Yahoo soll offenbar von Verizon übernommen werden. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg soll Verizon rund 4,8 Milliarden Dollar für den Internet-Pionier bezahlen. Wie mit dem Vorgang vertraute anonyme Quellen berichten, soll in diesem Kaufpreis neben dem Kerngeschäften von Yahoo auch Grundstücke und Gebäude enthalten sein. Geistiges Eigentum des Internetkonzerns werde aber gesondert verkauft.
Angeblich werde der Deal noch der Eröffnung des Börsenparketts in New York bekannt gegeben. Mit der Übernahme hätten die Spekulationen, wie es mit Yahoo weitergehen soll, endgültig ein Ende. Seit Jahren schwächelt Yahoo und das Unternehmen sucht nach “strategischen Alternativen”. Allerdings werde Yahoo laut dem aktuellen Stand neben dem geistigen Eigentum auch Anteile an der Alibaba Group sowie Yahoo Japan behalten.
Bloomberg spekuliert zudem, dass der Verkauf des Kerngeschäfts auch das Ende von Marissa Meyers als CEO von Yahoo bedeutet. Die ehemalige Google-Managerin hat es damit nicht geschafft, Yahoo als Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen und es entsprechend umzubauen. Stattdessen stärke Verizon durch den Zukauf die eigene Position als Multimedia-Anbieter. Verizon hat vor rund einem Jahr AOL übernommen und damit für 4,4 Milliarden auch die Medienangebote Huffington Post, TechCrunch und Engadget übernommen. Verizon hatte aber damals vor allem die Content-Delivery-Lösungen von AOL im Visier.
Recode will indes erfahren haben, dass Yahoo am Wochenende andere Interessenten, darunter den Investor TPG und eine Gruppe um den Quicken-Loans-Gründer Dan Gilbert, über das erfolgreiche Höchstgebot von Verizon informiert habe. Die Transaktion benötige jedoch die Zustimmung von Regulierungsbehörden. Auch eine Ablehnung des Deals durch die Verizon-Aktionäre könnte den Deal noch verhindern.
Ausschlaggebend für die Einigung mit Verizon war demnach nicht nur der eigentliche Kaufpreis. Für Diskussionen hätten auch das Suchabkommen mit Mozilla und hohe Ausgaben für Aktien-Gratifikationen gesorgt.
Welche Rolle CEO Marissa Mayer bei Yahoo noch spielen wird, ist ungewiss. Aber auch die Zukunft anderer hochrangiger Manager im Unternehmen sei noch nicht geklärt.
Als wahrscheinlicher Nachfolger von Mayer gilt AOL-Chef Tim Armstrong. “Das wird eine schwierige Integration”, kommentierte eine der Quellen von Recode. Bisher seien noch keine Details des Zusammenschlusses der Verizon-Tochter AOL mit Yahoo besprochen worden. “Die Unbekannten sind so groß die die Bekannten.”
In der vergangenen Woche hatte Yahoo seine Bilanz für das zweite Quartal vorgelegt. Offenbar in Vorbereitung auf den Verkauf des Kerngeschäfts schrieb Yahoo erneut 482 Millionen Dollar auf den Wert des 2013 für 1,1 Milliarden Dollar übernommenen Blog-Netzwerks Tumblr ab.
Daraus ergab sich ein Nettoverlust von 440 Millionen Dollar für die Monate April bis Juni. Bei einer Telefonkonferenz mit Analysten hatte Mayer von “großen Fortschritten” bei den Verkaufsverhandlungen gesprochen. Die aktuelle und wie es nun aussieht letzte Bieterrunde sollte ursprünglich heute enden.
John Colley, Professor der Warwick Business School und Experte für große Übernahmen, sieht die geplante Übernahme durchaus kritisch: “Leider führen ‘Allianzen von Schwachen’, nur selten dazu einen einzelnen starken Mitbewerber zu schaffen. Meistens enden diese damit, dass am Ende ein großes aber schwaches Unternehmen steht.” Wer nicht zu den zwei Größten gehört und nicht in einer glaubhaften Nische operiert, habe ein Problem. Colley sieht kaum Veranlassung, dass dieser Zusammenschluss eine Ausnahme bilde.
Es sei auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wie Verizon als Mobilfunkprovider von dieser Übernahme profitieren könne, weil diese beiden Bereiche so unterschiedlich sind. Vermutlich setze Verizon damit auf künftiges Wachstum, was aber eine sehr riskante Strategie sei.
Colley geht auch davon aus, dass diese Übernahme wohl auf den AOL-CEO Armstrong zurückgeht, der vermutlich auch das Ruder von Mayer übernehmen werde. Armstrong müsse nun zwei Unternehmen integrieren und eine Integration einer Übernahme sei fast immer mit Einbußen verbunden.
[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]
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