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Digitale Unternehmen rechnen mit der Cloud

“First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win.” Das immer wieder gerne genutzte Zitat von Mahatma Gandhi findet sich auch in der Geschichte der Cloud in Deutschland wieder. Anfangs als Hype belächelt, folgte der Kampf mit zum Teil abwegigen Argumenten, bei denen immer wieder die Themen Datenschutz & Datensicherheit  medienwirksam und unlauter vermischt wurden. Zum Ende des Jahres 2014 nahm die Verbreitung der Cloud in Deutschland dann jedoch rasant zu, was sich im Jahr 2015 weiter fortsetzt.

Eine Analogie der Cloud-Entwicklung lässt im Siegeszug der Verbreitung des WLANs in Unternehmen wiederfinden und zeigt, warum auch die Cloud sich letzten Endes durchsetzen wird. Zu Beginn standen diejenigen CIOs am Pranger, die es wagten eine WLAN-Infrastruktur einzuführen und ihr Unternehmen damit der Außenwelt zu öffnen. Heute lachen genau diese Kritiker, wenn ihnen kein WLAN angeboten wird. Psychologie und die technologische Entwicklung machen es möglich – zumal WLANs weiterhin als nicht sicher gelten.

Die Cloud ist die Grundlage der digitalen Transformation

Bei rund 75 Prozent der deutschen Unternehmen ist Cloud Computing ein fester Bestandteil der IT-Agenda. Hierbei ist die Cloud entweder ein aktiver Part des produktiven IT-Betriebs und wird im Rahmen von Projekten und Workloads eingesetzt oder die Unternehmen befinden sich in der Planungs- oder Implementierungsphase. Hierbei zeigt sich ein klarer Trend zur Hybrid Cloud. Über die Hälfte der Befragten (57 Prozent) setzt auf dieses Cloud-Betriebsmodell. Im Rahmen von Multi-Cloud-Strategien nehmen zudem Managed Private Cloud Umgebungen (57 Prozent) eine immer größer werdende Bedeutung ein.

Die Hybrid Cloud steht insbesondere deswegen im Fokus, da sich Unternehmen intensiv mit dem Thema der “Data Gravity” beschäftigen. Hierbei geht es um die Unbeweglichkeit der Daten. Entweder weil die Datenmenge zu groß ist, um sie in die Cloud zu verlagern oder weil rechtliche Rahmenbedingungen es erforderlich machen, die Daten im eigenen Besitz zu behalten. Eine hybride Cloud-Architektur ist in der Lage die Herausforderungen der “Data Gravity” zu adressieren und eindeutige Lösungsansätze zu bieten. Dabei ist es nicht mehr notwendig die Daten zu bewegen. Stattdessen bleiben diese auf einem eigenen Storage-System (zum Beispiel in einer Managed Private Cloud) liegen und die Public Cloud-Services (Rechenleistung, Applikationen, usw.) greifen dann zur Verarbeitung auf die Daten zu. Im Laufe der Verarbeitung wurden die Daten durch die Public Cloud Services zwar verändert und ggf. neue Daten erzeugt. Jedoch verlassen diese niemals das Storage-System in Richtung Public Cloud.

Nur etwa 25 Prozent der deutschen IT-Entscheider sehen für die Cloud keinen Platz auf ihrer IT-Agenda. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie lange diese das noch durchalten werden. Der Druck durch die eigenen Fachabteilungen nach mehr Flexibilität und kurzem Time-to-Market neuer Applikationen wird stetig größer. Es wird daher konsequent darauf hinauslaufen, dass es für CIOs keine Möglichkeit geben wird ohne die Nutzung von Cloud Services – in welcher Spielart auch immer – auszukommen. Denn wer möchte sich schon vorwerfen lassen die Chancen der digitalen Transformation fahrlässig zu verspielen?

Unter denjenigen Unternehmen, die sich der digitalen Transformation aktiv widmen und hierfür ihre Digital Infrastructure Fabric (DIF) aufbauen zeigt sich, dass Cloud Plattformen und Infrastrukturen ein zentraler Bestandteil der IT-Strategie sind, um die Digitalisierungsanstrengungen zu unterstützen. So zeigt sich, dass Infrastructure-as-a-Service mit 63 Prozent und Platform-as-a-Service mit 70 Prozent weit oben auf der Agenda der CIOs stehen und als grundlegende Basis für die Entwicklung und den Betrieb neuer Applikationen eingesetzt werden.

Das Internet of Things (IoT) wird den deutschen Cloud-Markt zudem weiter beflügeln und sehr schnell zu einem entscheidenden Faktor für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen werden, die sich gleichzeitig mit den dafür notwendigen Technologien auseinandersetzen müssen. Public Cloud-Umgebungen – sowohl Infrastrukturen (IaaS) als auch Plattformen (PaaS) – bieten hierzu die idealen Voraussetzungen, um als unterstützende Backend-Umgebungen für IoT-Services und -Endgeräte zu dienen. Die hierfür entscheidenden Eigenschaften wurden ihnen von den führenden Public Cloud-Anbietern bereits quasi in die Wiege gelegt, um sich zu einem IoT-Backend zu entwickeln. Man kann daher festhalten, dass das Wachstum der Cloud in Deutschland und der Fortschritt des Internet of Things eng miteinander verbunden sind.

Der Blick auf die Anbieter

Wie sich die wichtigsten Public Cloud Anbieter auf dem deutschen Markt verhalten, kann in dem aktuellen Analyst View “Public Cloud Anbieter in Deutschland: Frankfurt ist die Hochburg der Cloud-Rechenzentren” nachgelesen werden.

Halbzeit 2015: Sechs Cloud-Trends in Deutschland haben sich bereits bestätigt

Zu Beginn des Jahres hat Crisp Research zehn Trends für den Cloud Computing Markt in Deutschland ausgerufen. Sechs davon sind bereits Realität geworden.

  • Die Public Cloud ist in Deutschland angekommen

Das Public Cloud Modell ist in Deutschland massiv auf dem Vormarsch. Starke und aussagekräftige Projekte auf dem AWS Summit in Berlin von Unternehmen wie Audi, Zalando oder Zanox sprechen eine eindeutige Sprache. Die Public Cloud erfreut sich einerseits einer steigenden Beliebtheit, da IT-Nutzer ihre Anwendungen agiler und flexibler betreiben wollen. Andererseits, da mittlerweile fast alle relevanten Public Cloud Anbieter Rechenzentren auf deutschem Boden betreiben.

  • Berater und Systemintegratoren profitieren vom Cloud-Boom

Die Komplexität von Public Cloud Infrastrukturen sowie das fehlende Cloud-Wissen und Developer-Skills in deutschen Unternehmen spielen Cloud-Systemintegratoren wie der Direkt Gruppe, TecRacer oder Beck et. al. in die Karten. Das bestätigen Gespräche mit Verantwortlichen aus den jeweiligen Unternehmen. Der etwa 2,9 Milliarden EUR schwere Markt verteilt sich somit auf die Systemintegratoren und Berater die sich dem Thema Cloud ernsthaft widmen und damit einen entscheidenden Beitrag zur digitalen Transformation in Deutschland leisten.

  • Die Multi-Cloud ist Realität

Der Einsatzgrad Cloud-übergreifender Deployments hat stark zugenommen. Auf jeder Cloud-Strategie-Agenda werden die Evaluation und der Betrieb von mindestens zwei oder mehr Cloud-Anbieter berücksichtigt. Ein Grund hierfür ist das Risikomanagement. Ein weiterer zentraler Grund besteht darin, dass nicht jeder Anbieter alle Anforderungen abdecken kann – Stichworte: Bare Metal oder Legacy-IT. Derzeit werden die Workloads noch individuell pro Cloud-Anbieter verwaltet. Mittelfristig wird sich das Management auf eine zentrale Plattform verlagern, die ein vereinfachtes Deployment unterstützt.

  • Frankfurt stellt Cloud-Connectivity und Performance sicher

Die Cloud-Connectivity ist sowohl für Anbieter als auch Anwender von wichtiger Bedeutung, um den technischen Herausforderungen (geringe Latenz, hoher Durchsatz und Verfügbarkeit) zu begegnen und damit Applikationen und Services performant, stabil und sicher zu betreiben. Frankfurt gilt hier als das Herz des deutschen als auch europäischen Cloud-Marktes. Ein Blick auf die derzeit wichtigsten Public Cloud-Anbieter für den deutschen Markt zeigt, dass sich bereits die Hälfte für Frankfurt als Rechenzentrumsstandort entschieden hat und damit die Relevanz von Cloud-Connectivity und Performance unterstreicht. Amazon Web Services, ProfitBricks, Softlayer und VMware sind bereits in Frankfurt angekommen, Salesforce wird im August folgen.

  • Das Internet of Things treibt das Mobile Backend-Development

Im Zuge der Digitalisierung nimmt die Entwicklung von mobilen Apps im Kontext des Internet of Things immer weiter zu. Die über die Endgeräte gesammelten Daten werden auf Backend-Infrastrukturen übertragen, wo Backend-Applikationen die Auswertung und Verknüpfung mit anderen Daten vornehmen und zur Visualisierung auf ein Frontend vorbereiten. Mobile Backends gehören als IoT-Backends damit zu einem wichtigen Teil der “IoT-Value-Chain”. Was wir derzeit im Markt für Fitness-“Wearables” sehen – mit der immer mehr Menschen eine Selbstvermessung vornehmen – wird sich auf andere Industrien ausweiten. Aktuell ist viel Bewegung im Smart Home Umfeld zu beobachten. Anbieter wie Tado (Intelligente Heizung- und Klimaanlagensteuerung) oder Netatmo (Wetterstation) betreiben Backend-Applikationen auf Cloud-Infrastrukturen, die für eine ganzheitliche Vernetzung der Endgeräte untereinander sorgen und die Steuerung sicherstellen.

  • Mehr Services – Die Preise ziehen an

Preisreduzierungen gehören der Vergangenheit an. Stattdessen tendiert das Preisbarometer nun in die andere Richtung. Erstmalig wird Microsoft die Preise für Azure in der Region Europa zum 1. August um 13 Prozent erhöhen. Der Fokus gilt immer mehr dem Thema Innovationen. Amazon AWS hat in diesem Jahr bereits etwa 220 neue Services und Funktionen veröffentlich, Microsoft Azure etwa 110 neue Services und Funktionen. Auch ProfitBricks hat erkannt, dass pure Infrastruktur zur Commodity geworden ist und nur sehr wenig Potential für Innovationen bietet. Stattdessen benötigen die Kunden Enablement, um Cloud-Infrastrukturen zu nutzen, um darauf eigene Services und Produkte vertikal aufzubauen. Mit DevOps-Central hat ProfitBricks ein Portal präsentiert, um Entwickler für die Infrastrukturumgebung zu begeistern. Darüber hinaus wurden proprietäre SDKs für Java und Go vorgestellt, mit denen Entwickler die Server und andere ProfitBricks-Infrastrukturkomponenten über eine REST-API programmatisch steuern können.

Marketing-Gag: “Cloud Made in Germany”

Was macht eigentlich diese “Deutsche Cloud“? Nichts! Das Marketing um die “Deutsche Cloud” sollte endlich aufhören. Deutsche Kunden haben niemals nach der “deutschen Cloud” gefragt. Dabei handelt es sich lediglich um einen kreativen Einfall von ein paar deutschen Marketing-Managern.

Anstatt ständig die “Deutsche Cloud” hoch zu loben, sollten deutsche Anbieter ihre Kraft lieber dafür verwenden, um innovative und attraktive Cloud-Services zu entwickeln und zu vermarkten.

Die Marktmacht und klare Innovationsführerschaft US-amerikanischer Anbieter gegenüber den Deutschen ist ein viel gravierenderes Problem. Schließlich ist die Verfügbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Cloud Services immer noch beschränkt. So greifen viele Unternehmen bei Cloud-Diensten auf die Angebote aus den USA zurück.

Fakt ist, ein Großteil deutscher CIOs fragt nach einem deutschen Rechenzentrum, um das deutsche Datenschutzniveau zu gewährleisten und damit die rechtlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. Allerdings sollten Unternehmen dabei keinesfalls die Bedeutung der globalen Skalierbarkeit vernachlässigen, um schnell in andere Ländermärkte expandieren zu können. Dafür sind Anbieter mit einem globalen Footprint unerlässlich. Ein Grund, warum die IT- und Cloud-Strategie von Beginn an der Unternehmensstrategie ganzheitlich ausgerichtet werden muss.

Bottom Line: Die Digitalisierung treibt das Cloud Computing

Deutsche Unternehmen befinden sich inmitten ihres Cloud-Transformationsprozesses. Basierend auf einer Multi-Cloud-Strategie bestehend aus Infrastrukturen, Plattformen und Services von verschiedenen Anbietern setzen sie diese Schritt für Schritt um. In diesem Zuge evaluieren CIOs Anbieter und Technologien für den Aufbau ihrer Digital Infrastructure Fabric (DIF), welche die technologische Umsetzung der individuellen Digitalstrategie widerspiegelt und als Grundlage für neuartige Geschäftsmodelle und agile Unternehmensprozesse steht.

Die Cloud nimmt hierbei einen zentralen Stellenwert ein und ist das Vehikel der digitalen Transformation. Nur anhand des Einsatzes dynamisch agierender und global skalierbarer Plattformen und Infrastrukturen lässt sich die IT-Strategie an die sich ständig verändernde Marktsituation anpassen und die Unternehmensstrategie damit von der technischen Seite agil unterstützen.

Redaktion

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