Ausgerechnet der Server-Hersteller Dell hat auf eine Server-kritische Studie der Stanford University und der Anthesis Group (PDF) verwiesen. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass weltweit rund 30 Prozent der Server in Rechenzentren unnötig in Betrieb sind. Die Forscher berufen sich dabei auf Zahlen der Firma TSO Logic. Das Unternehmen bietet eine Software an, um Rechenzentren energieeffizienter zu machen. Daher lässt sich nicht ausschließen, dass an der Ermittlung hoher Zahlen ein Eigeninteresse vorliegt. Allerdings bestätigen frühere Annahmen von McKinsey (schon 2008/PDF) und dem Uptime Institute die neue Untersuchung.
Jonathan Koomey und Jon Taylor, die Autoren der aktuellen Studie, zufolge laufen in den USA 3,6 Millionen Server, von denen niemand weiß, warum sie in Betrieb sind. Sie schätzen, dass es weltweit rund 10 Millionen Server sind. Diese benötigen vier Gigawatt Strom.
Diese Server bezeichnen Koomey und Taylor als “komatös”. Peter Dümig, Senior Server Product Manager bei Dell in Frankfurt am Main, nennt sie sogar “Zombie”-Server. Ihm ist allerdings nicht nur der unnötige Stromverbrauch ein Dorn im Auge: “Diese Zombie-Server verbrauchen nicht nur Strom, sie verursachen auch hohen Arbeitsaufwand und erhebliche Kosten.” Abhilfe schaffe eine konsequente Bestandsaufnahme und Analyse, um diese Zombie-Server zu identifizieren und so schnell wie möglich abzuschalten.
Eine “Aufräumaktion” des Uptime Institute mit mehreren Organisationen entdeckte beispielsweise im Frühjahr 2012 etwa 20.000 Server, deren Abschaltung keine negativen Folgen hatte. Insgesamt ließen sich auf diese Weise neun Megawatt an Strom einsparen. Davon entfielen fünf auf den Betrieb der Server und vier auf die zugehörige Lüftung und Kühlung.
“Auch wenn die genauen Prozentzahlen von Unternehmen zu Unternehmen schwanken, beobachten auch wir bei Anwendern insgesamt einen ähnlich hohen Anteil ungenutzter Server, die trotzdem ständig in Betrieb sind”, erklärt Dell-Experte Dümig. Vor allem der Betrieb ungenutzter oder redundanter Anwendungen, von Applikationen, die nur noch aus “historischen” Gründen weiterlaufen, oder Anwendungen, die in komplexe Abläufe eingebunden sind und die niemand im Unternehmen mehr versteht, seien der Grund dafür. Für diese “untoten” Anwendungen würden dann möglicherweise sogar mehrere “untote” Server eingesetzt.
Der Energieverbrauch ist nach Ansicht von Dümig aber nur ein Problem: “Im System-Management werden diese Systeme natürlich weiter berücksichtigt: Sie werden verwaltet, verfügbar gehalten, es werden Backups gemacht, ja womöglich werden sogar noch Updates durchgeführt. Und wenn es ganz unglücklich läuft, wird die Zombie-Hardware im Rahmen der regulären Beschaffungszyklen auch noch regelmäßig erneuert.”
Das Problem der Zombie-Server könne nicht durch Virtualisierung gelöst werden. Dümig ist der Meinung, dass nicht benötigte Dienste auch nicht virtualisiert werden müssen. Auf diese Weise verlagere sich das Problem nur auf eine andere Ebene. Unternehmen sollten vielmehr eine “konsequente Bestandsaufnahme, eine umfassende Analyse der existierenden Applikationen und deren Nutzung” vornehmen.
“Um es ganz offen zu sagen: als Hardware-Hersteller profitieren wir eigentlich von diesen Zombies”, resümiert Dümig. “Aber es wäre einfach nicht seriös, die Anwender hier nicht im Sinne einer effizienten Rechenzentrums-Struktur zu beraten. Man kann Unternehmen also nur empfehlen, dieses Problem schnellstmöglich anzupacken. ‘Never change a running system’ wäre hier der ganz falsche Ansatz.”
Und wie profitiert Dell von dieser Empfehlung? Die Antwort darauf ist in der neuen Ausrichtung des Unternehmens seit dem Abschied von der Börse zu suchen. Dabei ist Hardware-Verkauf nur die Grundlage, auf der man mit Kunden ins Geschäft kommt und letztendlich eine vertrauensvolle Partnerschaft aufbauen will. So der Plan. Da immer wieder Anwendungen aus unternehmensinternen “politischen” Gründen angeschafft, betrieben und dann nie wieder abgeschaltet werden, sollten Unternehmen für diese Bestandsaufnahme auf die neutrale Sichtweise externer Berater zurückgreifen, bringt Dürmig sein Unternehmen ins Spiel.
[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]
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