Der ganz große Durchbruch ist es noch nicht, aber der Trend ist stabil. Videokonferenzen sind im Kommen. Bei manchen Unternehmen gehören sie mittlerweile zum Alltag. Darauf weisen auch die aktuellen Zahlen des Marktforschungsinstituts IDC hin. Weltweit ist der Umsatz mit Videoequipment für große Unternehmen im ersten Quartal 2015 gegenüber dem vergleichbaren Quartal im Vorjahr leicht gewachsen, nämlich um 2,3 Prozent. Gemessen an den Stückzahlen wurden immerhin fast 10 Prozent mehr verkauft.
Der Absatz von Desktop-Systemen stieg im gleichen Zeitraum um 8,2 Prozent. Langsam und stetig setzt sich die Technik durch, Anbieter und Lösungen gibt es genug. Auch die Vorteile sind vielfältig und von den Anbeitern oft genug dargestellt: Weniger Reisekosten, weniger Zeitverlust, schnelle, weltweite Zusammenarbeit und höhere Aufmerksamkeit als bei reinen Telefonkonferenzen. Doch warum geht das so langsam? In einer Branche, die sonst auf Hochgeschwindigkeit gepolt ist, und neue Techniken sich oftmals innerhalb weniger Wochen durchsetzen, ist das verwunderlich.
Ein Grund für die schleppende Entwicklung beim Videoconferencing ist sicher das problematische Image. Die Technik gilt immer noch als kompliziert. Endgeräte benötigen jeweils eigene Software-Clients, um mit anderen kommunizieren zu können. Die Video- und Audiodaten müssen verschlüsselt werden.
Und die Welt der Videocodecs und Standards ist auch nicht gerade unkompliziert. Da sind Ports in der Firewalls zu definieren, Software-Clients zu installieren, Gateways und Kommunikationsprotokolle einzurichten und MCUs (Multipoint Control Unit, verteilt die Datenströme an die Teilnehmer) in Betrieb zu nehmen. Hinzu kommt, dass die Standards der großen Hersteller – etwa Cisco, Polycom und Lifesize – oftmals nicht kompatibel zueinander sind.
Hier treten seit einiger Zeit Anbieter mit Videoconferencing auf Cloud-Basis auf den Plan. Einer davon ist das 2008 gegründete Unternehmen Starleaf. Mit der cloud-basierenden Lösung des britischen Unternehmens soll alles ganz einfach werden. Der Nutzer muss eigentlich nur einen Software-Client auf dem Endgerät installieren und sich in der Videokonferenzen-Cloud von Starleaf registrieren. Alle technischen Details, wie etwa die Umsetzung aller Codecs und Verschlüsslung, werden in der Cloud erledigt.
Es ist auch nicht nötig, den Videodatenstrom durch die komplizierten Firewall-Regeln des Unternehmens durchzuschleusen und freie Ports zu definieren, es genügt wie gesagt, das Endgerät mit IP- oder DNS-Adresse (DNS, Domain Name System) anzumelden.
Logischerweise muss sich der Anwender dann auch nicht mehr um Sicherheit-Updates oder funktionale Erweiterungen kümmern, das alles wird cloud-basiert erledigt. Ein weiterer Vorteil: Die Cloud-Technik kann auch die Videokonferenz-Systeme unterschiedliche Anbieter miteinander verbinden. Dementsprechend ist es kein Problem, in Kontakt mit einem Geschäftspartner zu treten, der mit dem System eines anderen Herstellers arbeitet.
Die Starleaf-Cloud ist so in der Lage, die Endgeräte von Herstellern wie Cisco, Polycom oder Lifesize umstandslos miteinander zu verbinden. Die Unternehmen können so auch ihre vorhandenen Endgeräte in der Starleaf-Cloud weiterverwenden. Das kann praktisch sein, beispielsweise, wenn zwei Firmen fusionieren, die jeweils unterschiedliche Systeme im Einsatz haben.
Die Technik funktioniert laut Hersteller mit allen Endgeräten, die auf den IP-Telefonie-Standards H.323 und SIP (Session Initiation Protocol) basieren. Bei der Inbetriebnahme eines Endpunkts muss der IT-Manager laut Hersteller lediglich einen Code eingeben, dann verbindet sich das Geräte mit der Cloud und wird authentifiziert.
Die Registrierung ist auch unabhängig von IP-Adresse und Standort. Wer also beispielsweise mit dem Notebook vom Hotel aus ein Videotelefonat anmeldet, kommt mit dem Geschäftspartner ebenso schnell ins Gespräch wie vom gewohnten Arbeitsplatz aus. Alle Endgeräte, egal ob PC, Notebook, Tablet oder auch der Controller mit Touch-Bildschirm für Konferenzsysteme, bieten die gleiche Bedienoberfläche. Es sind sowohl spontane Videotelefonate zwischen zwei Teilnehmern als auch geplante Videokonferenzen möglich.
Starleaf betreibt insgesamt acht Points-of-Presence (PoP), sprich, Rechenzentren, die über Nordamerika, Asien, Australien und Europa verteilt sind. Eines davon steht in Frankfurt am Main, eines in Paris und eines in London. Diese bilden gemeinsam die Cloud, über die alle Videokonferenzen abgewickelt und bei Bedarf auch gespeichert werden.
Die Starleaf-Palette reicht von der kleinen Desktop-Lösung über das System für kleine und mittelgroße Räume bis hin zur Telepresence-Lösung für Konferenzräume und Säle. Die “kleinste” Lösung ist der Software-Client “Breeze” für Tablets oder Notebooks, der sich mit der eingebauten Kamera und dem dort vorhandenen Mikrofon begnügt. Die Software läuft unter Windows, MacOS, iOS, Android und Linux-Versionen wie Ubuntu, Open Suse und Fedora.
Die Desktop-Systeme kombinieren ein Telefon mit großem Display, den Controller und eine USB-Kamera. Die großen Raumsysteme nutzen eine hochwertige Sony-Kamera, mit der man schwenken, neigen und zoomen kann (PTZ, Pan, Tilt, Zoom). Hinzu kommt eine zentrale Bedieneinheit mit Touch-Display und Zifferntastatur, sowie Controller und externes Mikrofon mit Rundum-Charakteristik.
Die kleine Desktop-Lösung PT Mini 3020 arbeitet mit USB-Kamera und einem Controller, der aussieht wie ein Bürotelefon mit extragroßem Touch-Display. Einen größeren Controller, ebenfalls mit Touchdisplay, bringt das System GT Mini 3330 mit. Es ist schon für Besprechungsräume gedacht, wobei je nach Größe des Raums entweder die USB-Kamera oder ein PTZ-Kamera zum Einsatz kommt. Das Mikrofon mit Rundum-Charakteristik wird dabei auf dem Tisch platziert.
Für die ganz großen Konferenzen, etwa in international Konzernen ist das System Group Telepresence konzipiert. Damit lassen sich auch sehr große Konferenzräume, Auditorien und Säle bespielen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist inzwischen Microsofts weit verbreitetes Skype for Business. Dafür hat das Unternehmen gerade eine eigene Lösung vorgestellt. Hinter der Produktbezeichnung GTm 5140 Huddle verbirgt sich eine Lösung, die direkt in Microsoft Skype for Business oder Microsoft Office 365 registriert wird und sich laut Hersteller besonders für “kleine Meeting-Räume und Büros” eignet.
Gewählt wird per Tastendruck auf den gewünschten Teilnehmer. Die Steuerung erfolgt via Touchscreen, eine USB-Kamera und -Mikrofon sind im Lieferumfang enthalten. Für mittlere und große Räume ist dagegen GTm 5250 gedacht. Auch dieses System ist speziell für Microsoft Skype for Business und Office 365 konzipiert. Es wird bereits mit einer Pan-Tilt-Zoom-Kamera von Sony oder eines USB-Kamera geliefert.
Alle Systeme von Starleaf nutzen die gleiche Bedienoberfläche, egal, ob Tablet, Notebook, Desktop-PC oder Touchscreen-Steuereinheit. Verwaltet werden die Lösungen cloud-typisch über ein Web-Portal.
Ein Videokonferenz-Service, der bei geplanten Konferenzen Einladungen verschickt und die Planung mit Tools wie Outlook erlaubt, ist standardmäßig immer dabei. Weitere Dienste lassen sich dazubuchen. Dazu gehört beispielsweise die Aufzeichnungsfunktion Encore Recording, mit der sich monatlich bis zu 1000 Minuten (gut 16,5 Stunden) speichern lassen.
Der Administrator kann sich zudem Nutzungsberichte anzeigen lassen. Darin sind Angaben zur Zahl und Dauer der Videokonferenzen, den aktivsten Teilnehmern und den aktivsten Systemen enthalten. Laut Starleaf ist die Cloud redundant aufgebaut. Fällt ein Rechenzentrum aus, übernimmt ein anderes die Verbindungen. Lange Ausfallzeiten sollen damit verhindert werden.
Starleaf ist nicht der einzige Anbieter, der Unternehmen mit unkomplizierter Technik und einfacher Bedienung lockt. Logitech beispielsweise bietet seit Anfang des Jahres ebenfalls Systeme an, die besonders für kleine und mittelgroße Räume geeignet sind und laut Hersteller sehr schnell in Betrieb zu nehmen sind.
Angesichts der einfachen Bedienung und der Vorteile der Cloud-Technik sind die Voraussetzungen gut, dass die einstmals so komplizierte und fehleranfällige Technik auch in Unternehmen schneller zum Alltag wird. Dann wären die Unternehmen endlich da, wo Privatanwender schon längst sind. Nach einer Studie des Branchenverbands Bitkom ist die Videotelefonie schon bei 17 Millionen Bundesbürgern im Einsatz. Die Studie stammt aus dem Jahr 2013.
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