Spezialisten für Data Science in deutschen Firmen händeringend gesucht
Das geht aus einer nun vorgelegten Untersuchung von Sopra Steria Consulting hervor. Demnach haben deutsche Wirtschaft das Potenzial erkannt, das sich aus der Verknüpfung und Analyse von Kunden-, Produktions-, Logistik- und Marktdaten ergibt. Bis zur Umsetzung dieser Erkenntnis in die Praxis ist es aber noch ein weiter Weg.
Sopra Steria Consulting ließ im Februar 2016 in unterschiedlichen Branchen – ausgenommen waren lediglich Beratungsfirmen und Anbieter von IT-Lösungen – insgesamt 220 Führungskräfte von deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zu ihren Ansichten zum Themenfeld “Data Science” befragen. Den jetzt vorliegenden Ergebnissen zufolge spielen Data-Science-Initiativen lediglich in 7 Prozent der Firmen keine Rolle. 39 Prozent der Befragten planen dementsprechende Projekte. In 53 Prozent der Firmen ist Data Science heute schon abteilungsübergreifend und strategisch (11 Prozent), zumindest abteilungsübergreifend (17 Prozent) oder in einzelnen Abteilungen (25 Prozent) Realität.
Kurzfristig planen 46 Prozent der Befragten, mit externen Beratern zusammenzuarbeiten, um ihren Know-how-Bedarf kurzfristig zu decken. Etwas über die Hälfte will zudem durch Qualifikationsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter intern Wissen aufbauen. Das hat nach Ansicht der Studienautoren den, dass in jedem Fall Prozesskenntnisse und idealerweise auch die kommunikative Fähigkeit vorhanden sind, zwischen IT-Abteilung und den betroffenen Fachbereichen zu vermitteln.
Die große Bedeutung von Data Science wird auch daran deutlich, dass für 60 Prozent der befragten Entscheidern Data Science “im Zentrum der nächsten digitalen Revolution” steht. Besonders hoch ist der Anteil der Befragten, die diese Meinung vertreten, in den Branchen Energie, verarbeitendes Gewerbe sowie Telekommunikation und Medien. Tendenziell ist zudem über alle Branchen hinweg zu beobachten, dass mit der Firmengröße auch die Bedeutung zunimmt, die dem Thema Data Science zugemessen wird. Außerdem stufen es Befragte aus dem Bereich Geschäftsführung oder Vorstand deutlich höher ein als Führungskräfte.
50 Prozent aller Befragten stimmten zudem der Aussage zu, Data Science werden einen Kulturwandel im Umgang mit Daten und Entscheidungen bringen. Die Bedeutung, die den geeigneten Experten dabei zukommt, ist ebenfalls hoch: So sind nur 37 Prozent davon überzeugt, dass Data Science lediglich oder zumindest überwiegend eine Frage der Technik ist.
Der Umfrage zufolge wollen nahezu alle Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten in Data Science investieren. Ganz oben auf der Liste stehen Analyse-Tools, Technologien und IT-Anwendungen. Hier planen 70 Prozent der Befragten Investitionen. Die Neueinstellung von Data-Science-Experten beabsichtigen 62 Prozent, 51 Prozent wollen in die Ausbildung respektive Weiterbildung der bei ihnen bereits beschäftigte Fachkräfte investieren. 46 Prozent rechnen zudem damit, dass sie externe Berater an Bord holen werden.
Aus der Umfrage geht aber auch hervor, “dass es für viele Unternehmen noch ein weiter Weg sein wird, große Datenmengen aus verschiedensten Quellen zu sammeln, auszuwerten und systematisch zur Prozessverbesserung und agilen Angebotsentwicklung zurückfließen zu lassen”, wie Sopra Steria Consulting mitteilt. Ursache für die Diskrepanz zwischen der erkannten Notwendigkeit und den daraus abgeleiteten Plänen einerseits sowie der noch nicht oder nur teilweise erfolgten Umsetzung andererseits ist vor allem der Mangel an spezialisierten Fachkräften, der im verarbeitenden Gewerbe besonders hoch ist.
Nach Ansicht von Sopra Steria Consulting wird “der Arbeitsmarkt den wachsenden Bedarf an Data-Science-Experten auf absehbare Zeit nicht decken können“: Knapp zwei Drittel der Befragten wollen in Zukunft Data-Science-Experten einstellen; 52 Prozent sind bereits heute auf der Suche nach entsprechend qualifiziertem Personal. Nach Ansicht der Berater kommen Unternehmen daher an der Qualifizierung eigener Mitarbeiter nicht vorbei.
“Hochschulen und Universitäten können die Know-how-Lücke in vielen Unternehmen nicht schnell genug schließen – zumal das geforderte Qualifikationsprofil eben nicht nur statistisch-algorithmische Fähigkeiten umfasst, sondern auch profundes Geschäftsprozesswissen sowie Kenntnis der jeweiligen Branche”, so Lars Schlömer, Head of Business Intelligence bei Sopra Steria Consulting. Gesucht würden schließlich keine reinen Mathematiker, sondern Personen die “die sinnvolle Verknüpfung unterschiedlicher Datenquellen aus ganz verschiedenen Geschäftsbereichen“ beherrschen.
Darauf bereitet bislang erst ein Studiengang in Deutschland vor: An der Technischen Universität Dortmund bieten die Fakultäten Informatik, Statistik und Mathematik seit 2002 gemeinsam einen Masterstudiengang “Datenwissenschaft” an. Zum Wintersemester 2016/17 plant nun auch die Münchner Ludwig-Maximilian-Universität einen Elite-Masterstudiengang im Fach “Data Science” und hat dafür derzeit eine W2 Professur ausgeschrieben. Laut Schlömer ist aber auch “dies ist bislang nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein”.
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