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Deutsche Wirtschaft hinkt bei Digitalisierung hinterher

Von 100 möglichen Indexpunkten bei der Digitalisierung erreicht Deutschland derzeit nur 49. Auch die Aussichten bis 2020 scheinen eher verhalten. Das geht aus dem Wirtschaftsindex DIGITAL hervor, den das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie heute vorgestellt hat.

Laut  “Monitoring Report Wirtschaft DIGITAL 2015” kann die Wirtschaft in Deutschland heute nur etwa knapp die Hälfte der möglichen Punkte beim Digitalisierungsgrad erreichen. Für 2020 prognostizieren die befragten Unternehmen der Wirtschaft einen verhaltenen Anstieg auf 56 Punkte. Auch in den nächsten Jahren werden in der Privatwirtschaft in Deutschland in der Gesamtsicht nur wenige Digitalisierungsinitativen angestoßen.

Allerdings zeigt der Report auch starke Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen auf. So ist es vor allem die IKT-Wirtschaft, die mit 66 Indexpunkten den höchsten Digitalisierungsgrad erreicht. Damit ist diese Branche Vorreiter der digitalen Transformation in Deutschland. Es wird erwartet, dass diese Branche einen Digitalisierungsgrad von 71 Punkten erreicht.

Wissensintensive Dienstleister stehen heute mit 59 Indexpunkten noch über dem Durchschnitt. In den nächsten fünf Jahren werde hier der Wert um drei Indexpunkte wachsen. Finanz- und Versicherungsdienstleister erreichen heute 55 Indexpunkte und 2020 ebenfalls 62 Indexpunkte.

Durchschnittlich digitalisiert zeigt sich mit 50 Indexpunkten im Jahr 2015 der Handel. Prognostiziert wird dem Handel eine Verbesserung um sechs Punkte. Die Energie- und Wasserversorgung (2015: 47 Punkte) verbessert sich um zwölf Punkte und soll in fünf Jahren 59 Indexpunkte erreichen.

Unterdurchschnittlich digitalisiert sind und bleiben Verkehr und Logistik (2015: 40, 2020: 49 Punkte). Der Maschinenbau hingegen zeige hohes Digitalisierungstempo (2015: 39 Punkte, 2020: 51 Punkte) und steigt 2020 in die nächst höhere Digitalisierungsdimension auf. Dagegen sind die Wirtschaftsbereiche Chemie und Pharma gegenwärtig unterdurchschnittlich digitalisiert (2015: 40 Punkte).

Stark unterdurchschnittlich digitalisiert bleibt das deutsche Gesundheitswesen mit aktuell 36 Punkten. In den nächsten fünf Jahren wird hier ein Zuwachs auf 44 Punkte erwartet. Der Fahrzeugbau erzielt derzeit 37 Punkte, der Wert in dieser Branche werde jedoch in den nächsten fünf Jahren auf 48 ansteigen. Ein sehr hohes Digitalisierungstempo hat das sonstige verarbeitende Gewerbe, das von 36 Punkte auf 50 Punkte im Jahr 2020 anwachsen wird.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie rät den Unternehmen sich vorrangig auf die Effizienzsteigerung interner Prozesse, Arbeitsabläufe und Ressourcen zu konzentrieren, die in 58 Prozent der befragten Unternehmen bereits heute sehr hoch sind. Die deutliche Steigerung der Innovationsfähigkeit, die 51 Prozent der Unternehmen erkennen, ist zweitwichtigster Treiber für eine beschleunigte Digitalisierung.

Digitalisierungsexperten wie Lumir Boureanu hingegen empfehlen den Unternehmen die Digitalisierungsprozesse bei den Geschäftsmodellen zu starten.

Ebenfalls wichtig ist das digitale Know-how der Beschäftigten. Eine Schlüsselstelle für die Digitalisierung ist die Wertschöpfungskette. Diese ist erst bei 33 Prozent der Unternehmen vollständig digitalisiert, denn digitale Informations- und Vertriebskanäle werden noch unzureichend genutzt.

Digitale Kanäle zur Individualisierung von Produkten oder Services durch die Kunden sind erst bei 34 Prozent der deutschen Unternehmen vorhanden. Für die Autoren des Reports habe kein anderer Faktor einen höheren Einfluss auf die Digitalisierung.

Aber der Report fragt auch ab, was die Politik tun kann, um diese Prozesse weiter voranzutreiben. Hier werden Forderungen nach mehr IT-Sicherheit, Breitbandausbau und besseren Datenschutzvorschriften laut. Auch entsprechende Förderangebote für die Digitalisierung wünscht sich die Wirtschaft. Wichtigste Forderung ist allerdings das Thema Sicherheit. 92 Prozent der Unternehmen wollen hier mehr Engagement der Politik. 90 Prozent wollen eine Intensivierung des Breitbandausbaus, vor allem größere Unternehmen machen sich dafür stark. Denn nach wie vor ist Deutschland hier im Internationalen Vergleich eher im Mittelfeld.

Datenschutz und “Ausbau der Fachkräfteförderung” folgen mit jeweils 78 Prozent der Nennungen auf den Rängen drei und vier. 70 Prozent wollen staatliche Förderangebote und von einem Ausbau des EU-Binnenmarktes versprechen sich lediglich 62 Prozent der Unternehmen Vorteile.

TNS Infratest, das die Studie zusammen mit ZEW im Auftrag des BMWI durchgeführt hat, hatte zudem im August und September dieses Jahres eine repräsentative Befragung unter den deutschen Unternehmen zum Stand und zu den künftigen Perspektiven der Digitalisierung in Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Befragung wird das BMWI anlässlich des IT-Gipfel am 19. November 2015 auf den Websites des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, TNS Infratest und ZEW zum Download bereitstellen.

Redaktion

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