E-Commerce hat ein großes Problem: Die Lieferung der Ware an den Kunden. Um es zu lösen experimentieren Versandhändler und Logistiker mit Lieferdrohnen und der Zustellung in den Kofferraum des Autos des Empfängers. Nun greift Amazon auf ein in Deutschland bereits bewährtes Konzept zurück, um sich von Zustelldiensten unabhängiger zu machen und erprobt derzeit in einem Pilotprojekt in München die Nutzung von sogenannten “Amazon Lockern”, einem Pendant zur Packstation der Post.
Aufgestellt werden sollen die dann an Shell-Tankstellen, wie István Kapitány, Leiter des weltweiten Tankstellengeschäfts bei Shell, im Interview mit dem Handelsblatt erklärt. Amazon-Kunden, die zum voraussichtlichen Zustellzeitpunkt nicht zu Hause sein werden, könnten das Paket zu einem der Amazon-Locker an einer Shell-Tankstelle umleiten. Schließlich, so Kapitány, könne man aufgrund der Öffnungszeiten die Sendung ja in der Regel nicht nach der Arbeit bei der Post abholen. “Da ist es doch ideal, wenn ich das abends bei der Tankstelle machen kann, wo ich mir ohnehin noch eine Pizza holen wollte”, so der Shell-Manager im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Der Zeitung zufolge ist zunächst geplant, in Deutschland eine “dreistellige Anzahl” von Shell-Tankstellen mit Paketautomaten auszurüsten. Derzeit wird das Konzept an zehn Shell-Stationen in München erprobt. Einen genauen Terminplan für den Ausbau gibt es aber offenbar noch nicht.
Für DHL, dass mit seinen Versuchen und Pilotprojekten zu Lieferdrohnen und der Zustellung in den Kofferraum bereits mehrfach Ansätze vorangetrieben hat, die auch Amazon verfolgt, könnte eine flächendeckende Einführung der Amazon-Locker schmerzhaft ein.
Laut Handelsblatt kommt derzeit jedes siebte Paket in Deutschland aus einem Amazon-Logistikzentrum. Fällt das Geschäft weg oder bleibt nur noch die Zustellung abseits der Ballungsräume, könnte das herbe Umsatzeinbußen nach sich ziehen. Laut Kapitány geht es Amazon bei dem Projekt zumindest darum, sich von Paketdiensten unabhängiger zu machen. Ob man allerdings ganz auf sie verzichten will, darf getrost bezweifelt werden: Bereist bei einem Pilotprojekt zur Zustellung in den Kofferraum von Audi-Fahrzeugen arbeiten DHL und Amazon zusammen. Offenbar geht es dem US-Konzern also vor allem darum, ein neues, für ihn günstigeres Gleichgewicht der Kräfte zu schaffen
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