Amazon hat rückwirkend zum 1. Mai mit der Versteuerung seiner Umsätze in Deutschland begonnen. Bislang zahlte der Online-Vesandhändler seine Steuern in Luxemburg. Das berichtet unter anderem die Süddeutsche Zeitung. Auch in Großbritannien hat der Konzern seine Steuerpolitik geändert.
Allerdings sei nicht die Kritik an den Steuervermeidungsstrategien der Grund für die Änderungen, so Amazon. “Wir überprüfen regelmäßig unsere Firmenstrukturen, um sicherzustellen, dass wir unsere Kunden bestmöglich bedienen können”, zitieren die Zeitungen Unternehmenssprecher.
Amazon unterhielt bislang vier Luxemburger Sociétés à responsabilité limitée – alle gemeldet unter der Adresse 5 Rue Plaetis in der Hauptstadt des gleichnamigen Großherzogtums – für den Verkauf von Waren an deutsche Kunden. Luxemburg gilt als Steueroase. Im vergangenen Jahr legten die sogenannten Luxemburg-Leaks offen, dass Amazon dort eine Tochter unterhielt, die gar keine Steuern zahlt. Ihr wurden beispielsweise 2009 mehr als 500 Millionen Euro überwiesen.
Aktuell untersucht die EU-Kommission die Legalität dieses Modells. Auch Apples besonders günstige Steuerarrangements in Irland prüft Brüssel noch. In einer Pflichtmeldung an die US-Börsenaufsicht SEC warnte der iPhone-Hersteller bereits vor einer “erheblichen” Steuernachzahlung an Irland, sollte die EU-Kommission Irlands Steuerabkommen abschließend als illegale Staatshilfe bewerten. In diesem Fall könnte der Konzern Steuern für die letzten zehn Jahre nachzahlen müssen.
Laut Amazons Finanzberichten wurden 2013 aus den europäischen Niederlassungen insgesamt etwa 13,6 Milliarden Euro an die Luxemburger Zentrale überwiesen. Das waren 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Laut Bericht konnte Amazon seinen Steuersatz dadurch um 8 Prozent auf 31,8 Prozent senken.
Außer wegen seiner Steuerpraktiken ist Amazon in Europa immer wieder auch wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik. Das Versandzentrum Leipzig wurde erst letzte Woche wieder bestreikt, weil das Unternehmen Verhandlungen über einen Tarifvertrag ablehnt. Amazon sieht sich selbst als Logistik-Firma, Verdi hingegen versucht einen Tarifvertrag durchzusetzen, der den Bedingungen des Einzelhandels entspricht. Konkret fordert die Gewerkschaft einen Euro mehr pro Stunde. Bei Amazon sind deutschlandweit etwa 9000 Menschen angestellt.
[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]
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