Siemens plant Abschaffung der Festnetztelefone im Büro
Mitarbeiter sollen sich überlegen, ob sie ohne Festnetztelefon am Arbeitsplatz auskommen, wenn sie über ein Firmen-Smartphone verfügen. Die Teilnahme an dem “One Phone” genannten Projekt ist freiwillig. Einem Bericht der Zeitung “Die Welt” zufolge, sollen damit Kosten eingespart werden.
Der Siemens-Konzern will mit dem Projekt “One Phone” Festnetztelefone aus seinen Büros verbannen. Wie die Zeitung Die Welt berichtet hat, sollen sich Angestellte, die über ein Firmen-Smartphone verfügen überlegen, ob sie künftig nicht auf ohne Festnetzanschluss am Arbeitsplatz auskommen. Die Umstellung sei freiwillig, so das Blatt. Mit dem Projekt “One Phone” wolle Siemens vor allem Kosten sparen. Zweites Ziel ist es, “mobiles und flexibles Arbeiten” zu ermöglichen.
Dem Bericht zufolge nutzen von den 114.000 Beschäftigten bei Siemens in Deutschland etwa 50.000 sowohl ein Mobiltelefon als auch ein Festnetztelefon der Firma. Weltweit sei dies bei rund 150.000 der insgesamt 350.000 Mitarbeiter der Fall. Allein auf dieser Basis ergibt sich Siemens zufolge “ein gewisses Einsparpotenzial”.
Betriebsrat Christian Pfeiffer aus Erlangen unterstrich gegenüber “Die Welt”, das Management dürfe keinesfalls erwarten, dass Beschäftigte nach der Umstellung rund um die Uhr mobil erreichbar seien. Ein Konzernsprecher entgegnete, dass auch nach er Umstellung wie bisher die gesetzlichen Arbeitszeiten eingehalten würden.
Dem Zeitungsbericht zufolge haben sich bisher in Deutschland rund 20 Prozent der in Frage kommenden Beschäftigten, also etwa 10.000 Mitarbeiter, für den Verzicht auf das Festnetztelefon im Büro ausgesprochen. Allein dadurch könne man jährlich mehrere Millionen einsparen, so der Konzern. Konkrete Zahlen nannte er bisher jedoch nicht.
Das Projekt wurde zunächst in einer Pilotphase in Erlangen erprobt. Nun soll es international umgesetzt werden. In den USA habe man damit bereits angefangen, so ein Sprecher. In bestimmten Anwendergruppen und Fällen bleibe die Festnetztelefon aber erhalten, etwa in Sekretariaten.
Siemens hatte sein Handygeschäft 2005 an Benq verkauft. Doch auch das taiwanische Unternehmen konnte den defizitären Bereich nicht mehr retten, ein Jahr später meldete er Insolvenz an. In der Folge wurde dem Unternehmen Insolvenzverschleppung vorgeworfen und stellte der Insolvenzverwalter diverse Forderungen an den ehemaligen Besitzer Siemens. Bevor Siemens dann das Handygeschäft und Benq endgültig loswurde, musste der Konzern 2008 noch einmal rund 255 Millionen Euro zahlen.
In dem Jahr verkaufte er auch seine Tochter Siemens Home and Office Communications Devices (SHC) samt deren Marke Gigaset. Doch auch der Verkauf ging nicht ohne Ärger über die Bühne. Im Dezember 2012 gab Siemens dann schließlich die von ihm noch gehaltenen 19,8 Prozent an dem Telefonhersteller an den Investor Arques ab.
Mit der Ausgründung seiner Sparte Siemens Enterprise Communications und deren Umbenennung in Unify 2013 schlug Siemens dann das letzte Kapitel in seiner langen Geschichte als Hersteller von Telefonen und Telefonanlagen auf, die 1847 mit der Erfindung des Zeigertelegraphen begonnnen hatte. Es endete, als im November 2015 der französische IT-Dienstleister Atos Unify übernahm.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]