Spotify will umstrittene neue Datenschutzrichtlinien nochmals überarbeiten
Ein Sprecher des Musikstreaming-Dienstes hat die erneut geplante Aktualisierung bestätigt. Die infolge massiver Kritik überarbeitete Fassung wurde schon in Großbritannien eingeführt. 30 Tage lang sollen Anwender Zeit erhalten, sie zu akzeptieren. Dabei ist es egal, ob sie schon der ersten Änderung zugestimmt haben oder nicht.
Spotify hat angekündigt, seine umstrittenen Datenschutzrichtlinien in Deutschland nochmals “zeitnah” zu überarbeiten. Ein Unternehmenssprecher bekräftigte das nun gegenüber Spiegel Online. Der schwedische Musikstreaming-Dienst reagiert damit auf massive Kritik an der erst am 19. August aktualisierten Version.
Kunden sollen in der neu formulierten Variante 30 Tage lang Zeit erhalten, die neuen AGB samt den entsprechenden Datenschutzbestimmungen zu akzeptieren. Es spiele dabei keine Rolle, ob sie schon der vor gut zwei Wochen geänderten Variante zugestimmt haben oder nicht, so der Firmensprecher.
In Dänemark, Großbritannien und Schweden hat Spotify die überarbeiteten Datenschutzrichtlinien bereits freigegeben. Die britische Variante wurde zum Beispiel schon um eine ausführliche Einleitung erweitert, in der das Unternehmen erläutert, auf welche Informationen es in jedem Fall zugreift und welche es nur dann verwendet, wenn der Anwender dies wünscht.
Zu den definitiv gesammelten personenbezogenen Daten gehören in Großbritannien das Geburtsdatum, das Alter sowie die Adresse des Kunden, sofern er sich mit den AGB einverstanden erklärt hat. Für den Einsatz von Informationen wie Standort, Fotos oder Adressbuchkontakte holt Spotify die Zustimmung des Anwenders nochmals gesondert ein.
Ob die für Deutschland geplante überarbeitete Ausführung mit der britischen konform geht oder inhaltliche Änderungen liefert, dürfte spätestens in zwei Wochen geklärt sein. Denn am 19. September endet der Zeitraum, in dem die meisten britischen Spotify-Nutzer den AGB zugestimmt haben müssen, wenn sie den Streaming-Dienst nach wie vor nutzen möchten.
In den seit dem 19. August gültigen Datenschutzbestimmungen verlangt Spotify von Nutzern seiner Apps mehr Zugriffsrechte als bisher. Zum Beispiel will es auf Sensordaten, Sprachbefehle, Standort, Kontakte und Fotos zugreifen. In einer ersten Reaktion auf die daraufhin von vielen Nutzern geäußerte Kritik erklärte Spotify-CEO Daniel Ek: “Um es klar zu sagen: Wenn Du diese Art Informationen nicht bereitstellen willst, musst Du es nicht.” Man hole die ausdrückliche Zustimmung der Anwender ein, bevor man auf irgendwelche dieser Daten zugreife, und werde sie nur zu dem Zweck einsetzen, dass Nutzer ihre Spotify-Erfahrung anpassen können.
Die Mehrzahl der kritisierten Datenschutzänderungen zielen auf neue Funktionen ab, mit denen sich Spotify von seinen Mitbewerbern abgrenzen will. Aus den Standortdaten erfährt Spotify unter anderem, ob der Anwender gerade geht, läuft oder stillsteht – und will so in Zukunft die Musikauswahl an das Bewegungstempo anpassen. Von solchen Neuerungen erhofft sich der derzeit nach Abonnentenzahlen größte Musikstreaming-Dienst, seine Spitzenpositionen gegen starken Wettbewerb wie Apple Music verteidigen zu können.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]