Bimodale IT: Warum das Gartner-Modell revidiert werden muss

Das von Gartner geprägte Modell der bimodalen IT ist sehr populär, übersieht aber einen wichtigen Punkt: die zwei IT-Welten sollen gemeinsam das Unternehmen durch die digitale Transformation zum Erfolg führen.

Der Digitalisierung kann sich kein Unternehmen auf Dauer entziehen. Es geht nicht nur darum, die bestehenden Geschäftsprozesse zu digitalisieren, sondern vielmehr darum, durchgängige digitale Geschäftsmodelle zu entwerfen und umzusetzen. Von der IT wird erwartet, dass sie innovativ, schnell und flexibel die dafür notwendigen Projekte realisiert. Gleichzeitig müssen aber die bestehenden IT-Strukturen und -Abläufe in bewährter Manier aufrechterhalten werden.

Zwei Gleise – ein Ziel?

Es entstehen also zwei völlig unterschiedliche IT-Welten. Gartner hat dafür den Begriff bimodale IT geprägt. Dabei sorgt die eine IT-Welt, die klassische IT, für Servicekontinuität, Effizienz und Kostenoptimierung. Die andere, genannt agile IT, ist für Innovation, Flexibilität und schnelles Time-to-Market zuständig.

Michael Kienle, der Autor dieses Gastbeitrags für silicon.de, ist Geschäftsführer der it-novum GmbH. (Bild: it-Novum)

Auch wenn das Modell der bimodalen IT seit seiner Entstehung sehr populär geworden ist, greift es zu kurz. Denn die zwei IT-Welten sollen nicht unabhängig nebeneinander und auch nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander und mit einem gemeinsamen Ziel: das Unternehmen in der digitalisierten Geschäftswelt zum Erfolg führen.

Klar ist, dass die Umwälzungen, die mit der Digitalisierung der Geschäftswelt einhergehen, auch um die IT-Abteilung keinen Bogen machen. Allerdings gibt es kein Standardrezept für die notwendigen Veränderungen. Jedes Unternehmen wird den für sich besten Weg und die sinnvollste Veränderungsgeschwindigkeit wählen.

Dabei auch Strategien zu berücksichtigen, die als Bindeglieder zwischen den verschiedenen IT-Welten fungieren können, ist vorteilhafter, als starr dem Konzept der Bimodalität zu folgen.

OpenStack-Präsident: die IT wird noch diverser

Auf den Punkt gebracht hat es Jonathan Bryce, Präsident der OpenStack Foundation: “IT-Umgebungen werden diverser, nicht einheitlicher. Strategien wie OpenStack ermöglichen, die Vorteile aus der Diversität zu ziehen.” Und genau darum geht es: Nicht um die sture Durchsetzung und Einzementierung des einen oder anderen Organisationsmodells, sondern darum, die richtigen Strategien und Mittel dafür einzusetzen, dass auch die IT erfolgreich im digitalen Zeitalter ankommt.

Quelle: OpenStack.org

Dabei einen Blick auf das auch von OpenStack verfolgte Open-Source-Denkmodell zu werfen und zu überlegen, ob es nicht als Brückenmodell zwischen den beiden IT-Welten fungieren kann, ist mit Sicherheit kein Fehler.

Open Source schlägt Brücke zwischen IT-Welten

Denn im klassischen Teil der IT sind Open Source-Lösungen längst in die IT-Landschaft der meisten Unternehmen nahtlos integrierte Bestandteile. Ihre Vorteile, die Flexibilität und Skalierbarkeit, die niedrigeren Kosten, die offenen Standards und damit die Herstellerunabhängigkeit sowie die hohe Qualität der Lösungen, tragen zur Zielerreichung maßgeblich bei. Genau diese Vorteile könnte sich auch der agile Teil der IT zunutze machen.

Ein schneller und agiler Bereich und ein zweiter, der starre Abläufe verlässlich abbildet, also Dickschiff und Schnellboot, so lässt sich das Gartner-Konzept der bimodalen IT auch zusammenfassen. (Bild: Gartner)

Open-Source-Lösungen sind auch in einem schnellen, innovativen Umfeld performant. Die Open-Source-Welt bietet viele Technologieteile beziehungsweise module, die flexibel kombinierbar sind und so ideal unter sich rasch verändernden Voraussetzungen eingesetzt werden können. Die Open Source Community ist selbst höchst innovativ und entwickelt in schnellem Takt neue Lösungen. Open Source ist also das ideale Brückenglied zwischen den beiden IT-Modi.

Erinnern wir uns: Open Source war auch einmal ein revolutionärer Ansatz. Das ist längst passé, auch wenn auch heute kaum ein Unternehmen rein auf Open Source-Lösungen setzt. Die meisten Organisationen haben die alte und neue Welt verknüpft – und damit auch ohne Gartner-Konzept erkannt, worauf es ankommt.

Die IT in zwei Bereiche trennen zu wollen, mutet vor diesem Hintergrund schon fast seltsam an. Bei der Bewältigung der digitalen Transformation werden diejenigen IT-Verantwortlichen die besten Aussichten auf Erfolg haben, denen es gelingt, die für ihr Unternehmen passenden Modelle und Module aus allen Welten zu kombinieren. Open Source-Lösungen sind jedenfalls ein erfolgversprechender Hebel für diese Kombination.

Redaktion

Recent Posts

Bau-Spezialist Schöck: Migration von SAP ECC ERP auf S/4HANA

Bau- und Fertigungsspezialist investiert in die S/4HANA-Migration und geht mit RISE WITH SAP in die…

1 Tag ago

Pure Storage: Cloud, KI und Energieeffizienz

Trends 2025: Rasante Entwicklungen bei Automatisierung, KI und in vielen anderen Bereichen lassen Unternehmen nicht…

2 Tagen ago

GenKI verbessert Datenmanagement und Angebotsgenauigkeit

DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).

3 Tagen ago

Rolls-Royce Power Systems nutzt industrielle KI aus der IFS Cloud​

Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.

3 Tagen ago

Thomas-Krenn.AG: viele Pflichten, knappe Ressourcen, mehr freie IT-Welt

IT-Infrastruktur-Trends 2025: Open-Source-Projekte sowie aufwändige regulatorische und Pflichtaufgaben werden das Jahr prägen.

3 Tagen ago

Stadt Kempen nutzt Onsite Colocation-Lösung

IT-Systeme werden vor Ort in einem hochsicheren IT-Safe betrieben, ohne auf bauliche Maßnahmen wie die…

4 Tagen ago