SAP kann im zweiten Quartal nicht nur bei der Cloud zulegen. Auch die Umsätze mit dem traditionellen Lizenzgeschäft steigen. Damit kann das Unternehmen die durchwachsenen Zahlen des Vorquartals kompensieren: Das bereinigte Betriebsergebnis steigt gegenüber dem Vorjahresquartal währungsbereinigt um elf Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro. Damit übertrifft SAP auch die Erwartungen der Analysten, die von 1,45 Milliarden Euro ausgegangen waren.
In den Monaten April bis Juni erwirtschaftete SAP einen Umsatz von 5,24 Milliarden Euro. Bereinigt von Währungs- und Sondereffekten bedeutet das einen Zuwachs von neun Prozent. Wachstum gibt es vor allem im Cloud-Geschäft. So steigen die Cloud-Erlöse um 33 Prozent (Non-IFRS) auf 721 Millionen Euro. Die sogenannten „New Cloud Bookings“ – also Neukunden für Cloud-Angebote – zeigten im zweiten Quartal mit 28 (währungsbereinigt 31 Prozent) einen soliden Anstieg und erreichten 255 Millionen Euro.
Der größte Teil des Umsatzes fährt SAP nach wie vor mit Softwarelizenzen und Support ein. Im Vergleich zum ersten Quartal, kann SAP hier um vier Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zulegen. Dafür sind wohl vor allem 500 Neukunden verantwortlich, die auf die neue Business Suite S4/HANA migriert sind. 40 Prozent dieser Kunden waren bislang keine SAP-Anwender.
SAP kann also weiter mit der In-Memory-basierten Suite wachsen, die das Unternehmen auch als Cloud-Version anbietet. Offenbar entscheiden sich bei der Abbildung von kritischen Unternehmensprozessen Unternehmen aber nach wie vor, diese in den eigenen Rechenzentren zu unterhalten. Vor etwa, einem Jahr startete SAP mit dem Rollout der neuen Suite jetzt vermuten Branchenbeobachter, dass eine Migrationswelle für die neue Business-Suite einsetzen wird. Aktuell nutzen laut SAP 3700 Unternehmen S/4HANA.
Interessant für Anwender ist darüber hinaus auch die HANA Cloud Plattform, über die Anwender die Kernanwendungen mit agilen Services erweitern und somit die On-Premise-Umgebung mit der Cloud integrieren können. Mit der SAP HANA Enterprise Cloud können Anwender auch geschäftskritischen Prozesse in die Cloud verlagern. Als neue Anwender von S/4HANA nennt SAP aktuell The Hershey Company (USA), den Targin-Konzern (Russland), Cathay Pacific (Hongkong) sowie Roy Hill Holdings Pty Ltd. (Australien).
Wachstum meldet SAP darüber hinaus bei der Cloud-basierten Human-Capital-Management-Lösung SuccessFactors, das der Walldorfer Konzern 2012 übernommen hatte. “Starkes zweistelliges” Wachstum meldet SAP auch für den Bereich Kundenbindung und Online-Handel, oder Customer Engagement and Commerce (CEC), das SAP mit der ebenfalls zugekauften Lösung “Hybris” sowohl als Service wie auch On-Premise adressiert.
Konkrete Zahlen nennt SAP für Ariba und andere Geschäftsnetzwerke, über die Unternehmen sich mit Kunden, Lieferanten und Partnern verbinden können. Auch hier meldet Walldorf Wachstum: Die Cloud-Subskriptions- und Support-Erlöse erhöhten sich im zweiten Quartal währungsbereinigt um 21 Prozent. Die Cloud-Bruttomarge in diesem Segment wächst leicht um 1 Prozentpunkt auf 76 Prozent. Inzwischen wickeln rund 2,2 Millionen Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten Handelsumsätze von über 820 Milliarden Dollar über das Ariba-Netzwerk ab.
42 Millionen Endanwender nennt SAP für das cloud-basierende Reisekostenmanagement Concur, und 2,6 Millionen externe Mitarbeiter in rund 130 Ländern wurden über die ebenfalls zugekaufte Plattform Fieldglass verwaltet. Mit anderen Worten, Cloud Computing scheint sich durchzusetzen und wird auch künftig weiter an Bedeutung zulegen.
Die Marktforscher von Gartner gehen davon aus, dass der weltweite Cloud-Markt 2016 um 16,5 Prozent auf 204 Milliarden Dollar wachsen werde, und dieses Wachstum werde auch sich auch 2017 fortsetzen. “Einen anhaltenden Trend weg von eigener IT hin zu web-basierten Dienstleistungen”, sehen daher die Gartner-Experten.
Trotz des starken traditionellen Lizenz- und Service-Geschäftes geht auch bei SAP die Umwälzung in der IT-Landschaft nicht spurlos vorüber. Trotz wachsender Erfolge drückt die Forcierung des Cloud-Geschäftes die operative Marge. Die Umstellung des Lizenzmodells und die Investitionen in Ressourcen wie Rechenzentren kosten eben Geld. Für das Gesamtjahr 2015 erreichte SAP eine Marge von 20,5 Prozent. Im ersten Quartal waren es 17,2 Prozent. Das aktuelle Quartal trägt erheblich dazu bei, diesen Wert deutlich steigern. SAP weist für es eine Marge von 24,2 Prozent aus.
Für das Gesamtjahr ist man daher bei SAP durchaus zuversichtlich: “Unsere bahnbrechend neue Architektur steigert die Dynamik in allen Sparten: Cloud, Kerngeschäft und Geschäftsnetzwerke. Dies führte zu einem dreifachen Erfolg mit zweistelligem Wachstum bei Software, Cloud und Betriebsergebnis”, so SAP-Chef Bill McDermott. “Unsere Pipeline für SAP S/4HANA ist stärker als je zuvor, und wir bestätigen zuversichtlich unseren Ausblick für das Gesamtjahr.”
McDermott blickt vor allem angesichts des drohenden Ausscheidens Großbritanniens optimistisch in die Zukunft, wie er bei Bekanntgabe der Zahlen erklärte: “Viele erwarten einen Abschwung durch den Brexit für viele Unternehmen und auch für die in Europa ansässige SAP – aber das Gegenteil wird der Fall sein.” Der Ausstieg aus der Union werde für Unternehmen neue regulatorische Anforderungen bedeuten und auch neue Geschäftsmodelle nach sich ziehen. McDermott geht davon aus, dass das die Nachfrage nach Unternehmenslösungen weiter ankurbelt.
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