Entscheidungshilfe für CIOs: BI – kaufen oder entwickeln?
Make or buy? Vor dieser Frage stehen viele IT-Entscheider. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung. Brian Gentile Senior Vice President und General Manager für Analytics bei TIBCO wägt Vor- und Nachteile der beiden Ansätze ab und zeigt auch noch einen dritten Weg auf.
Obst und Gemüse in Bio-Qualität zu genießen, wird für Großstädter ein immer wichtigeres Thema. Für einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln steigen daher immer mehr Menschen auf einen eigenen Anbau von Obst und Gemüse um. Zucchini, Tomaten und Salat aus dem eigenen Gemüsegarten klingt gesund und nach viel Spaß, ist aber nicht für jeden das richtige: Gerade Städtern steht nur eine begrenzte Fläche für den Anbau zur Verfügung, der Zeitfaktor zur Pflege der Gemüsegärten ist nicht zu unterschätzen und nicht zuletzt ist auch ein grüner Daumen gefragt. Die Erkenntnis, dass die notwendigen Kenntnisse oder die benötigte Zeit fehlen, kommt bei vielen Heimgärtnern zu spät und sie müssen sich eingestehen, dass der Kauf von Gemüse aus dem Bioladen beispielsweise viel weniger Zeit und Nerven gekostet hätte.
Kaufen vs. Selber-Entwickeln in der IT
Die Frage Selbermachen oder Kaufen spielt auch in der IT eine wichtige Rolle. Laut einer Studie des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Lünendonk wächst gerade der Business Intelligence Markt deutlich stärker als der IT-Gesamtmarkt in Deutschland: Für das Geschäftsjahr 2016 wird ein Marktwachstum von durchschnittlich 10,1 Prozent prognostiziert, das Wachstum des IT-Gesamtmarktes lag im Vergleich dazu im vergangenen Jahr bei knapp fünf Prozent.
Die zunehmende Vernetzung, die digitale Transformation und das Internet der Dinge sorgen für ein erhebliches Wachstum an Daten sowohl innerhalb als auch außerhalb von Unternehmen, begünstigen aber gleichermaßen den Business Intelligence Markt. Aufbauend auf Big Data entstehen neue digitale Geschäftsmodelle, deren Erfolg unter anderem an Strategien basierend auf Echtzeit-Auswertungen von Kundenverhalten und Prozessperformances geknüpft sind. Viele Branchen stehen zudem vor der Herausforderung ihre klassischen Geschäftsmodelle zu verändern, um dem Wandel der Zeit gerecht zu werden. Dazu müssen sie alle verfügbaren Daten über Kunden, (IT-)Prozesse und Geschäftsanwendungen in Echtzeit erfassen und analysieren.
Business Intelligence Lösungen werden meist in die zentralen Softwareanwendungen integriert, um maximale Einsicht in Daten zu erhalten und Erkenntnisse aus ihnen zu ziehen, die die Performance und die Geschäftsergebnisse langfristig verbessern. Insbesondere hier stellt sich für viele Unternehmen die Frage, ob sie die BI-Funktionalitäten selber entwickeln oder lieber einbettbaren BI-Lösungen von anerkannten Softwareunternehmen vertrauen sollen.
Oder ist sogar die Kombination aus beiden Möglichkeiten die beste Lösung, das heißt kaufen und selbst weiter entwickeln? Sowohl für das Kaufen von BI-Tools und -Features als auch das Selber-Entwickeln gibt es zahlreiche Gründe. Die Ergebnisse der TechTarget-Studie “Embedded BI: Putting Reporting and Analysis Everywhere” ergeben für beide Kategorien Top 5 Gründe:
Top 5 Gründe für das Kaufen von BI-Tools
- Modernste Technologie: Unternehmen, die auf einen branchenweit etablierten BI-Anbieter, setzen, erhalten eine erstklassige BI-Lösung, die auf dem neuesten Stand der Technologie ist.
- Die Ressource “Entwickler”: In vielen Unternehmen ist die Kaufentscheidung von der Kompetenz ihrer firmeneigenen Entwickler abhängig. Häufig zählt das Programmieren von Business Intelligence-Funktionen nicht zu den Kernkompetenzen und deshalb entscheiden sich Unternehmen dafür, die kostbare Zeit und Ressourcen ihrer Entwickler für ihre Hauptaufgabe, das Entwickeln von Features und Funktionen für die Kernanwendungen des Unternehmens, zu nutzen.
- Der Zeitfaktor: Mit dem Kauf einer fertigen BI-Lösung können Unternehmen binnen weniger Wochen oder sogar Tagen Analyse- und Reportingfunktionen nutzen. Das Entwickeln einer eigenen BI-Lösung mit einem vergleichbaren Funktionsumfang hingegen bedarf mehr Zeit.
- Der Wettbewerbsvorsprung: Durch das Kaufen der notwendigen Tools und Funktionen profitieren Unternehmen von der jahrelangen Entwicklungsarbeit der BI-Spezialisten und sichern sich so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber konkurrierenden Unternehmen am Markt.
- Eine Kostenfrage: “Time is money” – das Selber-Entwickeln beansprucht die Zeit von wertvollen Entwicklern, die durch das Entwickeln von BI-Funktionen nicht ihren Kernaufgaben nachgehen können. Mit dem einmaligen Entwickeln ist es nicht getan, Entwickler müssen die BI-Tools kontinuierlich pflegen und weiterentwickeln.
Top 5 Gründe für das Selber-Entwickeln
- Der Funktionsumfang: Für Unternehmen ist es besonders wichtig, exakt die BI-Funktionen zu entwickeln, die man als Unternehmen benötigt und haben möchte – nicht mehr und nicht weniger. Deshalb steht für 71 Prozent der befragten Unternehmen die Kontrolle über den Funktionsumfang an oberster Stelle.
- Nahtlose Integration: Das Selber-Entwickeln hat den Vorteil, dass die BI-Funktionen nahezu nahtlos in die bestehenden Anwendungen integriert werden können, das heißt das Look-and-Feel bleibt wie gewohnt, selbst wenn Anwender die BI-Funktionen in ihrer Kernanwendung abrufen. Dieser hohe Integrationsgrad ist besonders für Anwendungen wichtig, bei denen die Datenanalyse im Vordergrund steht.
- Die Development Force: Unternehmen, die besonders viel Manpower in der IT-Entwicklung sowie Entwickler an der Hand haben, die die notwendige Qualifizierung mitbringen, können problemlos ihre eigenen BI-Funktionalitäten entwickeln.
- Perfect Match: Laut dem Marktanalyse- und Beratungsunternehmen BARC gibt es allein in Deutschland rund 250 Anbieter mit über 600 Produkten. Dennoch findet nicht jedes Unternehmen die passende BI-Lösung für seine Anforderungen, so dass die firmeneigenen Entwickler exakt nach den Bedürfnissen (und dem Look-and-Feel) des Unternehmens BI-Funktionen entwickeln müssen.
- Kosteneinsparung: Unternehmen, die sich für das Selber-Entwickeln entscheiden, möchten Lizenzkosten vermeiden und von Drittanbietern unabhängig sein.
Die Alternative – Kaufen und Weiterentwickeln
Knapp die Hälfte der Unternehmen entscheidet sich weder für das Kaufen noch für das Selber-Entwickeln, sondern für eine Kombination aus Kaufen und Weiterentwickeln. Die Unternehmen verfolgen eine hybride Strategie, da eine “von der Stange” gekaufte BI-Lösung nur 90 Prozent ihrer Anforderungen erfüllt. Nach dem Kauf einer BI-Software muss das Unternehmen in der Regel gemeinsam mit dem BI-Anbieter die Lösung so anpassen, dass sie den individuellen Bedürfnissen des Unternehmens gerecht wird. Das unternehmensspezifische “Finishing” erfordert von den Entwicklern beispielsweise das Schreiben von neuen Codes oder Scripts oder das Hinzufügen von weiteren Visualisierungen oder Kalkulationen.
Einige Anbieter von Business Intelligence Lösungen haben bereits den Weg für diese Herangehensweise zum Beispiel mit JavaScript und REST APIs geebnet.
Im Auftrag von TIBCO Software hat das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Eckerson Group ein statistisch überprüftes Online-Assessment-Tool entwickelt, das Unternehmen beim Thema Kaufen oder Selber-Entwickeln von BI-Funktionen als Entscheidungsstütze dienen soll. Nach der Beantwortung von 24 Fragen wissen Unternehmen, ob sie BI-Funktionalitäten kaufen, selber entwickeln oder kaufen und anschließend individualisieren sollten. Darüber hinaus erhalten sie weitere Anregungen dazu, welche nächsten Schritte sie in Angriff nehmen sollten. Das Tool steht kostenfrei zur Verfügung.