Sicherheitsspezialist: “Apple ist tatsächlich schlimmer als Adobe”
Der Sicherheitsforscher Stefan Esser wirft Apple vor, eine Schwachstelle in der aktuellen Version OS X 10.10.4 nicht gepacht zu haben. In einer El-Capitan-Beta habe der Konzern die Sicherheitslücke bereits behoben. Esser hat selbst einen Patch entwickelt.
Eine Sicherheitslücke gefährdet OS X 10.10.x. Dies hat der deutsche Sicherheitsspezialist Stefan Esser alias @i0n1c enthüllt und im Detail die Schwachstelle beschrieben. Auch einen Proof-of-Concept-Exploit hat er veröffentlicht. Zuvor hatte er auf GitHub einen Patch zur Absicherung bereitgestellt. Dieser lässt sich aber offenbar nur von erfahrenen Nutzern installieren. Zwar habe Apple das Sicherheitsproblem in den ersten Betas von OS X 10.11 beseitigt, aber die aktuelle Version OS X 10.10.4 bleibt bislang ungepatcht.
Apple hatte mit OS X 10.10 Yosemite den dynamischen Linker dyld mit neuen Umgebungsvariablen ausgestattet. Dazu zählt DYLD_PRINT_TO-FILE, diese erlaubt das Schreiben von Fehlerprotokollen in beliebigen Dateien. Allerdings habe der iPhone-Hersteller die üblichen Sicherheitsvorkehrungen bei dieser Variable vergessen. Dies ließ eine einfache lokale Ausweitung administrativer Privilegien (root) zu.
Esser kritisierte Apple auf Twitter für den nachlässigen Umgang mit der Schwachstelle. “Apple war also über den besagten Bug schon vor Monaten informiert, aber hat sich so unverantwortlich wie üblich verhalten und ihn nur in einer Beta gefixt, die ein halbes Jahr in der Zukunft liegt”, schrieb er etwa. “Apple ist tatsächlich schlimmer als Adobe”, legte er nach. “Apple hat also einen wirksamen Fix, hat ihn im Juni mit der El-Capitan-Beta freigegeben, aber nicht zurückportiert. Will es erst im September beheben.”
Allerdings geriet der Sicherheitsforscher bei Twitter und auf der Social-News-Plattform Reddit selbst in die Kritik, weil er Apple nicht vor seiner Veröffentlichung informiert hatte. Dazu erklärte Esser, dass er als Europäer keine Sicherheitslücken an ausländische Unternehmen berichten darf, wenn er keine Exportlizenz habe. Dies gelte seit Jahresanfang. Allerdings treffe diese Einschränkung nicht auf eine vollständige Offenlegung zu. Es handle sich im Übrigen nicht mehr um eine Zero-Day-Lücke, da sie Apple offensichtlich bekannt sei und auch in der El-Capitan-Beta behoben wurde.
Stefan Esser ist Geschäftsführer der Kölner Sicherheitsfirma SektionEins und wurde durch zahlreiche Hinweise auf Schwachstellen in Apples Betriebssystemen bekannt, gilt nicht zuletzt als ausgewiesener Spezialist für iOS-Jailbreaks. Dem iPhone-Hersteller legte er per Twitter ein Prämienprogramm für gemeldete Bugs nahe: “Man stelle sich vor, wie viel Geld zu verdienen wäre, wenn Apple sich um Sicherheit sorgen und Bug-Prämien zahlen würde …”
[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]
Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de