IoT im Visier: Bluetooth 5 nun offiziell vorgestellt
Im Vergleich zu bisherigen Bluetooth-Standards bringt Bluetooth 5 bis zu vierfache Reichweite, doppelte Übertragungsgeschwindigkeit und achtfache Übertragungskapazität. Außerdem kommen Beacon- und standortbezogene Funktionen sowie Verbesserungen für IoT-Szenarien.
Die Bluetooth Special Interest Group (SIG) hat mit Bluetooth 5 nun die nächste Bluetooth-Version offiziell angekündigt. Sie soll Ende 2016 beziehungsweise Anfang 2017 auf dem Markt eingeführt werden. Es ist wohl davon auszugehen, dass zahlreiche Hersteller Geräte mit Unterstützung für Bluetooth 5 zur CES zeigen und dann im Frühjahr 2017 auf den Markt bringen werden. Allerdings erwartet die Bluetooth SIG auch, dass der neue Standard auch in umfassenderen Konzepten in der Industrie zum Einsatz kommt, insbesondere bei Projekten im Bereich Internet der Dinge.
Nachdem es bei der Vorankündigung – offenbar wegen eines Irrtums – zu einiger Verwirrung über die tatsächlich mit Bluetooth 5 einhergehenden Verbesserungen kam, stehen die Werte nun offiziell fest: “Bluetooth 5 wird die Übertragungsreichweite von Low-Energy-Verbindungen vervierfachen, deren Geschwindigkeit verdoppeln und gleichzeitig die Kapazität der verbindungslosen Datenübertragungen um 800 Prozent erhöhen“, teilt das Konsortium nun mit.
Die neuen Fähigkeiten sollen aber in erster Linie nicht nur dazu dienen, die Nutzung in den bisher üblichen Einsatzszenarien komfortabler zu machen, sondern der Technologie auch ganz neue Möglichkeiten erschließen: “Mit der Erweiterung der Reichweite werden Verbindungen zu IoT-Geräten weit über die Wände des eigenen Hauses hinaus möglich, während die erhöhte Geschwindigkeit schnellere Datentransfers und Software-Updates der Geräte unterstützt. Und mit der Fähigkeit, deutlich umfangreichere Datensätze zu übertragen, steigert Bluetooth 5 die Bedeutung von Beacons, Standorterfassung und anderen verbindungslosen Diensten für ein reibungs- und nahtloses IoT”, umreißt Mark Powell, Executive Director der Bluetooth SIG, in einer Pressemitteilung.
Mit der höheren Reichweite seien etwa “Komplettlösungen für Wohnhäuser, große Gebäude und Außenbereiche auf Basis von Bluetooth” denkbar. Von der höheren Übertragungskapazität erhofft man sich eine hohe Verbreitung bei Beacons, standortbasierender Informationsverteilung und im Bereich Navigation vorantreiben. Die Steigerung der Übertragungskapazität schließlich ermögliche es, größere und komplexere Datenmengen zu übertragen.
Außerdem werde dadurch die Datenübertragung bei Geräten mit Bluetooth-Unterstützung von Apps und Geräten unabhängiger, wodurch sich ein “verbindungsloses IoT” einrichten lasse. Als Beispiele werden die “Navigation” für Reisende in einem Flughafengebäude genannt, die Nachverfolgung von Waren in einem Lager oder auch Smart-City-Infrastrukturen zur Unterstützung von Sehbehinderten. In alle diesen Szenarien profitierten Betreiber und Nutzer davon, dass benutzerdefinierte Informationen ohne dass eine spezifische App erforderlich ist übertragen werden können.
Frühere IoT-Vorstöße der Bluetooth SIG
In diese Richtung zielt auch der im März vorgestellte Bluetooth-Dienst TDS . Der “Transport Discovery Service” soll mobile Geräte dabei unterstützen, sich gegenseitig zu finden und miteinander zu verbinden. Welche Wireless-Technologie sie nutzen soll dabei zweitrangig sein.
Mit dem Low Energy Feature von Bluetooth ermöglicht TDS unterschiedlichen Geräten, sich zunächt zu finden und sich dann über die jeweils vom Gegenüber verwendeten Technologien und unterstützten Fähigkeiten auszutauschen – sozusagen ein automatisches Speed-Dating für Mobilgeräte. Funktionen mit hohem Energie- und Bandbreitenbedarf werden dadurch erst dann aufgerufen, wenn sie tatsächlich benötigt werden.
Bereits seit Februar dieses Jahres wird Entwicklern ein “Gateway Starter Kit” angeboten, dass zeigen soll, wie sich ohne ein Zwischengerät Daten aus Bluethooth-Sensoren übertragen lassen. Über RESTful APIs kann mit dem Kit auf einem Raspberry-Pi-Board ein Gateway errichtet werden, über das dann über das Web kommuniziert werden kann. Diese Gateways senden und empfangen Bluetooth-Sensoren-Daten auf Basis von Cloud-Diensten.
Diese Entwicklerwerkzeuge sollen eine einfache Verbindung zwischen Bluetooth und der Cloud ermöglichen und auch ohne Zwischengeräte funktionieren. Auf diese Weise lassen sich dannn fest installierte Bluetooth-Sensoren aus der Ferne steuern und überwachen. Über die Architektur könnten Entwickler zudem zentrale Steuerungsplattformen aufbauen oder Gateway-Funktionen in bestehende Produkte integrieren.
“Aktuell sind 8,2 Milliarden Bluetooth-Produkte weltweit im Einsatz”, so Bluetooth-Funktionär Powell. “Die Verbesserungen in Bluetooth 5 und künftig geplante Weiterentwicklungen der Bluetooth-Technologie werden dazu führen, dass Bluetooth bis 2020 in mehr als einem Drittel aller installierten IoT-Geräte enthalten sein wird. Die Dynamik und Innovationskraft von Bluetooth wird sicherstellen, dass unsere Technologie weiterhin die IoT-Lösung der Wahl für alle Entwickler bleiben wird.”