Das vielbeschworene Internet der Dinge birgt vielfältige Möglichkeiten. Das reicht von der Vernetzung intelligenter Geräte in der Industrie, bei Versorgungsunternehmen, in sogenannten Smart Cities oder dem – auch schon seit Jahren beschworenen – Smart Home (das dann immer “im nächsten Jahr” seinen Durchbruch feiern soll) bis hin zum Connected Car. Neben den jeweiligen, direkten Akteuren sehen natürlich auch die Netzbetreiber große Chancen in dem Trend – schließlich müssen alle Daten über ihre Netze laufen und entstehen zusätzlich auch für sie neue Geschäftsfelder, etwa in der Betreuung der Infrastruktur, der Verwaltung von Mobilgeräten oder der Bereitstellung und Wartung von diversen Modulen, die die si dringend erforderliche Verbindung erst ermöglichen.
Genau da hat jetzt Vodafone angesetzt. Unter dem Projektnamen “Smart Summer” wurden von dem Konzern jetzt ein paar Ideen vorgestellt, die dafür sorgen sollen, dass uns das Internet der Dinge auch im Urlaub zuverlässig begleiten soll. Ein nicht näher beschriebener Think Tank hat sich bei dem Netzbetreiber – wahrscheinlich in einem gut klimatisierten Büro – zusammengesetzt und in Urlaubserinnerungen geschwelgt.
Offenbar dachte man dabei in erster Linie an krebsrote Haut nach dem Strandbesuch. Ob daran die Tatsache schuld ist, dass es sich bei den Denkern um Engländer handelte, die ja schließlich aus dem Mutterland der Sonnenverbrannten stammen, oder es sich um Nachwirkungen der Corporate-Identity-Regeln handelte, die ein tiefes Rot all überall vorschreiben, ist nicht überliefert.
Auf jeden Fall war man sich einig, dass die unerträgliche Leichtigkeit und Nonchalance eines Strandbesuchs nicht mehr länger hinzunehmen ist: Sich einfach gehen zu lassen ziemt sich in einer Welt des Internets der Dinge und der Allgegenwart von Smartphones und Sensoren nicht. Möglicherweise gehörte auch ein fleißiger deutscher Saunagänger zu den Vodafone-Zukunftsforscher, der die großartige Idee hatte, das Prinzip der Sanduhr, auf Grund dessen tägliche Tausende in deutschen Saunen exakt so lange schwitzen, wie es die Saunaregeln vorschreiben, auf den Strand zu übertragen. Kleiner Tipp für einen Spaß zwischendurch: Erklären Sie das mal einem Finnen, falls Sie sehen wollen, wie er sich totlacht.
Wie auch immer, herausgekommen sind “Produkte der Zukunft” – von denen es einige allerdings schon lange gibt – die dafür sorgen sollen, dass der unerträgliche, datenlose und selbstbestimmte Zustand am Strand bald endgültig der Vergangenheit angehört.
Ganz oben auf der Liste des Unternehmens, das sonst nicht so gerne von Strahlung spricht, steht der Kampf gegen die böse UV-Strahlung: Smarte Bikinis und Badehosen sind seiner Ansicht nach “zukünftig mit Sensoren ausgestattet, die die UV-Strahlung messen. Wird die Belastung zu hoch, warnen App und ein kleiner vibrierender Chip in der Bademode den Nutzer, dass es besser wäre, sich mit Sonnencreme zu schützen oder den Schatten aufzusuchen.”
Schade, dass an dieser bahnbrechenden Idee das einzig neue das Wörtchen “in” ist. “An” der Bademode angebrachte UV-Sensoren, die Nutzer beim Erreichen einer bestimmten UV-Belastung per App warnen, gibt es nämlich schon. Schon längst. Seit 2006 genauer gesagt. Damals kam die US-Firma Solestrom damit auf den Markt.
Dass es sie nicht mehr gibt, ist nicht weiter schlimm. In die Lücke ist im vergangenen Jahr eine Schneiderin aus dem Elsass gesprungen. Ihre Firma Spinali Design bietet selbst entworfene und genähte Badebekleidung an, die sich in einer genau dafür gedachten Schlaufe mit einem Sensor, der in seiner Form stark an einen Bikiniverschluss erinnert, ausstatten lässt.
Die nach Maß individuell gefertigte aber auch für Normalverdiener durchaus noch erschwingliche Bademode kommt immer mit Sensor und Smartphone-App. Damit wird die Besitzerin dann vor drohendem Sonnenbrand gewarnt beziehungsweise daran erinnert erneut Sonnencreme aufzutragen oder auftragen zu lassen. Ob sich zu diesem Zweck schon Lüstlinge aus der Nähe der Sonnenbadenden in die App gehackt haben, um die Intervalle zu verkürzen, ist nicht bekannt.
Allerdings nutzen die Verantwortlichen für die deutschsprachige Website von Spinali Design die eigene Bademode offenbar nicht. Zumindest die Texte darauf legen nämlich doch nahe, dass sie deutlich zu lange in der Sonne waren. Alternative könnte es sich um eine besonders geschickt durchgeführte Suchmaschinenoptimierung handeln. Falls dem so ist, dann geht es dem Unternehmen aber wohl eher darum, über Bilder gefunden zu werden …
Ganz unten in der Innovationskrabbelkiste hat Vodafone auch noch die Idee gefunden, Kinder (oder Besucher am FKK-Strand?) mit einem einen intelligenten Sonnenhut zu beglücken. Der bietet ja mehr Platz als ein klassischer Bikini und könnte daher nicht nur mit UV-Sensoren ausgestattet werden, sondern auch als Ortungsgerät fungieren: Eine App soll dann den Eltern melden, wenn sich das Kind aus einem von ihnen festgelegten Radius entfernt. Alternativ könnten sich das auch Betreiber von Billighotels in einschlägig bekannten Destinationen zunutze machen, die die Schnapsleichen ihrer Gäste einsammeln wollen. Na dann: Prost!
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