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“Digitales Herz sucht digitalen Verstand” – ERP 4.0

silicon.de: Jeder spricht davon, aber was genau können wir uns denn unter der viel beschworenen digitalen Transformation vorstellen?

Kühl: Die einen nennen es Industrie 4.0, andere sprechen von digitaler Transformation, und manche entwerfen gar neue Begriffe wie d!conomy, das Motto der CeBIT 2015. Dies alles sind Beschreibungsversuche für eine Entwicklung, die fast alle Bereiche der Unternehmenswelt und des alltäglichen Lebens berührt. Der digitale Wandel beschreibt den Umbruch, den wir beim Umgang mit Technologien und Daten täglich spüren. Der digitale Wandel verändert Struktur und Wertschöpfungskette aller Unternehmen und Branchen und stellt Unternehmen und Mitarbeiter vor die Herausforderung, mit der zunehmenden Digitalisierung von Prozessen und Arbeitsweisen zurecht zu kommen. Zudem ist er, so ein Statement der Bundesregierung, “eine der zentralen Gestaltungsaufgaben für Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik”.

silicon.de: Trifft das auch auf mittelständische Unternehmen zu?

Kühl: Jeder hat seine eigene Meinung zum digitalen Wandel, aber Aktuelle Studien erklären, dass Deutschland diesbezüglich noch viel Nachhilfe benötigt. Da der Mittelstand eine zentrale Säule unserer Wirtschaft ist, müssen sich KMU demnach verstärkt mit der Digitalisierung beschäftigen, um mithalten zu können. Sie sollten ihre vielen verschiedenen Geschäftslösungen beispielsweise effizienter miteinander verknüpfen, um so den größten Nutzen aus ihnen zu ziehen sowie mögliche Hürden besser abzuschätzen. Digitale Technologien erschließen ihnen neue Kommunikations- und Vertriebskanäle. Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, ist der Einsatz neuer Technologien für ein Hochlohn-Land wie Deutschland alternativlos. Wir sollten dabei aber gleichzeitig würdigen, dass damit eine Vielzahl neuer Chancen entstehen. Allerdings setzt die mit der Digitalisierung verbundene Transformation von Geschäftsprozessen Zeit, gute Planung und eine durchdachte Architektur voraus.

silicon.de: Würden sie denn die Analysten-Aussage, dass es ohne digitale Transformation keine Zukunft für diese Unternehmen gibt, auch unterschreiben?

Kühl: Auf lange Sicht ist diese Aussage sicherlich korrekt, denn vor der Digitalisierung kann wirklich kein zukunftsorientiertes Unternehmen die Augen verschließen. Der Angriff auf etablierte Geschäftsmodelle erfolgt leise, meist unbeobachtet und häufig in kleinen Schritten.

“Das Digitale schafft die Wirklichkeit, in der der Verbraucher lebt. Egal ob Arbeitgeberbeurteilung oder Verbraucherportal: Widersprüche werden in Echtzeit aufgedeckt und lenken die Verbraucherströme um. Wer das nicht erkennt, verwaltet nur noch den eigenen Untergang”, so Godelef Kühl, Gründer und Vorstand des ERP-Spezialisten godesys. (Quelle: godesys)

Die damit einhergehende Veränderung ist zwar sichtbar, wird aber gerne nicht umfassend genug wahrgenommen. Und so kreiert der stete Wandel permanent neue Geschäftsmodelle, die plötzlich auch für etablierte Unternehmen zur Herausforderung werden können. Von diesem latent spürbaren Bedrohungspotential leben ganze Branchen und unken über die Zukunft.Dabei ist die Vorhersagekraft darüber, was sich zukünftig ändert, gar nicht entscheidend.

Wichtiger für die Gestaltung der digitalen Transformation ist für Entscheider das Wissen über das, was bleibt. Nach meiner Auffassung gibt es dabei drei Megatrends.

  • Erstens: individuelle Kundenansprache. Trendthemen wie Cross-Channel oder Multi-Channel sind temporäre Phänomene, die Fokussierung auf die Kundenbedürfnisse ist das A und O.
  • Zweitens: die Schaffung eines einzigartigen Produktangebotes. Nur so können sich Unternehmen vom Wettbewerb distanzieren.
  • Drittens: Individualisierung des Angebots. Die Gewinner der digitalen Transformation beherrschen die Methoden der aktiven Preisführung und setzen entweder auf günstig oder auf Unvergleichbarkeit.

Wer diese Dinge beherzigt, geht einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Die Digitalisierung ist jedoch mehr: Sie ist der Werkzeugkasten jeder individuellen Zukunftsstrategie. Wir stehen heute mit dem Smartphone auf und auch die letzte Tat des Tages ist zumeist der Blick in die Mailbox. Das Digitale schafft die Wirklichkeit, in der der Verbraucher lebt. Egal ob Arbeitgeberbeurteilung oder Verbraucherportal: Widersprüche werden in Echtzeit aufgedeckt und lenken die Verbraucherströme um. Wer das nicht erkennt, verwaltet nur noch den eigenen Untergang.

silicon.de: Die Fragen nach dem ob haben sie damit ja mit drastischer Deutlichkeit beantwortet. Aber wie sieht es denn mit dem Wie? aus? Wie sollen Unternehmen auf diese Umwälzung reagieren?

Kühl: Ein Beispiel: ERP-Projekte werden heute oft noch auf der Grundlage alter Technologien durchgeführt. 80 Prozent der ERP-Systeme sind, unabhängig von den Marketingaussagen der Hersteller, in ihren Ursprüngen aus den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der Trend zur mobilen Applikation wird in dieser Welt der alten Silo-ERP durch Schnittstellen und eigenentwickelte Produkte gelöst.

Das hat aber neben der Notwendigkeit zur Beherrschung unterschiedlicher Technologien für das Anwenderunternehmen auch den elementaren Nachteil, dass die notwendigen Daten für den mobilen ERP-Prozess im alten ERP-Silo liegen und zur Bereitstellung mühsam individuelle Schnittstellen programmiert werden.

Die dazu notwendige Geschäftslogik liegt nur in alter Technologie vor und wird dann zumeist mühevoll für die mobile Nutzung in moderner Technologie nachprogrammiert. Das ist langsam, teuer und individuell. Oder anders: auf Dauer nicht wartbar.

silicon.de: Sozusagen alter Wein in neuen Schläuchen?

Kühl: Heutige ERP-Szenarien haben Bedürfnisse, die in den klassischen Auswahlszenarien nicht erkannt werden. Auch hierzu Beispiele: In mehr als 80 Prozent aller Web-Shop-Implementationen wird die Ermittlung der korrekten Kundenpreise, von Mengen- oder Naturalrabatten für den Shop nachprogrammiert.

Dabei ist Preisfindung seit jeher eine ERP-Domäne. Unternehmen sollten sich daher fragen: Kann ihr ERP-System die Preisfindung als Webservice zur Verfügung stellen? Warum haben die meisten E-Commecre-Lösungen eine eigenständige Gutscheinverwaltung, obwohl der Kunde doch über alle Kanäle gleich behandelt werden möchte? Wo, wenn nicht im ERP, soll eine zentrale Gutscheinverwaltung erfolgen? Wie kommen die Zahldaten der Marktplätze in die Buchhaltung? Wie ist die Bonität meiner Kunden? Warum kann ich meine Kunden nicht interaktiv über alle Kanäle ansprechen und konsistent behandeln?

Auch wenn das Marketing der Geschäftssoftware-Anbieter anderes erzählt: Die einheitliche Lösung dieser in der Erkenntnis simplen Probleme verursacht aktuell die größten Schwierigkeiten und Kosten in laufenden Projekten.

Digitale Geschäftsmodelle benötigen zur erfolgreichen Umsetzung einen modernen Technologie-Stack. Den kann godesys liefern. Hierzu gehören Preisfindung und Gutschein-Engine, die identisch für Shop und ERP ist, integrierte Zahlungsauszifferung der Payment-Dienstleister, integrierte Finanzdaten. Shop, Portal und ERP auf einem quelloffenen Applikationsserver plus Portalplattform. godesys gestaltet den digitalen Wandel durch das aktuell größte Investitionsprogramm seiner Geschichte.

silicon.de: Wie ich sehe, scheinen sie für die neuen Herausforderungen gewappnet zu sein. Doch haben wir ja nach wie vor sehr unterschiedliche Branchen und auch unterschiedliche Unternehmensgrößen mit individuellen Ansprüchen.

Kühl: Der digitale Wandel betrifft jede Branche und Firmengröße. Laut PwC will die deutsche Industrie bis 2020 jährlich 40 Milliarden Euro in Industrie 4.0-Anwendungen investieren. Vor allem der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Informations- und Kommunikationsbranche wollen demnach überdurchschnittlich in die Digitalisierung und Vernetzung investieren. Aber auch andere Branchen wie Handel oder Dienstleistungen können sich dem Wandel nicht verschließen.

Für alle gilt: Adressieren Sie Kunden möglichst individuell in allen Kanälen, setzen Sie auf einzigartige Produkte und beachten Sie Ihre Preisführung.

silicon.de: Ihren letzten Satz sollte man sich ausdrucken und übers Bett hängen! Das klingt eigentlich recht einleuchtend.

Kühl: Digitale Unternehmen jeder Größe haben ein digitales Herz und lassen sich auch nur mit digitalem Verstand steuern. Das bedeutet: Nicht nur Strategie, Ausrichtung und IT müssen aufeinander abgestimmt sein und die veränderten digitalen Kundenanforderungen adressieren.

Eine besondere Bedeutung hat der Unternehmenslenker, beziehungsweise CEO. Es geht immer mehr darum, dass das Verständnis für IT und Automatisierung hierarchisch im Unternehmen verbreitet ist. “Digital” muss zentraler Bestandteil der Unternehmens-DNA werden.

silicon.de: Dennoch werden Unternehmen auch künftig Software brauchen, wie ich annehme? Aber was sollte die ihrer Ansicht nach besonders gut können?

Kühl: Die Umgestaltung kann nur mit Lösungen und ERP-Systemen gelingen, die drei zentrale “C” adressieren und einheitlich integrieren: Content, Communication und Commerce. Es kommt verstärkt auf hochwertige, zielgruppenspezifische Inhalte, eine durchdachte und gut verzahnte Kommunikation der verschiedenen Abteilungen und Akteure sowie eine Fokussierung auf die Unternehmensstrategie an.

Nur ganzheitliche Lösungen gestatten es, den Wandel zu gestalten. Hier eine neue Software, dort eine mobile Strategie: Bei der digitalen Transformation geht es um mehr als technologische Veränderung. Stattdessen müssen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle und Strategien anpassen und festlegen, wie sie künftig mit Kunden und Partnern interagieren. Vom digitalen Wandel werden einige Firmen profitieren, andere werden aber nicht mithalten können. Daher raten wir Firmen, ihre Strategie so anzupassen, dass sich Veränderungen problemlos realisieren lassen und eine stete Flexibilität und Agilität gewährleistet sind.

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Redaktion

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