Digitalisierung sorgt für Arbeitsmehrbelastung
Immer mehr Menschen geben an, dass durch die Digitalisierung die Arbeitsbelastung steigt. Nur wenige sehen durch neue Technologien eine Entlastung am Arbeitsplatz.
Nur wenige Menschen sehen derzeit durch die Digitalisierung eine Entlastung am Arbeitsplatz. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes hervor, die der Bund im Rahmen des DGB-Index “Gute Arbeit 2016” mit dem Schwerpunkt “Digitalisierung der Arbeitswelt” erhoben hat.
Demnach geben 46 Prozent der Mitarbeiter, die im hohen Maße digitalisiert arbeiten an, dass sie höheren Belastungen ausgesetzt sind. 45 Prozent hingegen sehen keine Veränderung und nur 9 Prozent erleben laut der Befragung tatsächlich auch eine Entlastung.
“In der Debatte um ‘Arbeiten 4.0’ wird meist der Eindruck erweckt, als wären die Chancen und Risiken der Digitalisierung der Arbeitswelt gleich verteilt”, kommentiert DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. “Die aktuelle Befragung zeigt allerdings, dass digitales Arbeiten bislang für fast die Hälfte der Beschäftigten dazu führt, dass die Belastungen steigen.”
In den meisten Fällen sei die Mehrbelastung eine Folge der Verlängerung der Arbeitszeiten, der permanenten Erreichbarkeit, der Verdichtung und der Auflösung der Grenzen zwischen Privatem und Arbeit.
Neben der Untersuchung des DGBs kann auch eine Untersuchung des Bundesarbeitsministeriums belegen, dass die Digitalisierung in den meisten Fällen für mehr Belastung sorgt. Im Januar hatte das Ministerium in einer Umfrage gezeigt, dass etwa zwei Drittel der Beschäftigten eine Mehrbelastung durch die Digitalisierung beklagen.
Nun fordert Buntenbach einen “politischen Gestaltungsrahmen”. Damit sich der Trend, dass Arbeit immer mehr zum Stressfaktor wird, umgedreht werden könne. Ein Trend, der sich laut Buntenbach durch die Digitalisierung zusätzlich verstärke. “Es ist deshalb notwendig, dass die neuen Freiheiten durch Tablet und Smartphone ermöglicht, aber auch ausreichend abgesichert werden”, so Buntenbach.
Zusätzlich will das SPD-Geführte Ministerium eine Diskussion anstoßen, “wie wir arbeiten wollen” und welche Gestaltungsmöglichkeiten es für Beschäftigte, Sozialpartner, Politik und Unternehmen gibt. Bereits 2014 sollte eine Studie den Nachweis erbringen, dass eine ständige Erreichbarkeit höhere gesundheitliche Risiken mit sich bringt.
Vor allem Arbeitsformen wie mobiles Arbeiten oder Home Office brauchen einen neuen politischen Rahmen, um Überstunden und Stress zu vermeiden. In dem Programm “Arbeit 4.0” des Arbeitsministeriums sollen auch Fragen flexiblerer Arbeitszeiten erörtert werden. Der übliche strukturierte Acht-Stunden-Tag funktioniere nicht mehr in allen Branchen, heißt es dort.
Einige Unternehmen haben das bereits erkannt. So wird die Zahl der Unternehmen, die etwa die Erreichbarkeit via E-Mail nach 19.00 Uhr einschränkt, immer größer. Die Umfrage des DGBs allerdings zeigt, dass noch viel zu wenige Arbeitgeber sich den neuen Anforderungen stellen.