“Amazons Führungsrolle ist vorüber”, polterte Larry Ellison auf der Oracle OpenWorld, die derzeit in San Francisco stattfindet. Der Public Cloud Anbieter AWS werde sich einem verschärften Konkurrenzkampf gegenübersehen, verspricht der Executive Chairman des Datenbank-Anbieters.
Geplant ist ein Public-Cloud-Angebot, das dem von Amazon gleichen soll. Oracle, das hinter Microsoft mit einem Umsatz von rund 29 Milliarden Dollar und einem Marktanteil von knapp 7 Prozent der weltweit zweitgrößte Software-Anbieter ist, bietet zwar den vollständigen Stack auch aus der Cloud, doch als Public-Cloud-Anbieter spielte das Unternehmen bislang eher eine untergeordnete Rolle. Dennoch sieht sich Ellison im technologischen Vorteil gegenüber AWS im Bereich Infrastructure-as-a-Service. Auch soll das Oracle-Angebot günstiger sein als das von AWS.
Vergleicht man die aktuelle Marktdurchdringung der Anbieter, lässt sich die Vorherrschaft von Amazon Web Services nicht abstreiten. Das Unternehmen konnte einen Umsatz von knapp 8 Milliarden Dollar erwirtschaften und damit auch knapp das achtfachte von dem, was beispielsweise Microsoft mit Azure erwirtschaftet. Googles Cloud-Plattform oder IBMs Softlayer haben vergleichbare Marktanteile, wie aus einer aktuellen Schätzung von Morgan Stanley hervorgeht.
Branchenbeobachter sehen die Erfolgsaussichten im Bereich IaaS von Oracle eher skeptisch. Auch konnte Oracle bislang in diesem Bereich kaum nennenswerte Marktanteile erobern. Das Unternehmen versucht sich derzeit, zu einem Cloud-Unternehmen umzubauen und folgt damit dem Trend, auf den derzeit alle großen Software-Häuser setzen. Und wie ein Blick in die aktuellen Zahlen zeigt, sind IaaS und PaaS auch die Bereiche, mit denen Oracle derzeit noch das größte Wachstum erzielen kann.
Anders als HPE, das sich bereits von einem Public Cloud Angebot zurückgezogen hat, will sich Oracle hier offenbar noch nicht geschlagen geben. Bislang zählt das Unternehmen vor allem große Anwender zu den Nutzern der eigenen Cloud-Infrastruktur.
Größtes Problem bei der Expansion der eigenen Angebote aber dürfte der kostspielige Ausbau der Infrastruktur sein. Wie Frank Obermeier, Country Leader Oracle und Head of Technology Sales Germany in einem Gespräch mit silicon.de erklärte, will Oracle hier zunächst mit Partnern zusammenarbeiten. Wie viele eigene Rechenzentren Oracle derzeit unterhält, macht das Unternehmen jedoch nicht öffentlich.
Nachdem Oracle den Kunden verspricht, mit einem “Mausklick” die Migration in die Cloud realisieren zu können, wird das Unternehmen wohl die eigene Infrastruktur am Wachstum der Anwender ausrichten. Gleichzeitig erklärt auch Ellison, dass die IT-Welt nicht über Nacht in die Cloud umziehen wird: “Es wird eine 10-jährige Periode der Koexistenz geben, in der es Kundenrechenzentren und Anwendungen aus der Cloud geben wird. Es ist wichtig, dass sich diese Bereiche vertragen.”
Daher werde Oracle Software und Hardware, die das Unternehmen als Grundlage für die Cloud-Angebote verwendet, auch im Abo-Modell für den Einsatz in On-Premise-Umgebungen anbieten. Genauer ging Ellison auf diese Angebote nicht ein, erklärte aber, dass sie “identisch” seien und “101 Prozent kompatibel” zu Oracles Cloud-Angeboten sind. Mit der Übernahme von Palerra werde Oracle zudem die Multi-Cloud-Sicherheit verbessern.
Des Weiteren kündigte der Unternehmensgründer einen Exadata Express Cloud Service an. Kunden bekommen ab 175 Dollar im Monat eine vollständige Version der Oracle-Datenbank in der Cloud. Auch einen Migrationsservice für Anwendungen, die auf On-Premise laufen, werde es geben. Der soll in drei Klicks möglich sein: Klick eins migriere die Datenbank, Klick zwei die Anwendung und mit dem dritten Hacken bekomme der Anwender Hochverfügbarkeit.
Ab sofort gibt es auch die Oracle Docker-Implementierung als Cloud-Service. Zum Start bietet Oracle auch verschiedene containerisierte Versionen von Oracles Infrastruktur-Lösungen und eine Registry für Container als Service an. Daneben soll ein neuer Big Data Service es auch Nicht-Experten ermöglichen, in Hadoop nach Mustern zu suchen.
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