UCaaS – Ein Markt wächst rasant

UCaaS (Unified Communication as a Service) ist ein sehr neuer Markt. Die meisten Produkte sind noch keine fünf Jahre alt – schließlich musste die Cloud-Technologie erst zur Anwendungsreife heranwachsen, damit Kunden ihr komplexere Business-Applikationen wie die Zusammenführung unterschiedlicher Kommunikationsfunktionen und –technologien unter einem Dach zutrauten beziehungsweise bis diese mit Hilfe von Web-Technologien realisierbar war.

Weltweit lag das Marktvolumen 2013 bei insgesamt 5,68 Milliarden Dollar, wobei der Löwenanteil auf Telefondienste entfiel, danach kamen Contact-Center- und Kollaborationsservices sowie UC Applikationsdienste. Vorreiter bei der Ausbreitung der Technologie sind wie so häufig die USA –  geografisch vereinnahmte der US-Markt knapp 49 Prozent davon. Zahlen für Europa fehlen.

In derselben Analyse prognostizierte TMR Analysis, dass der Markt weiter stark wachsen werden, getrieben vor allem durch Investitionen von Finanzdienstleistern, aus der Transport-, Logistik- und Telekommunikationsbranche. In einer von PR Newswire veröffentlichten Studie von Markets and Markets vom August 2015 wird dem UCaaS-Markt bis 2020 ein Wachstum von 10,5 Prozent jährlich vorhergesagt.

In den USA stellen mittelständische Unternehmen den Großteil der Anwender. Dies ist in anderen Weltgegenden anders, beispielsweise in Deutschland, wo UCaaS-Dienste heute noch weitgehend von Enterprises oder dem gehobenen Mittelstand verwendet werden. Als hemmende Faktoren nennt TMR in seiner 2015 veröffentlichten Studie Sicherheit und Kosten.

Nordamerikanische Organisationen werden laut einer Untersuchung von Infonetics schon 2016 zur Hälfte irgendwelche UC-Applikationen aus der Private oder der Public Cloud nutzen. Dabei verwenden die amerikanischen Anwender hauptsächlich ein Smartphone. Web- und Audiokonferenzen sind genau wie Textnachrichten auf dem Vormarsch. Doch schon Anfang 2016 wollen 93 Prozent der Anwender auch Ressourcen fürs Videoconferencing nutzen.

Der deutsche Markt für UC-Produkte wird bis 2018 auf ein Volumen von 688 Millionen Euro anwachsen. Zahlen für den deutschen UCaaS-Markt lassen sich derzeit noch nicht erheben. (Bild: Experton)

Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl eines Dienstleister ist laut Infonetics die Sicherheit. Die einem Service zugrunde liegenden UC-Services aus der Cloud sollten vor allem zuverlässig und innovativ sein.

Hinsichtlich des europäischen Marktes geht IDC in einer Studie aus dem November 2014 von einem Umsatzvolumen von 84,6 Millionen Dollar 2013 aus. Es soll bis 2018 auf 643,7 Millionen Dollar wachsen und damit im Schnitt in dieser Zeit pro Jahr um 50.1 Prozent.

Deutscher UCaaS-Markt: Details im Dunkeln

Untersuchungen hinsichtlich des deutschen UCaaS-Marktes präsentiert beispielsweise Experton. Laut Michael Heuer, Senior Researcher bei dem Beratungsunternehmen, soll sich das Marktvolumen zwischen 2014 und 2018 von 86 auf rund 300 Millionen Euro erhöhen. 2015 werden es voraussichtlich schon 139 Millionen Euro sein.

Einbezogen sind hier allerdings nur Business-to-Business-Services. “Auch wir haben keine zuverlässigen Daten über die Marktanteile einzelner Anbieter”, sagt Heuer. Der Markt sei ganz einfach zu neu.

Dazu kommt die große Heterogenität der Produkte. Gartner klassifiziert die Anbieter auf dem Markt denn auch Cloud Service Provider, Technologieanbieter, die die Produkte liefern, gelegentlich aber auch selbst als CSP aktiv sind, Applikationsspezialisten, die Plattform und Service anbieten und Systemintegratoren, die UC-Applikationen auf einer aus eigenen Produkten bestehenden Plattform laufen lassen.

“Das echte Cloud-Modell hat sich noch nicht durchgreifend durchgesetzt”, sagt Heuer. Vielmehr handele es sich häufig um Angebote, die noch viele individualisierte Komponenten enthalten und eher zwischen Managed-Service- und reinrassigem Cloud-Angebot stünden. “Deutsche Kunden arbeiten noch immer gern mit individualisierten Pflichtenheften”, sagt er. Doch allmählich erkenne man auch hierzulande die Vorteile der neuen Möglichkeiten von UCaaS. Heuer: “Man hat keine Anfangsinvestition und nur laufende Kosten.”

“Der deutsche UCaaS-Markt ist zu jung für zuverlässige Marktanteilsangaben”, Michael Heuer, Senior Researcher Experton Gruoup. (Bild: Experton Group)

Große und kleine Unternehmen würden sehr unterschiedliche Auswahlkriterien verwenden, wenn sie einen UCaaS-Provider suchen. “Kleine Unternehmen wollen vor allem einen verlässlichen Partner, wo sie nur einen und möglichst immer denselben Ansprechpartner haben und die Kosten müssen stimmen”, erklärt Heuer.

Bei großen Kunden komme es stärker auf die Vielfalt der Funktionen an, oft sei ein solcher Kunde auch aufgeschlossen für Managed Services oder den Betrieb einer Private oder Hybrid Cloud, beispielsweise, weil auch Home Offices angebunden werden müssten. Die Kosten dagegen spielten bei dieser Kundengruppe keine so große Rolle.

Für den deutschen Kunden vorteilhaft sei, dass sich aufgrund der strengen Gesetzgebung und Rechtsprechung inzwischen auch Anbieter wie Microsoft entschließen, eigene Rechenzentren in Deutschland zu errichten oder aber Kollokationsressourcen zu benutzen.

Hinsichtlich der Kundschaft meint Heuer: “UC beginnt, sich langsam von den großen Unternehmen ausgehend auch bei kleineren Firmen durchzusetzen”, dies werde oft beflügelt durch die Zugehörigkeit zum Lieferantennetz beispielsweise eines großen Automobilherstellers.

2014 2015 2016 2017 2018
86 139 195 247 296

Der deutsche UCaaS-Markt wächst in den nächsten Jahren steil. (Tabelle: Experton)

Tipp: In der Serie Unified Communications as a Service sind bereits folgende Artikel erschienen:

Unified Communications in der Cloud – Die Marktübersicht

UCaaS – Viele Funktionen unter einem Dach

UCaaS – Self-Service als Management-Option

Redaktion

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