Deutsche Unternehmen entdecken Datenanalysen
Mangel an Datenexperten und fehlende strategische Ansätze sind derzeit noch die größten Stolpersteine. Dass aber solche Analysen wichtig bis sehr wichtig für den Geschäftserfolg eines Unternehmens sind, wird von den wenigsten Unternehmen bestritten.
Viele Unternehmen entscheiden sich heute bereits auf Grundlage von Analysen aus Unternehmensdaten. Das zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft KPMG und Bitkom Research. Demnach nutzen derzeit rund 75 Prozent der Unternehmen in Deutschland für das Fällen relevanter Entscheidungen Analyse von Unternehmens- oder Kundendaten. 48 Prozent gelingt es bereits, über die Erkenntnisse aus den Datenanalysen einen konkreten Nutzen für das Unternehmen zu ziehen.
In der Regel erfolgt die Datenanalyse mit vergleichsweise simplen Anwendungen wie etwa Tabellenkalkulationsprogrammen. Das ist in 87 Prozent der rund 700 befragten Unternehmen der Fall.
“Noch gestalten sich die Datenanalysen in den meisten Unternehmen relativ einfach. In der Regel beschreiben diese lediglich einen Ist-Zustand”, so KPMG-Partner Thomas Erwin. “Weil die Innovationszyklen aber immer kürzer werden, steigt der Druck auf Unternehmen, sich mit zukunftsorientierten Analysen zu befassen. Für alle stellt sich die Frage, ob und wie man von Datenanalysen profitieren kann oder gar muss, um nicht gegenüber dem Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten.”
Fortgeschrittene Datenanalysen mit Unterstützung von spezialisierter Software kommt derzeit bei 9 Prozent der Unternehmen zum Einsatz. Unter größeren Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern ist dies allerdings bereits bei 33 Prozent der Fall. Allen Unternehmen ist jedoch die Zielsetzung bei der Analyse von Daten gemein. So wurden in der Befragung Effizienz- und Umsatzsteigerung sowie Risikominimierung am häufigsten genannt.
Mit 98 Prozent äußern sich fast sämtliche Befragte, die anspruchsvolle Analysen fahren, über die entsprechenden Resultate “zufrieden” oder “sehr zufrieden”. Vorreiter bei den fortgeschrittenen Analysen sind die Automobilindustrie sowie die Versicherungsbranche und der Chemie- und Pharmasektor, so die Autoren der Studie.
Fast zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland gehen davon aus, dass die Bedeutung von Datenanalysen im eigenen Unternehmen in den kommenden drei Jahren steigen wird (63 Prozent), der Rest erwartet zunächst keine Veränderung.
Dass Datenanalysen für Unternehmen von großer Bedeutung sein können, scheint nicht bestritten zu werden. 61 Prozent betrachten diese als entscheidenden Baustein für die Wertschöpfung. 54 Prozent suchen gezielt nach Chancen, die sich durch umfassende Datenanalysen.
Sämtliche Unternehmen geben an, bereits heute unternehmenseigene Daten digital zu sammeln und IT-gestützt zu verarbeiten. 81 Prozent der Befragten verwerten Kundendaten, und jeweils rund zwei Drittel ziehen systemisch erstellte Daten (66 Prozent) wie Logdaten oder Sensordaten beziehungsweise öffentlich verfügbare Daten (65 Prozent) wie Marktdaten oder wissenschaftliche Publikationen zu Analysezwecken heran.
Bei Großunternehmen ab 2.000 Mitarbeitern ist das Thema Datenanalyse inzwischen auch als strategisches Thema etabliert. So haben bereits 56 Prozent der Unternehmen entsprechende Strategien für die Umsetzung von Big Data-Maßnahmen entwickelt.
Bei Unternehmen mit 500 bis 2.000 Mitarbeitern ist es nur 33 Prozent, bei noch kleineren Unternehmen sogar nur 27 Prozent. Vor allem unter Versicherern, in der Gesundheitsbranche und im Handel sind Datenanalyse-Strategien vergleichsweise weit verbreitet.
Nachzügler sind die Branchen Energie, Automobilindustrie, Maschinen- und Anlagenbau sowie Telekommunikation. Hier haben weniger als ein Fünftel der Unternehmen bereits eine entsprechende Strategie erarbeitet.
“Haupthindernisse auf dem Weg einer stärkeren Nutzung von Datenanalysen sehen die Befragten vor allem in der Weitergabe von Daten an Dritte, in Budgetrestriktionen und im Mangel an verfügbaren Analyse-Experten. Auch sehen sich viele Unternehmen schlicht unzureichend informiert, wenn es um die Möglichkeiten von Datenanalysen geht. Hier sind alle Beteiligten aufgerufen, den Nutzen noch deutlicher herauszustellen”, ergänzt KPMG-Partner Peter Heidkamp.