Auf dem Wirtschaftstag des Wirtschaftsrates der CDU hat Audi-CEO Rupert Stadler gefordert, dass die städtische Infrastruktur konsequent digitalisiert werden müsse. Die Umsetzung bezeichnete er als eine “historische Gestaltungsaufgabe” für die Gesellschaft. Vor allem bei der Verkehrsinfrastruktur seien noch große Anstrengungen nötig, damit digitale Mobilitätstechnologien ihren Nutzen voll entfalten können.
“Wirtschaft und Politik müssen die digitale Revolution gemeinsam gestalten”, fordert Stadler vor den 2500 Teilnehmern des Berliner Wirtschaftstages. Städte müssten ebenso intelligent werden wie die Autos von morgen. “75 Prozent der Infrastruktur des Jahres 2050 sind heute noch nicht gebaut. Das ist eine große Chance für einheitliche Standards im Betriebssystem der Stadt der Zukunft.”
Stadler führte die Technologie Ampelinfo online als Beispiel an. Audi nutzt es, um die richtige Geschwindigkeit für die “grüne Welle” zu errechnen. Er glaubt, dass sich im Jahr 900 Millionen Liter Kraftstoff sparen ließen, wenn alle Ampeln in Deutschland bereits vernetzt seien. Das entspräche über zwei Millionen Tonnen weniger an CO2, so Stadler weiter.
Auch im selbständigen Parken von vernetzten Autos, sieht Stadler Potential für Städte. Seiner Ansicht nach schrumpfe die benötigte Fläche in Parkhäusern um ein Drittel, wenn Fahrzeuge alleine parken, da künftig kein Platz mehr zum Ein- und Aussteigen benötigt werde. “Dadurch gewinnt die Stadt Raum zurück, zum Beispiel für Parks.”
Der Audi‑Chef bezeichnet es als eine spannende Herausforderung, die Rolle intelligenter Mobilität in einer modernen Gesellschaft zu definieren: “Wir brauchen ein gemeinsames gesellschaftliches Verständnis, wie wir Technologie für mehr Sicherheit, Effizienz, Nachhaltigkeit und Lebensqualität einsetzen wollen.”
“Städte sind der Hauptlebensraum des modernen Menschen. Deshalb richten wir auch das Auto in der Hauptsache auf urbane Bedürfnisse aus. Aber wie ist es mit dem Sparringspartner? Wird auch die Stadt intelligent? Meine zentrale Botschaft an die Politik ist: Jetzt ist es an der Zeit, sich mit den Technologien von morgen zu befassen. Nur so bleiben unsere öffentlichen Infrastruktur-Projekte zukunftsfähig. Warten wir nicht auf den einen, großen Paukenschlag. Die digitale Revolution findet täglich statt – das ist ‘the new normal’. Wirtschaft und Politik in Deutschland müssen Zukunft gemeinsam gestalten”, sagte Stadler.
Anfang März kündigte die bayerische Regierung an, ein Digitalisierungszentrum eröffnen zu wollen. Damit will sie die Digitalisierung im Freistaat vorantreiben. Das Zentrum soll den Rahmen für Forschung, Kooperationen und Gründungen liefern. Die Einrichtung wird bayernweit aktiv sein und voraussichtlich 116 Millionen Euro kosten. Für einzelne Projekte sind darüber hinaus weitere Gelder vorgesehen.
“Der Freistaat hat die Chance, als Leitregion im digitalen Wandel vorne mit dabei zu sein. Voraussetzung ist angesichts der weltweiten Konkurrenz jedoch ein beherztes Zugreifen statt zögerlichem Abwarten”, soll die bayerische Wirtschaftsministerin, Ilse Aigner, in einem Thesenpapier formuliert haben.
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