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Symantec übernimmt Blue Coat

Symantec hat angekündigt, den US-IT-Security-Anbieter Blue Coat zu übernehmen. Der Kaufpreis beträgt 4,65 Milliarden Dollar und soll in bar entrichtet werden. Das Unternehmen finanziert ihn aus seinem Barvermögen sowie über Kredite in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar. Im Rahmen der Transaktion wird der Investor Silver Lake zudem seine Beteiligung an Symantec um 500 Millionen auf eine Milliarde Dollar verdoppeln. Bain Total, das aktuell noch einen Mehrheitsanteil an Blue Coat hält, will zudem 750 Millionen Dollar in das neu entstehende Unternehmen investieren.

Die Aufsichtsräte der beiden Unternehmen haben der Übernahme bereits zugestimmt. Sie soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden. Dann soll Greg Clark, bisher CEO von Blue Coat, die Leitung des neuen Unternehmens übernehmen. Er erhält zudem einen Sitz im Aufsichtsrat von Symantec. Vergangene Woche war – zu dem Zeitpunkt überraschend – bei Symantec Christian Nern von seinem Posten als Country Manager zurückgetreten. Zwar wurden bislang weder konkrete Gründe noch ein Nachfolger gennant, es liegt jedoch nahe, dass die Personalie im Zusammenhang mit der Blue-Coat-Übernahme steht. Nern war lediglich zwei Jahre bei Symantec, zunächst als Leiter des indirekten Vertriebs, seit April 2014 dann als Country Manager.

Mit dem Zusammengehen mit Blue Coat stärkt sich Symantec vor allem im Bereich Appliances, in dem sich das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren zurückgehalten oder auf Partner gesetzt hatte, sowie im Bereich Web Security Gateways – und da insbesondere auch in der Absicherung von Cloud-Infrastrukturen. Hier kam Symantec bislang laut Gartner nicht über den Status eines Nischenanbieters hinaus, Blue Coat dagegen wird von den Analysten als Marktführer gesehen. Allerdings hat es mit Zscaler einen jungen, dynamischen und stark auf diesen Markt ausgerichteten Verfolger im Nacken.

Gartners Magic Quadrant für Web Security Gateways (Stand Mai 2015). Mit der Übernahme von Blue Coat kommt Symantec hier aus der Nische, hat aber mit dem Spezialisten Zscaler sowie dem Anfang des Jahres aus der Übernahme von Websense und Intels Firewall-Sparte hervorgegangenen Forcepoint (das hier noch nicht berücksichtigt ist) starke Mitbewerber. (Grafik: Gartner)

“Mit dieser Transaktion haben wir die notwendige Größe, das Portfolio und die Ressourcen, um eine neue Ära der Innovationen einzuleiten, um Großkunden und einzelne Verbraucher gegen innere Bedrohungen und fortschrittliche Cyberkriminelle zu schützen”, wird Dan Schulman, Chairman von Symantecs Board of Directors, in der Pressemeldung zitiert. Zusammen seien beide Firmen gut aufgestellt, um auf die sich stetig ändernden Bedrohungen zu reagieren, die sich aus der Verlagerung in die Bereiche Mobile und Cloud ergäben.

Für letzteren hat Blue Coat im November 2015 den Spezialanbieter Elastica für 280 Millionen Dollar übernommen. Durch die Integration von dessen Cloud Access Security Broker (CASB) wollte der Spezialist für Unternehmenssicherheit das Portfolio vor allem für Cloud-Szenarien erweitern. Er reagierte damit offensichtlich auf den Druck durch Firmen wie Zscaler, die die Absicherung diverser und komplexer Cloud-Nutzungsszenarien besser beherrschen und in den Vordergrund stellen.

Neben Zscaler und – alleine aufgrund der guten Position im Netzwerkmarkt auch Cisco – ist das vor allem das junge Unternehmen Forcepoint. Es ging aus der IT-Security-Sparte des vornehmlich im Rüstungsgeschäft tätigen US-Unternehmens Raytheon hervor. Zunächst hatte Raytheon im April 2015 Websense übernommen, dann hatte die daraus hervorgegangene Firma Raytheon Websense im Januar 2016 die Firewall-Produktreihe Stonesoft und die Proxy-Firewall-Technologie Sidewinder von Intel Security (McAfee) gekauft. Daraus wurde ein neues Unternehmen geformt, das mittlerweile als Forcepoint am Markt auftritt.

Zumindest für die Vermarktung außerhalb Amerikas schleppt Blue Coat seit einiger Zeit eine erhebliche Bürde mit sich herum, die nun an Symantec übergeht: Dem Unternehmen wurde immer wieder vorgeworfen und teilweise sogar nachgewiesen, dass seine Produkte an Länder wie Syrien verkauft werden und dort aufgrund der tiefgreifenden Einblicke in den Netzwerk-Traffic zur Überwachung und letztendlich Unterdrückung der Bevölkerung verwendet werden. Deshalb wurde es von der Organisation “Reporter ohne Grenzen” auch schon in dessen Liste mit den zehn “Feinden des Internets” geführt.

Nachdem Blue Coat anfänglich jegliche Verantwortung für den Einsatz der Technologie zurückgewiesen hatte, leitete das Unternehmen 2013 zumindest eine interne Untersuchung ein, um die Geschäftspraktiken zu überprüfen. Außerdem gab es immer wieder Spekulationen über eine Zusammenarbeit von Blue Coat und US-Geheimdiensten. Die Antwort der NSA auf eine dementsprechende Anfrage im Herbst 2013 deutet aber zumindest darauf hin, dass damals keine Verträge zwischen diesem Dienst und Blue Coat existierten.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

Redaktion

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