten zu gewährleisten.

Für die Unternehmen bedeutet dies, dass sie mit der Etablierung eines ganzheitlichen EMM-Konzepts richtig liegen. Im Zuge dieser bereits kurzfristig notwendigen Aktivitäten erlangen die relevanten Entscheider wieder die Kontrolle über die mobile Datennutzung innerhalb des Unternehmens, ohne die Mitarbeiter dabei zu stark einzuschränken oder ihre Arbeitsweisen maßgeblich zu verändern.

 

Unter der Voraussetzung, dass die Geschäftsprozesse der Unternehmen erfolgreich digitalisiert werden können, ist Enterprise Mobility damit nach wie vor die beste Chance, die Kommunikation mit Kunden und Partnern zu optimieren. Gleichzeitig wird auch das ortsunabhängige Arbeiten aller Mitarbeiter ermöglicht.  Enterprise Mobility ist der Türöffner für dezentrales und optimiertes Arbeiten.