Oracle will Software-Produkt-Support aus Deutschland abziehen
Was bislang als hartnäckiges Gerücht durch die Schlagzeilen geisterte, wird nun von Oracle bestätigt. Ab Ende März wird Oracle keinen Produkt-Support mehr in Deutschland anbieten.
Die Deutsche Oracle-Anwendergruppe DOAG meldet, dass zum 31. März 2016 der Oracle-Software-Produkt-Support in Deutschland eingestellt wird. Die Anwendervereinigung beruft sich dabei auf Mario Kowalski, Customer Support Country Leader bei Oracle Deutschland. Allerdings wolle Oracle die Anwender auch nicht im Regen stehen lassen. Sollten es bei Mitliedern der DOAG zu Problemen kommen, wolle er als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Neben Deutschland sind auch weitere europäische Standorte betroffen. In Deutschland werden damit 150 Stellen gestrichen, Europaweit sollen 450 Stellen wegfallen. Im Jahr 2014 hatte Oracle bereits in München 170 Mitarbeiter aus dem Support entlassen. Oracle will den gesamten Produkt-Support dann aus Rumänien erbringen. Oracle wolle dann auch mehr Service-Kräfte bereit stellen. Genaue Zahlen sind jedoch nicht bekannt.
“Diese Vorgehensweise ist für uns nicht akzeptabel, da die Kunden eine Verschlechterung der Support-Leistungen nicht hinnehmen können”, kritisierte Dietmar Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der DOAG bereits im vergangenen Jahr die Pläne. Die Anwendervereinigung erwarte, dass sich Oracle hier dem Dialog stelle, “statt die Servicequalität einer Kostenoptimierung zu opfern”.
Die DOAG zitierte damals aus einer Umfrage, wonach Oracle-Anwender bereits heute schon über Probleme mit Oracle klagen. Die Hälfte der befragten Unternehmen würden sowohl Qualität als auch Reaktionszeit und die dahinterstehenden Prozesse als “schlecht” einstufen. Mehr als die Hälfte der Befragen ziehe laut DOAG-Umfrage den Support durch einen Drittanbieter in Erwägung.
Auch wenn Oracle in den neuen rumänischen Standorten mehr Support-Personal anstellen will, stellt sich nun für viele Anwender die Frage, in wie weit diese Migration die Support-Qualität negativ beeinflusst. Auch wie Oracle die Übergangszeit gestalten will, lässt der Software-Anbieter bislang offen.
Die DOAG befürchtet hier einen zumindest kurzfristigen Qualitätsverlust in der Übergangsphase und initiierte daher ein Treffen mit Oracle, um über die Entscheidung und deren Auswirkungen zu sprechen.
“Wichtig für die Kunden ist vor allem, ob Oracle in der Lage sein wird, die Qualität des Supports sowohl qualitativ als auch quantitativ aufrecht zu erhalten”, so Neugebauer weiter. “Entscheidend wird dabei sein, wie der Übergang Ende März reibungslos durchgeführt werden kann. Nichtsdestotrotz bedauert die DOAG es sehr, dass Oracle Deutschland sich von vielen langjährigen Mitarbeitern verabschiedet und dadurch sehr viel Know-how in Deutschland verloren geht.”
Im Gespräch sicherte der Oracle-Supportverantwortliche Kowalski der DOAG zu, bei Support-Problemen den DOAG-Mitgliedern als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Christian Trieb, Leiter des DOAG Competence Center Support und der Datenbank Community, begrüßte im Namen der DOAG den angestrebten Dialog und hofft nun auf eine möglichst komplikationsfreie Übergangszeit.
“Bezüglich der Support-Thematik wird die DOAG auch weiterhin eng mit Oracle in Kontakt stehen, denn erst langfristig wird sich herausstellen, wie sich die Servicequalität entwickelt und welche Rolle mögliche Schwierigkeiten in der sprachlichen Verständigung dabei spielen”, so Trieb weiter.
Im Herbst will die Anwendervereinigung erneut eine Mitgliederbefragung zur Support-Qualität durchführen, dann werde sich auch die Qualität der neuen Support-Strukturen zeigen, heißt es von DOAG.
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