Im Zuge seiner Strategie, sich bei Mobilgeräten stärker auf Geschäftskunden auszurichten, hat Microsoft jetzt das Geschäft mit sogenannten Feature-Phones an die Foxconn-Tochter FIH Mobile verkauft. Wie Microsoft mitgeteilt hat, erhält es für den Bereich 350 Millionen Dollar. Zu ihm gehören auch die Namensrechte für Nokia-Handys sowie eine zehn Jahre gültige Lizenz für Tablets und Smartphones mit dem Namen Nokia sowie die Firma Microsoft Mobile Vietnam mit den dazugehörenden Fertigungsanlagen in Hanoi.
Die 4500 Mitarbeiter des Microsoft-Bereichs sollen ebenfalls von FIH respektive der neu geschaffenen HMD Global Oy mit Sitz in Helsinki übernommen werden oder dahin wechseln können. HMD Global Oy wird künftig weltweit Smartphones und Tablets unter dem Markennamen Nokia anbieten. Dazu will das Unternehmen in den kommenden drei Jahren insgesamt über 500 Millionen Dollar ins Marketing investieren. Bisher wurden die Telefone der Reihen Asha sowie Series-40 und Series-60 in erster Linie in Entwicklungsländern verkauft, obwohl sie teilweise auch hierzulande angeboten wurden.
Microcoft behält den Bereich der Lumia-Smartphones. Den Markennamen Nokia hat der US-Konzern schon länger nicht mehr für seine Mobilgeräte verwendet. Außerdem betont Microsoft ausdrücklich, dass auch OEM-Partner wie Acer, Alcatel, HP und Vaio künftig weiterhin Windows als Betriebssystem für Smartphones nutzen werden.
Nokia dagegen hat mit den nun bekannt gewordenen Vereinbarungen das bereits vor knapp einem Jahr formulierte Ziel erreicht, in absehbarer Zeit wieder als Marke bei Verbrauchern präsent zu sein. Mit der Vorstellung einer Android-Smartphone-Launcher-App und des Tablets Z1 waren Anzeichen dafür, dass es mit diesen Aussagen ernst gemeint war und die Zeit überbrückt werden sollte, in der dem finnischen Unternehmen durch die 2013 getroffene Vereinbarung mit Microsoft die Betätigung im Smartphone-Markt verwehrt war.
Ian Fogg, Head of Mobile Analysis und Daniel Gleeson, Senior Analyst bei IHS Technology werten die aktuellen Transaktionen daher auch als vorläufigen Abschluss eines eleganten Manövers von Nokia. Die Rückkehr in den Markt für Endgeräte sei wesentlich weniger kapitalintensiv und wesentlich risikoärmer als die früheren Strukturen. “Indem HMD der einzige Lizenznehmer der Marke Nokia für Mobilgeräte wird, kann Nokia einerseits in den Markt zurückkehren, andererseits aber das damit verbundene Risiko weitgehend outsourcen. Nur ein Lizenznehmer reduziert die Gefahr, dass Nokias Marke missbraucht wird, und dass Nokia im Board von HMD vertreten ist wird ihm zusätzlich helfen, seine Interessen in der Zukunft zu wahren”, so die beiden Analysten in einer ersten Stellungnahme.
Zwar ist der Markt für Features Phones insgesamt rückläufig, dennoch wurden 2015 immer noch deutlich über 400 Millionen davon ausgeliefert. “Die Marke Nokia ist in bestimmten Ländern immer noch sehr stark und HMD wird aller Voraussicht nach eher dort als in gesättigten Märkten in entwickelten Ländern seine Schwerpunkte setzen.” Dadurch sehen die IHS-Analysten künftig gute Möglichkeiten, Kunden, die sich heute noch ein Feature Phone von Nokia kaufen, in Zukunft mit einem ein Smartphone der Marke Nokia anzusprechen.
Für Foxconn ist die Transaktion ein weiterer Schritt auf dem Weg vom reinen Auftragsfertiger und Zulieferer zu einem mit eigenen Marken auftretenden Konzern. Erst vor wenigen Wochen kam das taiwanische Unternehmen dabei mit der Übernahme des japanischen Traditionskonzerns Sharp ein großes Stück voran. Auch wenn vielfach spekuliert wurde, Foxconn gehe es dabei in erster Linie um die Displayfertigung, die ihm dabei helfen solle Fertigungstiefe und Wertschöpfung sowie seine Beziehung zu Apple auszubauen, scheint doch auch an den anderen Bereichen ein nachhaltiges Interesse zu bestehen.
Inwieweit diese – etwa das Geschäft mit Druckern und Multifunktionsgeräten, Cloud-Lösungen für Firmen oder Kasensystemen -, beibehalten und eventuell sogar ausgebaut werden, wird man nach dem im Sommer erwarteten Abschluss der Übernahme erfahren. Allerdings ließ der Käufer durchaus durchblicken, dass er Potenzial in den Produkten und Angeboten von Sharp sieht und in erster Linie das miserable Management für die Misere verantwortlich sei. Vergangene Woche wurde Foxconn-Vizepräsident Tai Jeng-Wu zum neuen Sharp-CEO ernannt und von 13 Board-Mitgliedern zwölf rausgeworfen wurden. Foxconn-Chairman Terry Gou kündigt zudem erneute Entlassungen an, da Sharps “Ineffizienz” Kostensenkungen unumgänglich mache. Bereits zuvor war aber angekündigt worden, dass alleine in den Bereich Business-Lösungen 310 Millionen Euro investiert werden sollen.
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