Neues Leben für OS/2

Im zurückliegenden Oktober wurde auf der WarpStock-Konferenz von der Organisation Arca Noae die Version “Blue Lion” angekündigt. Wie jetzt bekannt wurde, soll die Weiterentwicklung von OS/2 nun im vierten Quartal 2016 unter dem Namen ArcaOS 5.0 auf den Markt kommen.

OS/2 Warp, das letzte offizielle Release von IBM. Noch immer gibt es für das knapp 30 Jahre alte Betriebssystem eine eingefleischte Nutzergemeinde (Bild: IBM).

Damit führt das Projekt die Zählung von IBM weiter. Das letzte offizielle Warp-OS/2-Release aus dem Jahr 2001 trug die Versionsnummer 4.52. IBM hatte sich 2006 endgültig von OS/2 verabschiedet und die Weiterentwicklung des Betriebssystems, das IBM zunächst zusammen mit Microsoft entwickelt hatte, mit dem Warp-4-Release bereits 1996 beendet. Bis 2001 lieferte IBM noch Updates für das System.

Parallel dazu stellt das Arca-Noae-Team auch eine Roadmap für das inzwischen rund 29 Jahre alte Betriebssystem vor. Die 2014 von mehreren OS/2-Veteranen gegründete Organisation plant unter anderem Support für weitere Sprachen. Derzeit arbeitet das Team für die Version 5.1 an Lokalisierungen für Deutsch, Französisch, Spanisch, Niederländisch und Italienisch. Wie das US-Branchenmagazin TechRepublic.com unter Berufung auf den Arca-Noae-Mitarbeiter Lewis Rosenthal berichtet, soll dieses Release für das Jahr 2017 geplant sein.

OS/2 soll ein Update bekommen. Bis Ende 2016 das ArcaOS 5.0 veröffentlicht wird, soll die Software weiterhin unter dem Code-Namen Blue Lion laufen. (Bild: Arca Noae)

Künftig soll ArcaOS in einer kommerziellen Variante für unternehmenskritische Umgebungen zusammen mit 12 Monaten Priority-Support und Updates angeboten werden. In einer zweiten Version soll die Personal Edition zusammen mit sechs Monaten Updates und Support günstiger erhältlich sein. Der Funktionsumfang der beiden Software-Editionen soll jedoch identisch sein.

Nach wie vor verwenden Unternehmen dieses Betriebssystem in produktiven Umgebungen. Aber auch unter Enthusiasten und Nostalgikern sind noch Installationen von OS/2 zu finden. Zudem existieren Derivate wie etwa eComstation. Die österreichische bww bitwise works GmbH portiert verbreitete Anwendungen wie etwa den Firefox-Browser oder Open Office auf OS/2. Zweimal jährlich trifft sich die Branche auf der WarpStock-Konferenz, wie eben Ende Mai in Köln.

Weil das Betriebssystem auch Komponenten von Drittherstellern enthält, steht der Endpreis noch nicht fest. Bestehende Nutzer sollen jedoch Rabatte eingeräumt werden. Arca bietet bereits jetzt eine Software, die OS/2-Installationen zum Beispiel mit Support für USB 2.0 oder für AHCI, das für SATA-Disks benötigt wird, versorgt. Auch moderne Netzwerk- und Soundkarten sowie Unterstützung für CUPS und die Authentifizierung Kerberos macht die Acra-Software auf OS/2 verfügbar. Diese Funktionen werden in ArcaOS 5.0 enthalten sein. Darüber hinaus liefert das neue Release einen Kernel für aktuelle Prozessoren, der den historischen Warp-Kernel erweitert. Weil aber OS/2 für 32 Bit ausgelegt ist, kann der neue Kernel den RAM nicht voll ausschöpfen. Immerhin können so bis zu 4 GByte RAM genutzt werden.

Eine weitere große Herausforderung ist der völlig veraltete Installer in OS/2. Die Installation von OS/2 war schon damals eine schwierige Angelegenheit. Der angestaubte Installer setzt aber nach wie vor eine Floppy-Disk voraus. Erst nach einem ersten Boot von der Floppy-Disk kann eine CD gelesen werden. Ziel von ArcaOS ist es, auch die Installation einfach und vor allem zu heute gängiger Standard-Hardware kompatibel zu machen. Vor allem UEFI stellt für die Entwickler hier eine größere Herausforderung dar.

Version 5.0 soll künftig in der Lage sein, über eine Netzwerkverbindung die aktuellen Packages von Arca Noae über das rpm Format herunterzuladen. So werden sämtliche Updates zusammen mit dem Betriebssystem installiert. Zudem soll sich die Installation direkt von einem optischen Medium oder von einem USB-Stick aus starten lassen. Support für Netzwerk-Installation ist derzeit noch in Arbeit.

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Redaktion

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