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Deutschland hinkt bei Big Data hinterher

Die Mehrzahl deutscher Unternehmen nutzt irgendeine Form von Daten als Entscheidungsgrundlage von Geschäftsentscheidungen. Doch nur etwa 35 Prozent der Unternehmen in Deutschland zieht auch Big Data Analysen in die Entscheidungsfindung mit ein, wie aus der Big Data Studie “Mit Daten Werte schaffen” von Bitkom Research im Auftrag von KPMG hervorgeht.

Big Data beschreibt die Fähigkeit, große Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen und mit unterschiedlicher Struktur in hoher Geschwindigkeit auszuwerten. In der gleichen Befragung haben vor zwei Jahren lediglich 23 Prozent der Unternehmen angegeben, Big-Data-Technologien zu nutzen. Dieser Trend unterstreicht, dass immer mehr Unternehmen verstehen, dass die Analyse von Daten für die Wertschöpfung immer wichtiger wird.

“Man kann das natürlich auch negativ formulieren”, kommentiert Dr. Thomas Erwin, Global Execution Partner Data & Analytics bei KPMG. Im Umkehrschluss nutzen etwa zwei Drittel der Unternehmen die Chancen von umfassender Datenauswertung.

(Bild: KPMG)

Immerhin, der Anteil derer, die künftig den Einsatz von solchen Technologien planen, liegt laut Studie bei 23 Prozent, wie Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research, bei der Vorstellung der Studie betont. Und damit zeige sich, dass das Thema in den nächsten Monaten und Jahren weiter an Gewicht zunehmen wird. “Datenanalysen und Big Data sind meiner Meinung nach neben Cloud-Computing, der wichtigste Trend und als Querschnittstechnologie, die in allen Bereichen zum Einsatz kommt, auch volkswirtschaftlich enorm wichtig.”

Natürlich gibt es zwischen den einzelnen Branchen große Unterschiede. Vor allem Maschinen- und Anlagenbau, bei Banken, Versicherungen und in der Automobilbranche, ist der Anteil derjenigen Unternehmen vergleichsweise hoch, die “Big Data” verwenden.

Bei der Anwendung “fortschrittlicher” Analysen, liegen die Branchen Medien und Automobil-Branche vorn, weil diese laut KPMG im Markt am meisten Druck bekommen. (Bild: KPMG/Bitkom Research)

34 Prozent der befragten Unternehmen hat laut eigenen Angaben eine Big Data Strategie implementiert. Doch auch hier zeigen sich in den Branchen deutliche Unterschiede. So setzen 56 Prozent der Medienunternehmen und 46 Prozent der Versicherungen das Thema strategisch ein. In der Automobilindustrie sind es jedoch nur 34 Prozent.

Je komplexer die Datenanalysen sind, desto mehr nimmt die Verbreitung bei den Unternehmen ab. In der Medienbranche etwa, ist der Anteil der Unternehmen, die eine freie Suche und Analyse in Daten unterschiedlicher Herkunft ermöglichen besonders hoch. Bitkom Research nennt diese fortschrittliche Analysen.

Für Erwin ist der Grund dafür klar: “Die klassischen Medien sind seit Jahren massiv von Google, Facebook oder Youtube bedroht. Was wir hier aber sehen, ist vor allem reaktiv.” US-Unternehmen entwickeln bereits ganze Geschäftsmodelle um die Analyse von Daten herum. “Wir sehen nicht, dass deutsche Unternehmen hier die Treiber sind und den Markt angreifen, sondern sie reagieren auf eine Bedrohung.” Nach wie vor würden deutsche Unternehmen sich sehr langsam und behutsam an solche Technologien herantasten.

In vielen Fällen greifen Unternehmen nach “Low hanging Fruits”, also nach Projekten, die schnell einen messbaren Mehrwert generieren, aber eben nicht zwangsläufig das gesamte Geschäftsmodell langfristig verändern.

Die Studie zeigt, es wurden 704 Unternehmen sowie 102 öffentlichen Verwaltungen mit mehr als 100 Mitarbeitern befragt, dass bei den Unternehmen das Thema Datenanalyse immer mehr Gewicht bekommt. 80 Prozent der Unternehmen setzen auf Datenanalysen bei der Entscheidungsfindung. Etwa zwei Drittel, 69 Prozent, sehen in Datenanalysen einen zunehmend wichtigen Baustein in der Wertschöpfung. Doch eine einfache Datenanalyse ist noch keine Big Data Strategie.

Je komplexer die Anforderungen an die Daten-Analyse, desto weniger Nutzung bei Unternehmen. Grundlegende Analysen sind bei praktisch allen Unternehmen zu finden. (Bild: KPMG/Bitkom Research)

Praktisch jedes Unternehmen sammelt und analysiert Stammdaten und Informationen wie Name und Anschrift eines Kunden oder Spezifikationen eines Produktes. 86 Prozent werten Kundendaten aus, 79 Prozent analysieren systemisch erstellte Daten, zum Beispiel Sensor- oder Standortdaten, und 70 Prozent nutzen öffentlich verfügbare Daten, beispielsweise Informationen zur ökonomischen Entwicklung.

Am häufigsten werden Stammdaten ausgewertet. Die größte Dynamik aber ist im Bereich Datenqualitätsmanagement zu sehen. Gegenüber der Vorjahresstudie legt diese Anwendung um 12 Prozent auf 65 Prozent zu. Auch planen oder diskutieren hier viele Unternehmen den Einsatz, was belegt, wie wichtig eine belastbare Datenbasis für die Analyse ist. (Bild: KPMG/Bitkom Research)

Nach den Ergebnissen der Umfrage kommen in 85 Prozent der Unternehmen Datenanalysen in der Produktionsplanung oder Projektabwicklung zum Einsatz. Im Marketing nutzen 69 Prozent Datenauswertungen für die Kundenanalyse.

Ein wichtiges Einsatzgebiet ist der Bereich Finanzen und Controlling: 91 Prozent der Unternehmen nutzen Datenanalysen für die Bestimmung von Risiken für das Unternehmen. Und das scheint auch in den allermeisten Fällen von Erfolg gekrönt zu sein: 70 Prozent der Befragten geben an, Geschäftsrisiken durch den Einsatz von Datenanalysen verringern zu können, 54 Prozent sehen durch den Einsatz von Daten-Analysen die Möglichkeit eine individuellere Gestaltung von Produkten oder Services zu erreichen. 51 Prozent nennen ein zielgenaueres Marketing als positiven Effekt von Daten-Analysen.

Stolpersteine und Hindernisse beim Einsatz von Big Data

Rechts- und Sicherheitsbedenken sowie ein Mangel an Ressourcen sind aktuell die wichtigsten Hindernisse beim Einsatz von Big Data Technologien. 55 Prozent der Befragten haben ein unzureichendes Budget und 50 Prozent nicht genügend Datenanalyse-Spezialisten. 41 Prozent fürchten eine unklare Rechtslage.

Rechtsgrundlagen, Datenschutz und Datensicherheit sorgen am häufigsten für Bedenken beim Einsatz von Big Data. (Bild: KPMG/Bitkom Research)

Vor allem bei der Durchführung fortgeschrittener Analysen von Daten unterschiedlicher Struktur und Herkunft kommen laut Umfrage Datenschutzbedenken auf. 29 Prozent der Befragten fürchten zudem einen Image-Schaden durch den Rückgriff auf Datenanalysen.

Zurückhaltung gibt es offenbar auch bei der Einbeziehung von externen Partnern oder Experten bei der Analyse von Daten. Dr. Thomas Erwin von der Unternehmensberatung KPMG, ermuntert Unternehmen, die Beratungsdienste von Profis anzunehmen, vor allem bei der komplexen Verknüpfung und Auswertung von Daten.

Auch sollten Unternehmen mehr Experimente wagen, es könne sinnvoll sein, sich mit dem Thema zunächst gezielt in einem ausgewählten Unternehmensbereich zu befassen und dann zu versuchen, diese mit messbaren Mehrwerten zu belegen. Bei der Auswahl der verwendeten Daten und Analysemethoden sollten sich Unternehmen nicht zu sehr einschränken und auch Experimente wagen, letztlich aber die Themen Transparenz und Datensicherheit, wie sie in einem Bitkom-Leitfaden empfohlen werden, nicht aus den Augen verlieren.

Redaktion

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