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Chromebooks: Googles unterschätzte Wunderwaffe

Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O in Mountain View hat der Konzern auch angekündigt, Android-Apps demnächst auf Geräten mit Chrome-OS lauffähig zu machen. Bewerkstelligt werden soll das durch eine Linux-Variante des Android-Frameworks, die den Google Play Store dann auch für Chromebooks und Chromeboxen anbietet. Das heißt, dass in absehbarer Zeit nicht mehr nur die bisher doch recht beschränkte Auswahl an Anwendungen zur Verfügung steht, die Google für Chrome OS vorgesehen hat, sondern dass sich alle Anwendungen aus dem Play Store – zum Beispiel auch die Produktivitäts-Apps von Microsoft – nutzen lassen. Damit werden die bisher vor allem im Bildungsbereich und da vor allem in den USA erfolgreichen Chromebooks auf einmal auch für Firmen interessant.

Noch ist es aber nicht so weit. Zunächst werden Mitte Juni erst einmal Entwickler Zugriff auf den Play Store unter Chrome OS erhalten und lediglich drei Varianten unterstützt: das Asus Chromebook Flip, das Acer Chromebook R11 und Googles Vorzeige-Chromebook Pixel (2015). Eine Liste mit den jeweils unterstützten Modellen hat Google bereits veröffentlicht und will sie in den kommenden Monaten kontinuierlich erweitern.

Der Play Store wird mit allen dort erhältlichen Android-Apps im Laufe des Jahres auf Chromebooks verfügbar sein (Bild: Google).

Die Android-Apps werden unter Chrome OS in einem separaten Linux-Container ausgeführt. Das Framework unterstützt alle Schnittstellen und Sensoren, die auch auf Android-Geräten zur Verfügung stehen. Chrome OS unterstützt die Darstellung von Android-Apps in drei Fenstergrößen sowie Multitasking. Nutzer können Daten zudem zwischen Android-Anwendungen untereinander sowie auch zwischen Android- und Chrome-OS-Apps austauschen. Android-Benachrichtigungen sollen wie Chrome-OS-Benachrichtigungen angezeigt werden.

Mit dem Schritt wird auch ein weiteres Problem zumindest verringert, das den Chromebooks bisher im Weg stand: Sie sind auf eine funktionierende Internetverbindung angewiesen. Da viele Android-Apps, gerade solche im Office-Umfeld, auch ohne aktive Internetverbindung auskommen, wird das die Offline-Nutzung von Chrome-OS-Geräten erheblich verbessern. Ebenfalls verbessern will Google zudem in den kommenden Monaten noch das Zusammenspiel von Tastatur-, Maus- und Touch-Eingabe.

Hauptleidtragende: Mac-Rechner und Mac OS

Ist das alles wie versprochen umgesetzt, dann wird sich vielfach die Frage stellen, wozu ein vollwertiges Notebook – oder in einigen Fällen gar ein PC – noch benötigt wird. Bislang haben die vor allem in den USA schon viele Nutzer schlicht mit “Gar nicht” beantwortet. Laut den von IDC jetzt vorgelegten Zahlen wurden dort im ersten Quartal 2016 erstmals mehr Chromebooks als Macs verkauft. Außerdem hat Chrome OS in den Vereinigten Staaten Google zufolge gerade Mac OS in der Liste der meistgenutzten PC-Betriebssysteme von Rang zwei auf Rang drei verdrängt.

HP hatte im Oktober aktualisierte Chromebooks in den Handel gebracht (Bild: HP).

Die IDC-Zahlen weisen in den USA im vergangenen Quartal rund 1,76 Millionen verkaufte Mac-Rechner aus. Im gleichen Zeitraum wurden demnach fast 2 Millionen Chromebooks verkauft. Sie stammen vor allem von Dell, HP und Lenovo, auch wenn andere Firmen – wie Asus udn Acer – ebenfalls entsprechende Geräte anbieten. Auch das deutet darauf hin, dass Abnehmer vor allem gewerbliche Kunden oder Behörden waren. Am Mittwoch hatte Rajen Sheth, der für Google Enterprise zuständige Produktmanager, das auf der Entwicklerkonferenz I/O indirekt bestätigt, als er erklärte, dass mittlerweile über 50 Prozent der an US-Schulen neu angeschafften Geräte Chromebooks sind.

Dell Chromebook 11 (Bild: Dell)

Bisher war der Einsatz von Chromebooks in Firmen eigentlich nur vorstellbar, wenn zugleich auch Google Apps genutzt wurde. Das erklärt auch die Zurückhaltung im europäischen Markt. Mit dem Zugriff auf Android-Apps lässt sich künftig aber zum Beispiel auch Microsoft Office unter Android nutzen. Dasselbe gilt auch für andere Enterprise-Anwendungen, die bisher nur für das Mobilbetriebssystem, nicht aber für Chrome OS erhältlich waren.

Europa hat übrigens nichts verpasst: Google zufolge werden lediglich rund die Hälfte der in den vergangenen zwei Jahren auf den Markt gekommenen Chromebooks die Möglichkeit erhalten, auf den Play Store mit allen Android-Apps zuzugreifen. Besitzer älterer Modelle könnten also in die Röhre gucken. Für neue Geräte wird es aber ein wesentliches Verkaufsargument sein.

Und wer es nicht erwarten kann: Bereits jetzt lassen sich mit einer Appliance von Dell Windows-Anwendungen auf Chromebooks bringen. Die im Mai vergangenen Jahres vorgestellte “Dell Appliance for Wyse – vWorkspace” kann in Kombination mit Virtualisierungssoftware Windows-Programme an bis zu 350 Notebooks und Desktop-Rechner mit Chrome OS ausliefern.

Für die Infrastruktur – Server-Hardware, Lizenzen, Hypervisor und vWorkspace-Broker – sind ab 180 Dollar pro Nutzer einzukalkulieren. Dafür lassen sich dann über die Appliance Chrome-OS-Geräte auch zentral verwalten oder mit Software versorgen und auch andere Endgerät, etwa Thin Clients von Dell, integrieren. Auch diese Angebot ist in erster Linie für Bildungseinrichtungen gedacht, kann aber auch in Firmen zum Einsatz kommen, die vergleichbare Nutzungsszenarien haben.

[mit Material von Björn Greif ZDNet.de]

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Redaktion

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