Bericht: Dell will EMC kaufen

Dell (Bild: Dell)

Dell bestätigt die Übernahme von EMC. Demnach werden Michael S. Dell, MSD Partners, Silver Lake sowie Temasek 33,15 Dollar je EMC-Aktie bezahlen. VMware hingegen wird weiterhin als unabhängiges Unternehmen agieren.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass Dell in den nächsten Tagen den Kauf des Storage-Spezialisten EMC bekannt geben wird. Unter Berufung auf vertraute Personen berichtet die Agentur, dass Dell mindestens 53,6 Milliarden Dollar für das Unternehmen bezahlen werde, was etwa der Marktkapitalisierung des Storagespezialisten entspricht. Dell aber werde 33 Dollar pro Aktie bezahlen was einem Aufschlag von 18 Prozent oder mehr als 5 Dollar auf den Schlusskurs vom Freitag entspricht.

Die Verhandlungen zwischen Dell und EMC sowie die Gespräche mit Banken über die notwendige Finanzierung wurden laut Reuters am Sonntag fortgesetzt. Beide Seiten hoffen offenbar, sich bis Montag oder Dienstag einigen zu können. Etwa 25 Dollar je Aktie zahle Dell wahrscheinlich bar. Dieser Wert entspricht dem Marktwert der EMC-Beteiligung an VMware.

Darüber hinaus soll EMC durchgesetzt haben, dass es in einem bestimmten Zeitraum noch Kaufangebote von anderen Interessenten einholen kann. Dell bekomme in diesem Fall aber eine Entschädigung. Über deren Höhe ist allerdings nichts bekannt. Eine derartige Bedingung sei nicht ungewöhnlich, so Reuters weiter. Sie zeige, dass CEO Joe Tucci alle Möglichkeiten nutze, um die Aktionäre davon zu überzeugen, dass ein Verkauf an Dell die beste Option für das Unternehmen ist.

Laut Reuters könnten auch IBM, Cisco oder Hewlett-Packard Interesse an EMC haben. Dass aber eines der Unternehmen tatsächlich in einen Bieterstreit um EMC einsteige, wird jedoch als eher unwahrscheinlich angesehen.

Die Übernahme von EMC wäre die bisher größte Firmenübernahme im Technologiesektor. Über einen möglichen Zusammenschluss beider Firmen hatten Reuters und das Wall Street Journal bereits in der vergangenen Woche spekuliert. Damals wurden jedoch auch noch andere Modelle als Option gehandelt.

Dell könnte mit dem Kauf von EMC die eigene Position als Anbieter von Unternehmens-IT weiter festigen und auch den Storage-Bereich weiter stärken. Zudem würde sich Dell mit der Übernahme einen Konkurrenten vom Hals schaffen. So gibt es in den Angeboten der beiden Unternehmen viele Überlappungen. Gerade im Storage-Bereich sind diese sehr hoch. Daher ist auch bei eines Mergers mit umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen und Entlassungen zu rechnen.

EMC-CEO Joe Tucci soll angeblich mit Dell über einen Verkauf verhandeln. Quelle: Harald Weiss.
EMC-CEO Joe Tucci soll angeblich mit Dell über einen Verkauf verhandeln. (Quelle: Harald Weiss)

Mit der Übernahme durch Dell könnte laut WSJ zudem ein wichtiges Personalproblem bei EMC gelöst werden. Denn nach wie vor gebe es für CEO Joe Tucci, der sich Anfang des kommenden Jahres aus der Unternehmensführung zurückziehen wolle, keine Nachfolgeregelung.

Reuters zufolge birgt das Bieterverfahren Risiken für den Käufer. Diese Erfahrung habe Dell bereits 2013 beim Buyout durch Firmengründer Michael Dell gemacht. Der Aktivist-Investor Carl Icahn und die Investmentfirma Blackstone trieben den Preis damals durch eigene Gebote in die Höhe. Auch wenn sich das von Michael Dell geführte Konsortium durchsetzte, musste es rund 350 Millionen Dollar mehr ausgeben als ursprünglich geplant.

EMC hat mit Elliott Management ebenfalls einen Investor, der sich für die Rechte von Anlegern einsetzt. Es hält derzeit rund 2 Prozent der EMC-Aktien. Schon länger ist man bei EMC auf der Suche nach neuen strategischen Optionen. Erst im August hatte EMC erwogen, den Storage-Spezialisten an das Tochter-Unternehmen VMware in einem Downstream-Merger zu verkaufen. Elliott Management hatte immer wieder darauf gedrängt, dass EMC VMware abspalten soll, um VMware zu einer Wersteigerung zu verhelfen.

Derzeit sind die Unternehmen Pivotal, VMware, RSA Security und EMC als unabhängig agierende Unternehmen im Dach der so genannte EMC Federation zusammen gefasst. Zudem hält EMC derzeit rund 80 Prozent an VMware. Wie sich dieses Unternehmenskonstrukt nach dem Verkauf weiterentwickelt, ist derzeit nicht bekannt.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]