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Lünendonk: Das Milliardengeschäft der IT-Dienstleister

Veränderungen in der IT-Branche kommen oftmals später als erwartet, dann aber gewaltig. Diese Einsicht zitierte Hartmut Lüerßen, Partner beim renommierten Beratungsunternehmen Lünendonk bei der Vorstellung der “Lünendonk-Liste 2016” in München. Mit den Veränderungen ist vor allem die viel zitierte Digitale Transformation gemeint. Hier haben offenbar sehr viele Unternehmen in Deutschland Nachholbedarf.

“Veränderungen in der IT-Branche kommen oftmals später als erwartet, dann aber gewaltig”, meint Lünendonk-Partner Hartmut Lüerßen. (Foto: Lünendonk)

Das ist gut fürs Geschäft der IT-Dienstleister, wie die aktuelle Lünendonk-Studie zeigt. Demnach sind die Umsätze der IT-Dienstleister 2015 um 7,5 Prozent gestiegen. Großer Gewinner sind Unternehmen, die IT-Beratung und Systemintegration anbieten. Sie können sich über ein Umsatzwachstum von 9,1 Prozent freuen. Insgesamt erreichte der Markt für IT-Dienstleistung 2015 in Deutschland ein Umsatzvolumen von 28,1 Milliarden Euro, das sind 1,1 Milliarden mehr als im Vorjahr.

Berater und Systemintegratoren erfreuen sich deshalb so reger Nachfrage, weil ihre Kunden Hilfe brauchen bei Themen wie Cloud, Mobile, Sicherheit oder Big Data. Und viele Unternehmen Dienste wie IT-Strategieberatung, Anwendungsentwicklung und Testing in Anspruch. Von der Digitalisierung sind laut Lünendonk vor allem die Unternehmensbereiche Service/Kundendienst, Produktion sowie Logistik betroffen.

Service-Anbieter in der Klemme

Nicht ganz so erfreulich ist die Situation der Anbieter von IT-Services. Deren Umsatz stieg 2015 um vergleichsweise bescheidene 2,7 Prozent. Denn der Markt hat sich deutlich verändert. Viele Kunden haben laut Lünendonk ihre Geschäftsprozesse inzwischen durch Standardisierung, Virtualisierung oder Automatisierung deutlich effizienter gestaltet und IT-Leistungen an “Near- und Offshore-Standorte” ausgelagert. Das macht sich in sinkenden Marktpreisen beim Betrieb von Rechenzentren und IT-Anwendungen bemerkbar.

Laut Lünendonk-Partner Mario Zillmann hätten manche IT-Service-Unternehmen zu spät auf den digitalen Wandel reagiert. Nun “positionieren sie sich häufig im Cloud-Umfeld, in dem sie den Betrieb von IT-Anwendungen sowie digitalen Geschäftsmodellen ab Cloud-Plattformen offerieren”.

Die erfolgreichsten Dienstleister

In der alljährlich veröffentlichten Lünendonk-Liste “Top 25 der IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland” ist der Anbieter Accenture aus Kronberg der Spitzenreiter. Der Umsatz des Unternehmens lag 2015 bei gut 1,5 Milliarden Euro, 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf Platz zwei folgt IBM Global Business Services mit knapp 1,4 Milliarden Euro.

Die wichtigsten Kunden der IT-Dienstleister kommen aus den Bereichen: Bank (18,8 Prozent), Automobilindustrie (13,4 Prozent) und Telekommunikation, IT (9,0 Prozent). (Grafik: Lünendonk)

Bei den IT-Service-Anbietern konnten immerhin acht Kandidaten ihren Umsatz im einstelligen Prozentbereich steigern. Zwei Mitbewerber – SVA System Vertrieb Alexander aus Wiesbaden und Controlware aus Dietzenbach – steigerten ihren Umsatz um 22 beziehungsweise knapp 18 Prozent. Die Kunden der IT-Dienstleister kommen stark aus dem Bereich Banken, Automobilindustrie und Telekommunikation/IT.

Kunden setzen stärker auf externes Know-how

Es stellt sich die Frage, warum die Unternehmen so stark auf externe Berater, Systemintegratoren und Dienstleister setzen. Nach Einschätzung der Lünendonk-Analysten liegt dies daran, dass viele Unternehmen derzeit “schlank aufgestellt” seien und die Chance nutzen, mithilfe der Dienstleister schneller, flexibler und agiler auf Markttrends reagieren zu können.

Für die Kunden der IT-Dienstleister steht nach wie vor das Thema IT-Security an erster Stelle. Auch Business Analytics und die Integration neuer Lösung in bestehende Systeme gehören zu den Top-Aufgaben. Wenig Bedeutung hingegen messen die Unternehmen offenbar dem Thema Social Media/Collaboration bei. (Grafik: Lünendonk)

Zudem legen viele Manager inzwischen weniger Wert darauf, Fachkompetenz im eigenen Haus zu haben, sie suchen eher gute Projektmanager, die solche Fachkompetenz sozusagen von externen Quellen hereinholen können. Schließlich ist auch der Handlungsdruck in punkto Digitalisierung gestiegen, viele Betriebe haben enormen Nachholbedarf und setzen deshalb auf die Dienstleister, um schnell wieder aufzuholen. Was für die eingangs erwähnte These spricht: Veränderungen im technischen Fortschritt kommen zwar langsam, aber dann gewaltig.

IT-Fachkräfte fehlen

Von einem Problem sind aber alle gleichermaßen betroffen. Unternehmen, Service-Partner, Berater und Systemintegratoren, alle suchen nach Fachkräften. 37 Prozent der befragten Dienstleister erklären in der Studie, es sei “sehr schwierig” qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, 50 Prozent meinen, dies sei zumindest “schwierig”. Dabei sind mehr 76 Prozent der Ansicht, der Fachkräftemangel sei ein “großes” oder gar ein “sehr großes Problem” für den Geschäftserfolg. Dazu passt auch diese Zahl: 17,5 Prozent der Planstellen sind nicht besetzt. Den Dienstleistern geht es in Sachen Fachkräfte also nicht besser als dem Rest der Wirtschaft.

Das sind die umsatzstärksten IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland 2015. Auf Platz 1 liegt Accenture aus Kronberg, das Unternehmen hat mehr als 1,5 Milliarden Euro umgesetzt. Danach folgen IBM (1,4 Milliarden Euro)und T-Systems (1,2 Milliarden Euro). Hewlett Packard Enterprise liegt mit 350 Millionen auf Platz 10. (Tabelle: Lünendonk)

Die Zukunft sehen die meisten Anbieter trotzdem positiv. Vor allem mittelständische Dienstleister rechnen sich in den nächsten Jahren gute Chancen aus. Auch hier gilt: Berater und Systemintegratoren erwarten mehr Wachstum als die Kollegen der IT-Service-Anbieter.

Der Blick auf die Zukunft richtet sich dabei nicht nur auf den Umsatz. Die Lünendonk-Studie hat auch nach zukünftigen Trends in der IT gefragt. Hier glauben die Dienstleister, dass IT-Lösungen in Zukunft “deutlich standardisierter sein werden als heute”. Die Mehrzahl der Anwendungen wird – wenig überraschend – aus der Cloud kommen. Und die IT-Budgets werden in Zukunft vorwiegend von den Fachbereichen des Unternehmens und weniger vom IT-Management gesteuert.Dienstleister müssen daher Management- und IT-Beratung in Zukunft “als integriertes Portfolio” anbieten.

Für die Liste hat Lünendonk insgesamt mehr als 90 Anbieter der IT-Dienstleister-Branche sowie ungefähr 50 IT-Manager aus dem Mittelstand und Großunternehmen. Wer die ganze Studie lesen will, kann diese auf der Website von Lünendonk kostenlos herunterladen.

Redaktion

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