Rund 225 Mitglieder, davon 70 Provider, und rund 1500 Kunden hat HPEs europaweite Initiative Cloud28+ inzwischen. Anscheinend zu wenig. Denn der seit Kurzem aktive Beirat, in dem auch namhafte deutsche Cloud-Serviceprovider wie Pironet sitzen, drängte zu mehr Offenheit, ein Schritt, der nun in Amsterdam vollzogen wurde: Cloud28+ -Partner und -Nutzer müssen nicht mehr OpenStack verwenden, sie können auch KVM, VMware oder Microsoft Azure verwenden. „Wir haben verstanden, dass sich die Endkunden eine wirklich hybride Cloud wünschen“, sagte Xavier Poisson Gouyon Beauchamps, Vice President Hybrid IT EMEA bei HPE.
Zur Erinnerung: Cloud28+ wurde von HPE ins Leben gerufen, um einerseits speziell europäischen Kunden eine auf ihre Bedürfnisse nach Rechtskonformität mit den jeweiligen länderspezifischen Gegebenheiten angepasste Auswahl von zertifizierten Serviceprovidern mit einheitlicher Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, andererseits aber wohl auch HPs OpenStack-Variante und die HPE-Cloud-Plattform Helion unters Volk zu bringen.
HPE dementiert allerdings, dass der Abschied von Open-Stack-Only die eigenen Ziele bezüglich Cloud28+ beeinträchtige. Vielmehr gehe es, so Beauchamps und auch das gesamte übrige Management unisono, einzig und allein um den Aufbau einer wirksamen Community, die hilft, den Cloud-Gedanken in Europa zu verbreiten. Klar wird an der veränderten Strategie wieder einmal, allerdings, dass Anwender den Versprechen der Open-Community bislang noch vorsichtig und skeptisch gegenüberstehen. Die Macht der installierten Basis konventioneller, also nicht auf die Cloud zugeschnittener Geschäftsanwendungen, besonders komplexe Datenbanken oder Transaktionssysteme, wird allzu radikale Modernisierungsschritte wohl noch lange hemmen – auch aktive Mainframes stehen schließlich noch in vielen Unternehmen.
Doch es gab noch mehr News auf der mehrtägigen Konferenz für Kunden und Partner. Das Webportal von Cloud28+ wurde unter Mithilfe des kanadischen Softwarespezialisten Ormuco überarbeitet. Die neue Architektur wird bereits ab 7. Juni in Betrieb gehen.
Der bisherige Servicekatalog verschwindet unter einer Service-Hub-Benutzerschnittstelle, die zum Servicekatalog einer- und zu einem ebenfalls neuen App Center andererseits verzweigt. In dieses App Center können unabhängige Softwareanbieter zukünftig über einen im Web stattfindenden, weitgehend automatisierten Selbstbedienungsprozess ihre Applikationen stellen. Zuvor werden sie im Rahmen eines streng strukturierten, automatisierten Onboarding-Prozess in einen Docker-Container gepackt, bereitgestellt, getestet und schließlich verfügbar gemacht. Die Container dürfen danach nicht mehr verändert werden. Updates, Patches et cetera machen ein nochmaliges Durchlaufen des Prozesses, der allerdings sehr schnell vonstattengeht, erforderlich.
Cloud28+ wird zur Qualitätssicherung drei Servicestufen anbieten, die sich dadurch unterscheiden, wie viel Aufwand der ISV selbst in die Tests der Software auf der Plattform stecken muss: Bronze-Service bedeutet Test der Anwendung durch den Urheber in einem abgeschotteten Bereich, einer sogenannten Sandbox, Silber Test durch Cloud28+ nach Testvorgaben des Urhebers und Gold Übernahme der gesamten Testaufgaben durch Cloud28+. Derzeit steht nur Bronze-Service zur Verfügung, das Onboarding von Applikationen ist kostenlos. Ob das auch bei Silber- und Gold-Service so bleibt, muss abgewartet werden. Ganz ohne Sicherheits- und andere Tests gelangt kein mit einer App gefüllter Container auf die Plattform.
Aus dem App Center können sich Endanwender die vorhandenen Apps entweder auf ihre On-Premise-Systeme laden und dort nutzen, oder Serviceprovider können aus den Apps diejenigen auswählen, die sie in ihr Serviceportfolio implementieren wollen und sie entsprechend herunterladen und implementieren. Alle Services der Plattform-Partizipanten finden Endanwender nach wie vor im Servicekatalog. Dabei werden auch die Services über eine weitgehend automatisierte Selbstbedienungsschnittstelle ins System gebracht. Die Urheber können Apps und Services auf vielfältige Weise charakterisieren, zum Beispiel nach Sicherheitsniveau, Branche oder Funktion. Entsprechend diesem Tagging per Ankreuzen beim Onboarding sind Services oder Apps anschließend über eine komfortable Maske im Servicekatalog respektive App Center suchbar. Serviceprovider bekommen, um den Dienst nutzen zu können, „eine kleine Software“ (HPE) auf ihr System geladen, die auf Docker Datacenter und Teilfunktionen von HPE Operations Orchestration basiert.
Außerdem sind in die Plattform nun mehr Elemente integriert, die ISVs und Serviceprovider dabei unterstützen sollen, ihre Leistungen zu vermarkten. Der bereits vorhandene Blog wurde mit Tracking-Mechanismen angereichert, bis dahin, dass sich jeder einzelne Lese- und Aufrufvorgang des Materials zurückverfolgen lässt, sofern die Nutzer einer derartigen Verwendung ihrer Daten zugestimmt haben.
Endanwender können nun jederzeit mit wenigen Klicks einen Überblick über die gesamte Ressourcennutzung gewinnen, egal, bei welchem Cloud28+-Serviceprovider sie einen Dienst beanspruchen oder welche Apps sie verwenden. Auf einem Übersichts-Screen sehen sie alle Provider, bei denen sie Services oder Apps gebucht haben. Mit diesen Neuerungen hofft die Initiative, möglichst schnell weitere Kontributoren und Kunden zu überzeugen. Immer wieder wurde auch betont, dass Cloud28+ bislang die einzige länderübergreifende Cloud-Initiative sei, die ein derart umfassendes Konzept verfolge, um alle Parteien – Softwareanbieter, Endanwender, Serviceprovider und so weiter – an einen Tisch zu bringen und so das Cloud-Computing zu fördern.
HPE gab sich auf der Veranstaltung große Mühe, durch Beispiele zu belegen, welche neuartigen Nutzeffekte Cloud-Services in unterschiedlichen Bereichen bringen können und dass gerade das große Serviceprovider-Portfolio eine optimale Wahl für jeden potentiellen Kunden ermögliche.
Ein interessantes Beispiel ist das Hochleistungsrechnen. Es wird im Rahmen der EU-Initiativen für einen europaweiten wissenschaftlichen Datenverbund in den nächsten Jahren mit Projekten und Investitionen gefördert werden. „Bisher wollen viele Unternehmen die Engineering-Entwicklung unbedingt auf eigener Infrastruktur abwickeln“, berichtete Wolfang Gentzsch von The Uber Cloud, einem Unternehmen, das sich die Aufgabe gestellt hat, Hochleistungsressourcen für die Nutzung on demand zu poolen und sicher als Cloud-Service bereitzustellen. Dabei arbeitet The UberCloud mit dem schwedischen Provider Advania, der der Cloud28+-Initiative angehört, zusammen. UberCloud habe, so Gentzsch, inzwischen mehr als 50 Ressourcen-Provider gewonnen, 120 Engineering-Service-Provider nutzen das Angebot und mehr als 200 Engineering-Projekte wurden bereits auf der Plattform abgewickelt. Die Community von UberCloud hat mittlerweile mehr als 4000 Mitglieder.
Ein weiterer Anbieter, der von der europaweiten Strategie von Cloud28+ profitiert, ist Zettabox, ein britisches Startup, das Unternehmen Cloud-Storage in acht Ländern von zehn Rechenzentren aus zur Verfügung stellt. Die Technologie setzt, so Alex Guy, Head of Growth bei dem Speicherspezialisten, darauf, dass „es den Kunden wichtig ist, wo die Daten liegen“. Daher können Kunden von Zettabox im Detail auswählen, wo genau sie ihre Daten lagern wollen – sei dies nun das nächstgelegene Rechenzentrum, in dem Zettabox Ressourcen besitzt, eine Hyperscale-Cloud wie die von AWS oder auch die eigene Speicherlandschaft im Hause. „Letztere verwaltet der Kunde dann zwar selbst, aber die Auswahl der Plattform für bestimmte Daten geschieht über unsere Benutzerschnittstelle.“
Der europäische Zweig des japanischen Spieleanbieters Square-Enix, der Spiele wie Tomb Raider, Hitman und mehr entwickelt, hat andere Sorgen. „Wir verfolgen die Nutzung unserer Spiele sehr genau und müssen oft sehr schnell in einer neuen Geographie Ressourcen bereitstellen, weil dort die Nutzung ansteigt“, erklärt Haitham Rowley, der bei dem Unternehmen für die interne und die Infrastruktur zuständig ist, auf der die Spiele ablaufen. Dabei habe sich die Kooperation mit den in Cloud28+ versammelten Providern als sehr nützlich erwiesen, weil man hier auf gewisse Standards hinsichtlich Sicherheit, Zuverlässigkeit und Leistung bauen könne.
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