Google hat nach einer längeren Pause wieder einen Zwischenstandsbericht zu seinem unter dem Namen Project Ara in Entwicklung befindlichen, modularen Smartphone gegeben. Ein erster, begrenzter Test in der Praxis mit der Anfang 2015 verfügbaren Version fiel offenbar nicht zur Zufriedenheit des Konzerns aus. Nun soll das Gerät für Konsumenten in einer deutlich überarbeiten Version 2017 auf den Markt kommen. Für Entwickler soll im Herbst eine Version des geplanten Ara-Smartphones verfügbar sein.
Wie der aktualisierten Projekt-Seite zu entnehmen ist, hat sich Google allerdings vom ursprünglichen Plan, ein komplett modulares Smartphone anzubieten, inzwischen verabschiedet. Prozessor, GPU, Akku, Display und Antennen sind nun in einer Einheit zusammengefasst und lassen sich nicht wechseln. Als Module stehen Kamera, Lautsprecher und Mikrofone zur Verfügung. Insgesamt weist das Ara-Smartphone sechs Steckplätze auf, die auch mit Modulen bestückt werden können, die mit Technik nichts zu tun haben. Die Entwickler nennen als ein Beispiel etwa eine Pillendose.
Ursprünglich basiert das Project Ara auf Plänen von Motorola, das Nutzern die Möglichkeit bieten wollte, ihr Smartphone selbst zusammenzustellen. Beibehalten wurde davon vor allem die aus Aluminium gefertigte Basisstruktur und der UniPro-Standard, der für die Kommunikation zwischen den Modulen sorgt.
2014 hatte Google bereits angekündigt, im Januar 2015 mit dem Verkauf des modularen Smartphones beginnen wollen. Eine als “Gray Phone” bezeichnete Basisversion sollte rund 50 Dollar kosten. Für das aus Aluminium gefertigte Endoskelett rechnete Google mit einer Nutzungsdauer von bis zu sechs Jahren. Allerdings wurde der Verkaufsstart mehrfach verschoben und wurden die Pläne mehrfach geändert.
Inzwischen hat Google nicht nur einen Großteil der Modularität seines Smartphones aufgegeben, sondern auch die Vorreiterrolle eingebüßt. Vom niederländischen Projekt Fairphone, einem modularen Smartphone mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Produktion ist inzwischen die zweite Generation verkauft worden und mit dem PuzzlePhone haben ehemalige Nokia-Mitarbeiter ein weiteres Projekt für ein modulares Smartphone gestartet. Das verpasste zwar das bei der Crowdfunding-Kampagne bei Indiegogo gesteckte Finanzierungsziel von 250.000 Dollar deutlich (erreicht wurden 116.000), arbeitet aber dennoch weiter. Dem jüngsten Blog-Eintrag auf der Firmenwebsite kann man Details zu den Schwierigkeiten entnehmen, mit denen die Finnen und wahrscheinlich auch Google bei einem modularen Smartphone kämpfen.
Zum großen Teil überwunden hat die bereits das Fairphone. Von ihm wurde im Herbst vergangenen Jahres bereits die zweite Generation ausgeliefert. Von der ersten waren zuvor rund 60.000 Stück verkauft worden.
Das Fairphone 2 bietet ein 5 Zoll großes Full-HD-Display, unterstützt UMTS und LTE unterstützen, funkt im WLAN mit 802.11ac und beherrscht Bluetooth 4.0. Der Arbeitsspeicher ist 2 GByte groß, der interne, 32 GByte große Speicher ist über einen Micro-SD-Karteneinschub erweiterbar. In der Rückseite findet sich eine 8-Megapixel-Kamera. Der einfach austauschbare Akku weist eine Kapazität von 2420 mAh auf.
Beim Fairphone geht es – wie der Name schon sagt – , aber nicht nur um die Technik. Im Rahmen der Produktion werden auch Initiativen unterstützt, bei denen es unter anderem um die Beschaffung von konfliktfreiem Zinn und Tantal aus der Demokratischen Republik Kongo, die Finanzierung eines Sozialfonds, der von den Arbeitnehmern des Produktionspartners in China verwaltet wird, sowie ein Programm zum Elektroschrott-Recycling in Ghana geht. Der Verkaufspreis des Fairphone 2 lag im Vorverkauf bei 525 Euro. Das ist sicher “fair” – aber für Anbieter wie Google oder das finnische PuzzlePhone sicher zu teuer, da sich damit der Massenmarkt nicht gewinnen lässt. Dass dies aber letzlich das Ziel ist, hat Google kürzlich deutlich gemacht, indem es das Project Ara aus dem eher experiemnetellen Projekten gewidmeten Bereich Advanced Technologies and Products (ATAP) in die reguläre, kürzlich gegründete, neue Hardwaresparte überführt hat.
[mit Material von Kai Schmerer, ZDNet.de]
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