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Oracle will bei IoT mit Ende-zu-Ende-Integration punkten

Nachdem Datenbankspezialist Oracle lange gebraucht hat, um ins Online-Geschäft einzusteigen, ist man nun auf vielen Gebieten mit eigenen Cloud-Services am Markt vertreten. “Unser Ziel ist es, das traditionelle Softwaregeschäft mit dem Cloud-Geschäft zu verschmelzen”, sagt Reiner Ernst, Senior Director Sales Middleware bei Oracle Deutschland. Das gelte auch für den IoT Cloud Service, den Oracle seit September 2015 anbietet.

Als Zielbranchen hat sich Oracle den Automotive-Sektor mit dem Partner General Motors, den Gesundheits-, den Logistik- und den Fertigungssektor ausgesucht und bewegt sich damit in denselben Märkten wie viele Wettbewerber. Im Automotive-Bereich nutzt beispielsweise die Flottenmanagement-Plattform Openmatics, die 2010 von ZF Friedrichshafen aufgekauft wurde, Middleware von Oracle.

Oracles IoT Cloud Service läuft weltweit in eigenen Rechenzentren. Wer in Deutschland auf den Dienst zugreifen möchte, kann dies derzeit aber nicht über Oracles Frankfurter Rechenzentrum tun, sondern muss Amsterdamer Ressourcen nutzen. Aktuell haben 19 Rechenzentren von Oracle weltweit den IoT-Service im Angebot. Er besteht aus drei Teilen: Connectivity, Analyse und Integration, wobei Sicherheit in allen Teilen als Zusatzfunktion integriert ist.

Hausinternes Java-Know-how als Alleinstellungsmerkmal

Der Connectivity-Teil hat die Aufgabe, die Geräte am Rand des Netzwerks einzubinden. Bei intelligenten, programmierbaren Geräten geschieht das über Client-Libraries mittels bidirektionaler Verbindungen. “Dumme” Geräte, zum Beispiel einfache Sensoren, werden mit einem selbst entwickelten Edge-Gateway, dem Oracle Sensor Edge Server, und eingebetteten Protokolladaptern eingebunden, die in Java geschrieben sind.

Da die Embedded-Software modularisiert ist, kann Oracle unterschiedliche Varianten für unterschiedliche Devices zur Verfügung stellen. Das verkleinert das Gesamtsystem, denn nicht benötigte Funktionen werden erst gar nicht implementiert. Die auf den Gateways installierte Software wird dann aus der Cloud heraus verwaltet. Derzeit sind die wichtigsten Einbindungsmechanismen fürs Edge http-REST und TLS, weitere Protokolle sind in Vorbereitung.

Auf dem Edge-Gateway läuft zudem eine ebenfalls selbst entwickelte, abgespeckte Event-Processing-Software. Sie bestimmt, welche Daten überhaupt an die Zentrale weitergeleitet werden. Das lässt sich über Mustererkennung oder vordefinierte Regeln steuern. Im Prinzip ist die Zahl anschließbarer Geräte nicht begrenzt, allenfalls die Fähigkeiten der Edge-Hardware setzen hier Grenzen. Möglich wird das durch die mit Sun Microsystems vor einigen Jahren eingekaufte Java-Kompetenz. Die Hardware für das Edge-Gateway hat Oracle selbst aber nicht im Programm.

“Wir wollen traditionelles und Cloud-Softwaregeschäft verschmelzen”, Reiner Ernst, Senior Director Sales Middleware bei Oracle Deutschland (Bild: Oracle)

Die zweite Hauptfunktion der Lösung befasst sich mit der Analyse der Daten. Eingehende Datenströme werden analysiert, aggregiert, gefiltert und korreliert. In diesem Bereich sieht Oracle eine seiner großen Stärken, denn der Hersteller forscht zusammen mit der Universität Stanford seit 2001 am Thema “Analyse von Streaming-Daten”, seit 2004 ist eine entsprechende analytische Software, Complex Event Processing, auf dem Markt. Oracles Streaming-Analyse arbeitet mit einer speziellen Abfragesprache, Continuous Query Language , die beispielsweise Muster im Zeitverlauf erkennt. Damit lässt sich etwa  innerhalb einer Folge von Ereignissen regelbasiert genau der Punkt herausfiltern, an dem der Normalbereich endgültig verlassen wird.

Ernst: “Bei einer Logistikanwendung wäre es beispielsweise für einen Alarm meist nicht ausreichend, wenn ein Kühl-LKW die vorgesehene Route verlässt. Würde dann aber auf freier Strecke der Kühlraum geöffnet, wäre es Zeit für eine Reaktion.”

Getestet ist die Software für bis zu eine Million Events pro Sekunde. Sie ist auch ohne die IoT-Plattform erhältlich. Über eine bedienfreundliche Nutzerschnittstelle kann man Events und vordefinierte Reaktion visuell verknüpfen. Ins Streaming Analytics Modul lassen sich auch weitere Nicht-Streaming-Daten integrieren, die die Analysen anreichern. Die analysierten Daten werden in einem Event Store gespeichert und lassen sich dann an Cloud-Services oder Unternehmensanwendungen übergeben, wo sie weiter verarbeitet werden oder Geschäftsprozesse anstoßen.

Anbindung an Oracles Unternehmenssoftware

Die dritte Hauptfunktion der IoT Cloud Platform ist die Einbindung in Oracle-Unternehmensapplikationen, etwa die E-Business-Suite, JD Edwards Enterprise One, Oracle Transportation Management, Oracle Service Cloud oder PaaS-Dienste wie Oracle Mobile Cloud und Oracle Integration Cloud. Integrations- und Implementierungsdienstleistungen bekommen Kunden sowohl von Oracle selbst als auch von Implementierungspartnern, zum Beispiel von Accenture, Hitachi Services und anderen.

Ebenfalls vom Integrationsbereich aus werden die angebundenen Geräte am Edge über eine einheitliche Managementkonsole gesteuert und überwacht. Endpunkte können dabei Gateways, programmierbare Endgeräte, Software auf einem Gateway, Adapter oder Enterprise-Applikationen sein.



Jeder Befehl an jede Art von Endpunkt wird vor Ausführung validiert. Anwender können aus Unternehmens- und Mobilanwendungen heraus unabhängig von der verwendeten Vernetzungstechnik die IoT-Endgeräte adressieren. Befehle werden über die REST-Schnittstelle des Oracle IoT Cloud Service an die Geräte übergeben, um eine kundenspezifische Orchestrierung des gesamten gesteuerten und überwachten Geräteparks zu ermöglichen.

Der Preis der IoT-Services von Oracle bemisst sich nach der Zahl der Geräte und Messages. “Man kann grob von rund 50.000 Euro pro Jahr für eine Lösung mit 10.000 Devices ausgehen”, sagt Ernst. Wie immer in diesem Bereich ist aber vieles applikations- und kundenspezifisch. Nicht nur wegen des Preismodells ist die in die Lösung integrierte Device-Datenbank, entfernt vergleichbar mit einer Configuration Management Database in ITIL-Umgebungen, wichtig. Hier wird jedes Gerät virtuell mit seinen Zugriffsrechten abgebildet.

Industriespezifische Partnerschaften und Branchenanwendungen

Auch Oracle will den komplexen IoT-Markt nicht allein angehen, sondern setzt auf spezielle Partnerschaften, die jeweils auf bestimmte Industrien oder Anwendungen zugeschnitten sind. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation mit Bosch Rexrodt. Sie zielt darauf, Maschinen direkt über einen Open-Core-Prozess in der Java-Maschine des Geräts in die IoT-Umgebung einzubinden.

Besonders gern kombiniert Oracle den IoT Cloud Service mit anderen Cloud-Services aus dem eigenen Portfolio, um anwendungsspezifische Lösungen zu generieren. Ein interessantes Beispiel dafür ist eine Applikation für reisende Wartungstechniker, Field Service Cloud Service gennant.

Darin steckt eine Lösung von TOA Technologies. Oracle kaufte das Unternehmen im Juni 2014. Weitere Lösungen mit IoT-Affinität sind Oracle Transport Management und Oracle Supply Chain.

Kombiniert mit einer Oracle-CRM-Anwendung aus der Cloud kann man mit letztgenannter Lösung das Anbieterwechsel-Verhalten von Kunden analysieren. Ein weiteres, Thema ist die optimale Steuerung von Windparks, wobei die Daten aus dem Windparkbetrieb an die Hersteller der Rotoren zurückfließen können, um deren Design und Produktion zu vervollkommnen.

Oracle integriert IoT-Anwendungen gerne mit eigenen Lösungen wie etwa der Field Services Cloud. (Bild: Oracle)

“Unsere Cloud-Umsätze wachsen sehr schnell”, sagt Oracle-Manager Ernst, während das Lizenzgeschäft stagniere. Oracle bietet mehr als 400 Softwareservices an, von denen sich viele mit dem IoT Cloud Service koppeln beziehungsweise auf ihn aufsetzen lassen.

Im Bereich IoT, so Ernst, habe der Hersteller besonders durch die Durchgängigkeit seiner Lösungen von Ende zu Ende – vom Sensor bis zur Business-Anwendung – gute Voraussetzungen, um zu den Gewinnern des neu entstehenden Marktes zu gehören.

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Redaktion

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