Salesforce kauft E-Commerce-Spezialisten Demandware
Es ist Salesforce die bislang größte Übernahme. Für rund 2,8 Milliarden Dollar sichert sich das Unternehmen mit dem Kauf einen Spezialisten für E-Commerce. Der konnte in letzter Zeit rasch wachsen, hat jedoch auch noch Schwächen gegenüber der Konkurrenz von SAP und Oracle.
Salesforce lässt sich die Übernahme von Demandware rund 2,5 Milliarden Euro kosten. Der Käufer bezahlt damit 75 Dollar je Anteilsschein und damit deutlich mehr als die 48 Dollar, zu denen das Papier zuletzt notiert war. Bereits Ende Juli soll die Transaktion abgeschlossen sein.
Die Übernahme soll laut Salesforce die eigene Stellung als Cloud-CRM-Marktführer stärken. Mit dem durch den Kauf hinzukommenden, neuen Geschäftsbereich, will man zudem auch wieder neues Wachstum generieren. Diesem neuen Optimismus verleiht Marc Benioff durch eine Anhebung des Ausblicks Ausdruck. So soll der Umsatz um 120 Millionen Dollar zulegen und dem Unternehmen dann in diesem Geschäftsjahr, das im Januar endet, einen Umsatz zwischen 8,26 und 8,32 Milliarden Dollar bescheren. Der Gewinn je Aktie werde aufgrund von Gebühren für die Übernahme und weiteren Kosten in Höhe von 30 Millionen Dollar jedoch um etwa 7 Dollar-Cent auf einen Wert zwischen 93 und 95 Cent fallen.
Mit einer großen Übernahme im Bereich E-Commerce hat sich Salesforce.com relativ lange Zeit gelassen. 2013 hatte Benioff für 2,5 Milliarden Dollar den Marketing-Automatisierungsspezialisten ExactTarget übernommen. Im gleichen Jahr hatte SAP die Schweizer Firma Hybris für rund eine Milliarde Dollar übernommen. Ein weiterer Konkurrent in diesem Bereich ist Oracle Commerce. Oracle hatte sich mit ATG 2010 für etwa eine Milliarde Dollar einen Marketing-Automatisierer gesichert. Den Bereich Digital Marketing hatte die Firma von Larry Ellison dann 2012 mit dem Zukauf von Eloqua für 810 Millionen Dollar ausgebaut. 2014 wurde mit der Übernahme der Marketing-Datenbank BlueKai und von Datalogix weiter aufgerüstet.
Indem Salesforce sich nun Demandware sichert bekommt es, zumindest laut der Darstellung von Gartner, einen Marktführer im Bereich Digital Commerce. Denn laut den Marktforschern findet sich im Leader-Quadranten neben SAP Hybris, Oracle und IBM eben auch Demandware. Als Herausforderer stuft Gartner die Lösungen von Digital River und Magento Commerce ein. Salesforce wird die E-Commerce-Cloud-Lösung von Demandware in die verschiedenen bestehenden Angebote von Salesforce, also Sales, Marketing oder auch in seine relativ neue Internet-of-Things-Lösung integrieren.
Die Lösungen von Demandware nutzen derzeit etwa L’Oreal und Land’s End. Laut Mark Benioff, CEO von Salesforce.com, ist das Unternehmen eine “Multimilliarden-E-Commerce-Kraft”. Benioff will mit dem Kauf den stetig wachsenden Markt für E-Commerce abdecken. Denn immer mehr Händler erweitern ihre Vertriebskanäle in den Online-Bereich, um den Umsatz zu steigern. Laut Gartner soll dieser Markt um durchschnittlich 14 Prozent jährlich wachsen und 2020 dann ein Volumen von 8,5 Milliarden Dollar haben.
Schwäche bei B2B
Einer der wichtigsten Aspekte dieser Übernahme dürfte aber sein, dass Demandware eben in einem reinen SaaS-Modell betrieben wird. Zwar bieten auch die Konkurrenten SAP Hybris und Oracle ihre E-Commerce-Lösungen auch im SaaS-Modell, doch im Fall von Hybris laufen 90 Prozent der Implementierungen auf On-Premise. Oracle bietet seit Mitte 2015 zwar die Oracle Commerce Cloud an, doch dürfte auch hier das Groß der Anwender entsprechende Oracle-Lösungen noch lokal betreiben.
Und auch wenn Demandware im B2B-Bereich praktisch nicht vertreten ist, kann sich Benioff hier doch eine wichtige Zukunftstechnologie sichern. Denn Gartner stuft Demandware nicht zuletzt aufgrund von kontinuierlichem Wachstum, des guten Rufs bei Händlern und Marken und vor allem wegen der schnellen Implementierungszyklen als Leader ein.
40 Prozent Wachstum
So konnte das Unternehmen im vierten Quartal 2015 ein Wachstum von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal erreichen. Das Unternehmen bietet im SaaS-Modell eine Business-to-Customer-Commerce-Plattform an. Diese Kernlösung kann mit weiteren Modulen, etwa für Order Management, Point of Sale oder Analytics, aus einem Partnernetzwerk erweitert werden. Die Mehrzahl der Demandware-Anwender sind in den USA und Deutschland zu finden, wie aus einer Statistik von BuiltWith hervorgeht. Deutschland ist wohl auch deshlab so stark, weil Demandware 2004 von Stephan Schambach gegründet worden war, nachdem er den Vorstandsvoristz bei Intershop aufgegeben hatte. Der Marktanteil bei Web-Seiten mit E-Commerce-Funktionen von Demandware soll bei etwa 5 Prozent liegen. Magento, Oracle, WooCommerce und Shopify sind demnach noch weiter verbreitet.
Allerdings kann Demandware auch sehr große Anwender vorweisen. So sollen acht Kunden mehr als 300 Millionen Dollar Umsatz über die Plattform erwirtschaften, 15 mehr als 200 Millionen Dollar und 30 Unternehmen mehr als 100 Millionen Dollar mit Hilfe der Demandware-Lösung umsetzen. Hier zeigt sich vielleicht auch eine der schwächen von Demandware. Denn das Unternehmen berechnet bislang die Kosten für die Lösung abhängig vom Umsatz (GMV), der daüber generiert wird. Von Anwendern mit sehr hohen Umsätzen aber geringen Gewinnmargen können andere Lösungen daher wahrscheinlich günstiger betrieben werden.