Zwischen Rocket Internet und Kinnevik brodelt es schon seit einiger Zeit und gerade die vergangene Woche verlief für das Unternehmen und seinen Großinvestor – Kinnevik hält 13,2 Prozent an Rocket Internet- alles andere als erfreulich. Wie am letzten Mittwoch bekannt wurde, werden Rocket Internet und Kinnevik zusammen nochmals 300 Millionen Euro in die Global Fashion Group (GFG) investieren. 100 Millionen davon kommen von Kinnevik. Rocket ist an der GFG mit 23 Prozent, Kinnevik mit 26 Prozent beteiligt. Es musste die Bewertung der Global Fashion Group, an der auch Kinnevik beteiligt ist, dennoch von rund drei Milliarden auf gut eine Milliarde korrigieren. Die Aktie hat seitdem über 20 Prozent verloren.
Die Spannungen zwischen Rocket-Chef Oliver Samwer und Kinnevik über den Kurs von Rocket Internet haben jetzt aber weitere Auswirkungen, denn zwei Vertreter des Investors werden den Aufsichtsrat des Berliner Unternehmens verlassen. Wie Rocket Internet am Montag mitteilte, verlassen Kinnevik-CEO Lorenzo Grabau und Erik Mitteregger den Rocket-Aufsichtsrat zur Hauptversammlung am 9. Juni. Sie hatten 2014 noch den Börsengang von Rocket Internet begleitet, außerdem stand Grabau dem Aufsichtsrat lange vor.
Die Nachfolge treten Stefan Krause, ehemaliger Deutsche-Bank-Finanzchef und ehemaliger CFO und Mitglied des Vorstands für Vertrieb und Marketing von BMW, sowie Pierre Louette, Manager des französischen Telekomkonzerns Orange, an. Mit ihnen soll die Zahl der Nicht-Aktionärsvertreter erhöht werden. “Wir freuen uns Stefan Krause und Pierre Louette bei uns begrüßen zu können. Sie werden eine Fülle an internationaler Erfahrung und umfassendes Know-how in den Bereichen Strategie, Operations und Unternehmensführung mit einbringen”, kommentierte Marcus Englert, ehemaliger ProSieben-Digital-Media-Manager und derzeit Vorsitzender des Aufsichtsrats von Rocket Internet, die Ankündigung. Englert wurde erst im Dezember zum Vorsitzender des Board ernannt und löste Grabau ab.
Bei den Unstimmigkeiten zwischen Rocket Internet und Kinnevik ging es einem Bericht des Handelsblatt zufolge um den geplatzten Börsengang des Kochbox-Anbieters Hello Fresh. Demnach wollte Samwer angeblich eine Bewertung zwischen 3,2 und 3,3 Milliarden Euro erreichen, wogegen Kinnevik wohl mit 2,6 Milliarden Euro zufrieden gewesen wäre. Das entspricht dem Wert, der für Hello Fresh bei der letzten Finanzierungsrunde festgelegt wurde. Beide Investoren konnten sich bei der Bewertung ihrer Beteiligungen dem Bericht zufolge nie wirklich einigen.
Die Frage, ob Rocket mit seinem Geschäftsmodell – dem Gründen und Verkaufen von Start-ups – Geld verdienen kann, lässt die Investoren zweifeln. Die jungen Unternehmen verbrennen bis dato dabei in erster Linie Geld. Laut Handeslblatt häuften die größten Beteiligungen im vergangenen Jahr einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von einer Milliarde Euro an.
Dass derzeit keine der Firmen, an denen Rocket Internet beteiligt ist, Gewinn erwirtschaftet, sei gewollt, konterte das Unternehmen noch vor zwei Wochen bei Vorlage des Geschäftsberichts. Aktuell habe das rasche Wachstum bei Marktanteilen und Abdeckung Priorität, hieß es da. “Das Jahr 2015 ist für Rocket Internet ein Jahr, in dem die Verluste unserer wesentlichen Beteiligungen – wie im September 2015 angekündigt – voraussichtlich ihren Höhepunkt erreicht haben werden”, wird CEO Oliver Samwer in einer Pressemitteilung (PDF) zitiert.
Die Gesellschaften sollten jedoch langfristig profitabel aufgestellt werden. Bei drei der “wesentlichen Beteiligungen” will man dies bis Ende 2017 geschafft haben. Die aktuell besten Voraussetzungen dafür scheinen der zu den Bilanzzahlen vorgelegten Präsentation (PDF) zufolge die Modeportale Lamoda und Namshi zu haben. Auch der Innenausstatter Westwing hat demnach eine gute Ausgangsposition. Allerdings sind seine Verbesserungen im abgelaufenen Geschäftsjahr hinter dem Durchschnitt zurückgeblieben.
2015 habe man “stark” in das Wachstum der Beteiligungen investiert. Am erfolgreichsten war das bei den Firmen, die sich um die Belieferung von Verbrauchern mit Lebensmitteln kümmern respektive sich als Vermittlungsplattform zwischen Lieferdienste und Verbraucher zwängen: Foodpanda legte dem Unternehmen zufolge um 373 Prozent zu, HelloFresh schaffte 338 Prozent Wachstum und Delivery Hero 125 Prozent. Außerdem erreichte im Modebereich Namshi mit 162 Prozent Wachstum und der in mehreren afrikanischen Ländern aktive Online-Marktplatz Jumia mit 118 Prozent noch dreistellige Zuwachsraten.
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Das kommt davon, wenn ein kleiner Mann zuviel will.