Linux 4.4 bringt 11.500 Änderungen mit
Ein Grafiktreiber für den Raspberry Pi liefert der neue Kernel. Daneben können jetzt auch in virtuellen Maschinen 3D-Beschleuniger in Linux angesprochen werden.
Version 4.4 Linux-Kernels ist freigegeben und steht ab sofort als tar-Archiv sowie als einzelner Patch zum Download bereit. Die aller meisten Neuerungen – drei Viertel – entfallen auf neue oder aktualisierte Treiber für Grafikchips und Netzwerkgeräte. Beispielsweise ist erstmals ein Grafiktreiber für verschiedene Modelle des Raspberry Pi enthalten. Hier wird jedoch noch keine 3D-Beschleunigung unterstützt.
Linus Torvalds nennt mehr als 11.500 Änderungen gegenüber der Vorversion des Kernel. Wie üblich entfällt der Großteil (etwa 75 Prozent) davon auf die Treiber. Architektur-Updates machen rund 10 Prozent aus. Weitere 15 Prozent verteilen sich auf andere Bereiche.
Der aktualisierte Virtual-GPU-Treiber bietet neuerdings 3D-Unterstützung. Dadurch ermöglicht Linux 4.4 zusammen mit Mesa 11.1 und Qemu 2.5 oder höher direkten 3D-Support in virtuellen Maschinen (Linux unter KVM), ohne dass etwa Zusatzmodule nachinstalliert werden müssen.
Die Treiber für AMD- und Intel-GPUs unterstützt jetzt einen Scheduler, der durch die Verteilung anstehender Aufgaben auf die Recheneinheiten des Grafikprozessors mehr Leistung aus der Hardware herauskitzelt. Der freie Nvidia-Grafiktreiber Nouveau kann nun die Energiesparmodi von GPUs der Reihen G94 bis G200 besser nutzen.
Linux 4.4 verbessert außerdem den SSD-Support. Das für “Open-Channel SSDs” konzipierte Framework LightNVM soll durch das Umgehen des Flash Translation Layer (FTL) für eine höhere Performance bei einigen Server-SSDs sorgen. Framework wird aber bisher nur von wenigen Geräten unterstützt. Eine Leistungssteigerung beim Einsatz von High-End-SSDs verspricht auch eine Poll-Funktion im Block-Layer, die die Auslastung der CPU beim Dateizugriff verringert und so den Durchsatz erhöht.
Mdraid kann Software-RAIDs der Level 4, 5 und 6 ab sofort mit einem weiteren Datenträger koppeln. Auf diesem führt der Kernel ein Journal, um selbst im Fall eines Stromausfalls Beschädigungen am RAID zu verhindern. Dazu schreibt er Änderungen zunächst ins Journal, bevor sie auf die im RAID enthaltenen Datenträger schreibt.
TCP-Verbindungsaufbau, die Speicherverwaltung, die Dateisysteme und die Ablaufverfolgung mittels perf wurden ebenfalls optimiert. Eine vollständige Liste mit allen Änderungen findet sich im Git-Repositorium. Das Changelog steht auf dem FTP-Server von kernel.org allerdings noch nicht bereit. Eine verständlichere Übersicht über sämtliche Neuerungen gibt es auf Kernelnewbies.org.
Mit der Freigabe von Linux 4.4, das als “Longterm-Kernel” mindestens bis Januar 2018 gepflegt wird, beginnt nun auch die normalerweise zweiwöchige Integrationsphase für Kernel 4.5. Dieser dürfte in der ersten Märzhälfte erscheinen und etwa weitere Verbesserungen bei den Grafiktreibern mitbringen.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]
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