In Bulgarien muss Software für die Regierung Open Source sein
Für Behörden entwickelte Software muss quelloffen sein, wie eine vom Parlament verabschiedete Gesetzesänderung vorschreibt. Außerdem muss die Entwicklung in einem öffentlichen Repository stattfinden. Das Gesetz gilt für spezifische Software, die von Regierungsbehörden in Auftrag gegeben wird und nicht für vorhandene Lösungen.
Für die Regierung geschriebene Software muss in Bulgarien künftig grundsätzlich quelloffen sein. Das schreibt eine jetzt vom bulgarischen Parlament verabschiedete Gesetzesänderung vor. Die entsprechenden Programme müssen zudem in einem öffentlichen Repository entwickelt werden. Eine neue Behörde soll dieses zur Verfügung stellen und aller Voraussicht nach auf GitHub spiegeln. Sie wird auch gleichzeitig für die Durchsetzung des Gesetzes zuständig sein.
In einem Blogeintrag erklärt Softwareentwickler Bozhidar Bozhanov, der als Berater des Vize-Premierministers Einfluss auf die Gesetzgebung hatte: “Das bedeutet nicht, dass das ganze Land auf Linux und LibreOffice umsteigt. Ebensowenig heißt es, dass die Regierung von Microsoft und Oracle verlangen wird, den Quellcode ihrer Produkte zu liefern. Vorhandene Lösungen werden entsprechend den Lizenzbedingungen gekauft und sind davon nicht betroffen (obwohl wir auch dafür nachdrücklich den Einsatz von Open-Source-Lösungen empfehlen).”
Demnach muss aber spezifische Software, die von der Regierung für behördliche Zwecke in Auftrag gegeben wird, für jedermann einsehbar und zugänglich sein: “Schließlich ist es das Geld der Steuerzahler, und sie sollten das Ergebnis sowohl ansehen als auch nutzen können.”
Zugleich hoffen die Befürworter des Gesetzes auf mehr Sicherheit dank Open Source. Sie machen darauf aufmerksam, dass in regierungseigenen Websites zahlreiche Schwachstellen gefunden wurden, die über Jahre hinweg nicht behoben wurden – weil einfach nur ein Vertrag ausgelaufen war. Derartige Probleme könnten mit der Öffnung des Quellcodes minimiert und mögliche Fehler frühzeitiger abgefangen werden.
Wie Bozhanov aber meint, schaffe ein Gesetzestext jedoch noch keine Tatsachen und empfiehlt den Softwareentwicklern, auf seiner Durchsetzung zu bestehen. Es werde sicher auch Firmen geben, die das Gesetz zu umgehen versuchen. “Aber grundsätzlich halte ich das für einen guten Schritt zu besserer Behördensoftware und weniger Abandonware”, kommentiert er. “Und ich hoffe, dass andere Länder unserer etwas ‘radikalen’ Herangehensweise folgen, das in Gesetzesform zu bringen.”
[Mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]
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