Cisco zieht sich aus Flash-Storage zurück
Invicta nannte Cisco das auf Flash-Speicher basierende Produktportfolio. Gerade mal zwei Jahre wurde dieses Vorhaben alt, nachdem bereits im zurückliegenden Herbst ernsthafte Probleme mit dieser Produktgruppe aufgetreten sind.
Cisco stellt den Produktbereich für Flash-Storage ein. Der Bereich erwies sich offenbar nicht als wirtschaftlich. Erst im Jahr 2013 hatte Cisco diese Technologie zusammen mit dem Anbieter Whiptail für 415 Millionen Dollar übernommen.
In einer Presseaussendung heißt es dazu: “Cisco priorisiert die Elemente des Portfolios, um den größtmöglichen Wert für unsere Kunden jetzt und in der Zukunft zu erreichen. Und heute geben wir das End-of-Life (EoL) für die Invicta Appliance und die Produkte des Scaling System bekannt.”
Die letzte Möglichkeit, eine solche Plattform zu bestellen, ist laut Cisco-Mitteilung der 24. Juli 2015. Anwender, die nach wie vor Service-Verträge haben, können auch weiterhin Support im Rahmen der End-of-Life-Verträge bekommen, versichert Cisco.
Damit setzt der Hersteller die vor einer Woche mit dem Verkauf der Sparte für Set-Top-Boxen an die französische Technicolor begonnene Konsolidierung des Unternehmens weiter fort. Zusammen mit dem offiziellen Amtsantritt des neuen CEO Chuck Robbins wird nun auch der Abschied von der Invicta-Produktlinie bekannt. Robbins ist seit dem 26 Juli der offizielle Nachfolger des Langzeit-CEOs John Chambers.
Mit der Übernahme von Whiptail im Jahr 2013 sollte eigentlich die Unified Computing System Plattform (UCS) mit einer Funktion für Flash-Storage erweitertet werden. Damit zielte Cisco auch auf die Konkurrenten NetApp und EMC. Doch der Plan hatte einen Hacken: Cisco musste aufgrund von Qualitätsbeschwerden durch Kunden im Jahr 2014 die Auslieferung der Invicta Arrays stoppen.
Ganz überraschend dürfte dieser Schritt Ciscos daher für Anwender und Partner nicht kommen. So hatte Ciscos Vertriebsmannschafft bereits vor dem öffentlichen Bekanntwerden der Probleme mit UCS Invicta die Vertriebsaktivitäten spürbar heruntergefahren. Invicta gab es als Standalone und als modulare Lösung. Wollten Anwender mehrere dieser Module zu einem Flash-Storage-Pool zusammenschalten, setzten wohl die Probleme ein. Cisco hatte daher im September 2014 die Auslieferung der Arrays ausgesetzt.
Cisco hatte die Invicta-Familie als “modulares NAND-Flash-Memory-System”, mit dem sehr hohe I/O Operations mit minimalen Latenzzeiten positioniert. Datenintensive Systeme können auch in Multitenant-Architekturen auf bis zu bis 144 TB Flash-Speicher zugreifen, hießt es von Cisco. Bis zu sechs solcher Systeme lassen sich laut Datenblatt zusammenschalten.
Als Beispiele nannte Cisco Anwendungen wie Data Warehousing, Microsoft Exchange und SharePoint Anwendungen, Virtuelle Desktop-Infrastrukturen (VDI), Business Analytics sowie Web-basierte Transaktionsprozesse.
Vergangene Woche hatte CEO Robbins in einem Blog angekündigt, dass man das Unternehmen für die nächsten Jahre vorbereiten und daher restrukturieren werde. Dabei werde es wohl auch im geringen Umfang zu Entlassungen kommen.
Man plane jedoch die Zahl der Mitarbeiter insgesamt zu erhöhen. Ob noch weitere Bereiche der Konsolidierung bei Cisco zum Opfer fallen werden, ist derzeit nicht klar. Robbins hatte vergangene Woche erklärt: “Ich prüfe, an welchen Stellen wir neu priorisieren werden und welche Bereiche wir beschleunigen werden. Damit werden wir notwendige Veränderungen umsetzen und das Unternehmen weiter vereinfachen und mehr Klarheit schaffen.”
[mit Material von Ben Sullivan, TechWeekEurope]
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