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Internet der Dinge: Also doch ein Paradigmenwechsel?

Beim Internet der Dinge übertreffen sich die Marktforscher mit Jubelmeldungen: ein neuer 2000-Milliarden-Dollar-Markt entwickelt sich hier, elf Billionen Dollar Mehrwert für Unternehmen entstehen dort. Nichts Geringeres als die Umwälzung der globalen Wirtschaft prognostizieren sie in ihren Analysen, und natürlich darf auch der unvermeidliche Paradigmenwechsel, diesmal für die Gesellschaft als Ganzes, nicht fehlen. Die ganz besonders eifrigen Auguren sagen die wirtschaftliche Demokratisierung durch das Internet voraus, denn das IoT soll Entwicklungsländer endlich wettbewerbsfähig machen.

Doris Albiez, die Autorin dieses Gastbeitrags für silicon.de, ist Vice President und General Manager von Dell Deutschland (Bild: Dell).

Alles aus der Luft gegriffen? Schwer zu sagen, allerdings müssen in diesem Kontext zunächst zwei wichtige Aspekte festgehalten werden. Erstens: Sensoren und Aktoren, die ja die Hauptrolle beim Internet of Things spielen, fristen bis heute ein im IT-Sinne eher dummes Dasein, weil sie ihre Informationen nur innerhalb von geschlossenen Systemen weitergeben. Das wahre Potenzial, das in den Informationen steckt, die sie liefern, liegt im Grunde brach.

Das führt uns zum zweiten Punkt: Schreit dieser Zustand nicht geradezu nach Veränderung? Eine Idee, die reif ist, kann nicht mehr verhindert werden. Das Internet der Dinge ist aber nicht nur die logische Weiterentwicklung des Internets, sondern, um beim Bild zu bleiben, bereits überreif, also längst überfällig. Warum hat es so lange gedauert?

Ja, schon Ende des letzten Jahrtausends gab es die ersten zarten Ideenknospen zum Internet of Things, die damals aber eher wie Science Fiction anmuteten. Dann kam die RFID-Technologie, die in die richtige Richtung zeigte, aber nicht substanziell zur Weiterentwicklung der Idee beigetragen hat – zumindest nicht so, wie man es aus heutiger Sicht hätte erwarten können.

Erst jetzt, fünfzehn Jahre später, gibt es erste Anwendungen, die den Erwartungen hinsichtlich Automatisierung, Effizienz, Kosteneinsparung, Flexibilität und sogar Umsatzsteigerung offensichtlich in nichts nachstehen, wie Early Adopter der Technologie freudig berichten. Dieser ersten Pionier-Zeit folgt nun die eigentlich spannendste Phase, nämlich der Aufbau eines präzisen Gedankengerüstes, wie es weiter gehen soll. Informatiker und Ingenieure treiben den Aufbau voran.

Es steht viel Arbeit auf dieser Agenda, bis IoT tatsächlich Mainstream wird: die Energie-Effizienz und vor allem -Unabhängigkeit der Sensoren und Aktoren ist ein wichtiger Aspekt, aber auch Standardisierung, Interoperabilität und die mittlerweile heiß diskutierte Sicherheit gehören dazu. Sind all diese Probleme gelöst, erwarten viele (viele Marktforscher natürlich, aber auch andere) eine verheißungsvolle Zukunft: zunächst steigt das Angebot von Geräten und Software, damit fallen die Preise, und die Akzeptanz steigt. Der zunehmende Einsatz macht den Nutzen für alle sichtbar, das gibt dem Markt einen erneuten Schub und hat wiederum Einfluss auf Angebotsvielfalt und Preise. Eine aufwärtsgerichtete Anwendungsspirale entsteht.

Und was für eine: Fabriken optimieren in Zukunft die Instandhaltung, Geräte melden selbständig Fehler, Unternehmen perfektionieren ihre Prozesse, Büros sparen Energie, der Handel automatisiert Bestellungen; Städte entwickeln sich zu Smart Cities und verbessern den Verkehrsfluss, den öffentlichen Nahverkehr, die Straßenbeleuchtung und die Sicherheit; Autos fahren autonom, Haushalte senken den Stromverbrauch, Landwirte optimieren die Landnutzung, Sportler perfektionieren ihr Training, Kranke überwachen ihre Vitalfunktionen, Bürger verbessern ihre Fitness. Und, und, und. Alles über das Internet.

(Bild: Shutterstock.com/Supphachai Salaeman)

Mit all diesen Anwendungen entstehen noch mehr Ideen und Systeme, die auf Anhieb nichts gemein haben, werden zunehmend miteinander verknüpft. Soweit Personen involviert sind, muss natürlich auf den Datenschutz geachtet werden, und womöglich entstehen auch ganz andere Herausforderungen, an die wir heute noch gar nicht denken. Brauchen wir dazu neue Gesetze? Vielleicht. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, das gesamte Potenzial des IoT voll auszuschöpfen, egal, ob im B2C- oder B2B-Umfeld: Konsumenten haben die Chance, ihr Leben zu verbessern, und Unternehmen, neue, vielversprechende Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Unabhängig davon, wie großzügig Marktforscher ihre Vorhersagen gestalten: jeder ahnt, welche gigantische Zukunft das Internet der Dinge bieten kann. Und vielleicht reden wir diesmal ja wirklich über einen Paradigmenwechsel.

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Redaktion

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