Die embeddedSIM (eSIM) ist anders als die herkömmliche SIM-Karte fest in den Geräten verbaut und nicht auswechselbar. Die eSIM übernimmt alle Funktionen des bisher üblichen Chips, der aus einer Plastikkarte gebrochen und in Smartphones und Tablets eingelegt werden muss. Der Vorteil: Wird der Mobilfunkanbieter gewechselt muss keine neue Karte gekauft und eingesteckt werden, sondern der im Gerät integrierte SIM-Chip wird einfach per Funk auf den neuen Anbieter umprogrammiert. Außerdem sind die festverbauten Chips bei Erschütterungen, großen Temperaturunterschieden und Staub viel unempfindlicher und können viel länger störungsfrei eingesetzt werden. Die eSIM ist elektrisch völlig kompatibel zu Micro- Mini-SIM-Karten, verwendet das SON-8-Format und ist für M2M-Anwendungen (Machine-to-Machine-Anwendungen) konzipiert.
Für den eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. wird die Einführung der fest eingebauten und netzbetreiberunabhängigen Embedded SIM-Karte (eSIM) eigenen Aussagen zufolge einen “Durchbruch für das weltweite mobile Internet” bedeuten. Mit der eSIM wird es erstmals möglich, sich beim ersten Einsatz auf einen Netzbetreiber online aufzuschalten. Davor mussten die Hersteller schon im Werk wissen, wo oder mit welchem Betreiber in Zukunft gearbeitet wird. Hierdurch erhalten die Hersteller und die Kunden mehr Flexibilität, in praktisch jedem Mobilfunknetz rund um den Globus, ohne manuellen Kartenwechsel, online zu gehen.
“Wenn sich die Mobilfunkbetreibervereinigung GSMA mit den beiden Smartphone-Marktführern Apple und Samsung einigt, entsteht de facto ein Standard, auf den die Internetbranche dringend wartet”, erklärt Dr. Bettina Horster, Vorstand der VIVAI AG und Direktorin Mobile im eco.
Apple hatte 2014 die “Apple SIM” eingeführt. Bereits im letzten Jahr hatte Apple zwei iPad-Modelle mit einer eSIM ausgestattet, die allerdings nur in den USA und Großbritannien funktionieren. Aktuell unterstützen vier iPads mit Nano-SIM-Karte auch die Apple SIM (iPad Mini 4, iPad Air 2, 12,9-Zoll-iPad Pro sowie das 9,7-Zoll-iPad Pro, wobei letzteres sogar mit zusätzlicher integrierter Apple SIM ausgestattet ist.
“In diesem Jahr kommen weitere mit eSIM ausgestattete Geräte auf den Markt”, ergänzt Horster. Dabei ist eine im Gerät fest verbaute SIM schon längst weit verbreitet im Einsatz: im Amazon Kindle 3G. Nutzer haben damit beinahe überall auf der Welt die Möglichkeit, ein Buch zu kaufen und herunterzuladen, ohne sich über den Netzbetreiber Gedanken machen zu müssen.
Die eSIM kommt aber vor allem der Direktkommunikation von Geräten untereinander zugute (Internet of Things und Machine-to-Machine). Autos, Maschinen, Haushaltsgeräte, Reisegepäck – die Liste der Möglichkeiten zum Verbauen der eSIM, nicht etwa nur in Smartphones und Tablets, ist lang. Kraftfahrzeuge, beispielsweise, die in der EU ab 2018 mit dem eCall-System ausgerüstet werden müssen, erhalten eine eSIM.
Bei eCall (emergency call) handelt es sich um ein von der Europäischen Union geplantes automatisches Notrufsystem für Kraftfahrzeuge, das ab 31. März 2018 verpflichtend in alle neuen PKW-Modelle und leichte Nutzfahrzeuge eingebaut werden muss. Im Fahrzeug montierte Geräte sollen einen Verkehrsunfall automatisch an die europäisch einheitliche Notrufnummer 112 melden und durch die schneller initiierten Rettungsmaßnahmen helfen, die Zahl der Verkehrstoten zu senken und Folgen von Verletzungen im Straßenverkehr zu reduzieren. eCall ist ein Projekt der eSafety-Initiative der Europäischen Kommission. Ein ähnliches Ziel verfolgt im übrigen auch der der von Bosch und IBM entwickelte und am 4. April gestartete Unfallmeldedienst (UMD).
Die eSIM stellt laut eco auch für die “Industrie 4.0“, also die Vernetzung der industriellen Welt, ein Schlüsselelement dar. “Mit der eSIM wird der Durchbruch für das Internet der Dinge eingeläutet”, sagt Dr. Bettina Horster voraus und prognostiziert: “Im Jahr 2020 werden weit mehr als 25 Milliarden Geräte weltweit mit dem Internet verbunden sein – ein erheblicher Teil davon mit einer eSIM.”
Der Industrie beschert die eSIM einen neuen Milliardenmarkt. Den Verbrauchern erspart sie zwar einerseits den Kartenwechsel und sorgt für mehr Komfort, andererseits geben die Anwender ein Stück Flexibilität auf, da das etwa das Umschalten beispielsweise von Vertrag auf Prepaidkarte nicht einfach möglich ist.
Zweifel gab es allerdings auch, ob die Mobilfunknetzbetreiber mit dem “kleinen Stück Plastik” nicht ihr stärkstes Kundenbindungsinstrument verlieren. “Die durchweg positiven Äußerungen sowohl von T-Mobile als auch von Vodafone lassen jedoch den Schluss zu, dass auch dieses Branchensegment die eSIM als Geschäftstreiber für sich erkannt hat”, sagt Dr. Bettina Horster. Vodafone bietet mit der Samsung Gear S2 Classic seit 11. März das erste eSIM-fähige Mobilfunkgerät in Deutschland an.
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