Knapp drei Wochen, nachdem die Microsoft-Mitarbeiter von der bisherigen Zentrale in Unterschleißheim im Münchner Norden in die neue Zentrale in München-Schwabing umgezogen sind, hat das Unternehmen die nach seinen Plänen neu errichteten Büroräume heute offiziell eingeweiht. Zu den Feierlichkeiten waren unter anderem Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sowie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter eingeladen.
Daneben waren auch Landtagsabgeordnete, Lokalpolitiker, Journalisten und Vertreter von Partnerunternehmen, darunter Dell, HP, Lenovo und Fujitsu, zur Einweihung und Bürobesichtigung gekommen. Und Ministerin Aigner widerlegte gleich unfreiwillig das vom früheren Microsoft-Chef Christian Illek bei der Bekanntgabe der Umzugspläne ins Feld geführte Argument der verkehrsgünstigen Lage des neuen Standorts: Sie stecke bei der Anreise auf einer kurzen, innerstädtischen Strecke gewaltig im Stau.
In ihrer Ansprache griff Sabine Bendiek, seit Januar Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, den Aspekt auch gar nicht mehr auf. Sie betonte vielmehr die Möglichkeiten, die das neue Büro als ein wesentlicher Bestandteil eines neuen, “smarten” Arbeitsplatzkonzepts spielt. Andere Bestandteile sind laut Bendiek, die sich dabei auch auf die während der Planungsphase vom Fraunhofer Institut für Arbeitsorganisation gelieferten Ideen stützte, natürlich Technologien. Aber auch organisatorische Aspekte führte Bendiek an, darunter vor allem das Konzept des “Vertrauensarbeitsplatzes”.
Analog zur “Vertrauensarbeitszeit” wird dabei dem Mitarbeiter überlassen zu entscheiden, wo er seien Aufgaben am besten erledigen kann. Das kann im Büro sein, kann aber auch zuhause, unterwegs oder vielleicht bei einem Kunden oder Partner sein. Und wenn die Mitarbeiter ins Büro kommen, dann bleibt es ihnen überlassen, ob sie sich an einen eher traditionell gestalteten Schreibtisch im “Accomplish Space” setzen, sich mit Kollegen im größeren Rahmen in einem Besprechungsraum austauschen oder im kleinen Rahmen in einem der dafür vorgesehenen, offen und Lounge-artig gestalteten Bereiche.
Feste Arbeitsplätze gibt es jedenfalls im Schwabinger Büro von Microsoft nicht mehr. Die einzelnen Abteilungen sitzen zwar in Bereichen mehr oder weniger zusammen, aber Austausch ist gewünscht und wird gefördert. “Wenn ich nach ein paar Tagen morgens wieder mal ins Büro komme, dann kann es schon sein, dass an dem Schreibtisch, an dem ich zuletzt war, jemand anders sitzt”, so Bendiek, die das zwar zunächst als ungewohnt aber auch befreiend beschrieb.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter war skeptisch, ob es ihm gefallen würde “wenn morgens jemand anders an meinem Schreibtisch sitzt”. Außerdem ließ er durchblicken, dass die Stadtverwaltung für derart moderne Konzepte möglicherweise noch nicht reif sei – und die Bürger vielleicht auch nicht: “Von den Verwaltungsbeamten wird schon erwartet, dass sie in einem kleinen Zimmer hinter ihrem Schreibtisch sitzen, auf dem sich rechts und links ein Stapel türmt”, so Reiter raugenzwinkernd. Und ganz offen Neid zugebend bedauerte er, dass wohl auch die Ausstattung der Microsoft-Büroräume so nicht ohne weiteres auf die Verwaltung übertragbar wäre – in erster Linie wegen der Kosten.
Zu denen macht Microsoft keine konkreten Angaben, sie dürften aber nicht unerheblich sein. Das Büro ist neue Heimat für 1900 Mitarbeiter, die aber voraussichtlich nie alle gleichzeitig anwesend sein werden. Die in zwei Jahren Bauzeit erstellten, rund 26.000 Quadratmeter Bürofläche verteilen sich auf vier Stockwerke.
Dazu kommen 11 Dachterrassen mit einer Gesamtfläche von rund 1760 Quadratmetern – von denen aber zum Leidwesen der Raucher kein einziger überdacht ist. Hinter vorgehaltener Hand war aber bereits zu erfahren, dass auch das den Gemeinschaftssinn fördern kann: Offenbar wird bereits für Schirme gesammelt, die dann allen Bedürftigen an den Ausgängen zur Verfügung stehen sollen.
Insgesamt hat Microsoft in Deutschland rund 2800 Mitarbeiter. Damit kommt laut Geschäftsführerin Bendiek auf jeden Mitarbeiter ein Fenster in dem Bürogebäude – was wohl eher Zufall ist, für die Windows-Company und den neuen Spruch “Office mit Windows” aber sehr gut passt.
Dafür gibt es in Microsofts Deutschlandzentrale zumindest in den Büros keine Telefone mehr auf den Schreibtischen: Kommuniziert wird hier nur noch per Skype – in all seinen Ausprägungen. Aber auch ohne Telefon ist die Elektroinstallation beachtlich: Alle Leitungen zusammen würden ausreichen, um die Zentrale mit der Niederlassung in der Hauptstadt zu verbinden.
Die Räume in Berlin werden als Hauptstadtrepräsentanz und dank ihrer Nähe zu Politik wohl auch nach wie vor eine wichtige Rolle spielen. Es ist aber zu erwarten, dass Microsoft nach dem Umzug in die Innenstadt auch in München wieder mehr Präsenz zeigt. Denn auch das machte Bendiek klar: Der Standort München wurde bewusst gewählt. Als ausschlaggebende Faktoren nannte sie die gut ausgebildeten Fachkräfte sowie die Nähe zu zahlreichen Technologie- und Vertriebspartnern. Die wolle man nun verstärkt nutzen.
Das hörte Wirtschaftsministerin Aigner natürlich gerne- und nannte zahlreiche Aspekte an, warum München nach wie vor und wieder ein Top-ITK-Standort nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa ist. Als Belege nannte sie zwei weiter Termine, die sie an diesem Tag hatte: Einmal bei einem Start-up-Zentrum für InsurTechs und zum anderen beim Helmholtz-Forschungszentrum in München. Und Aigner wies auf die – in letzter Zeit tatsächlich gehäuft auftretenden – Einweihungen von neuen Firmenzentralen von Technologiefirmen hin, bei denen sie OB Reiter begegnete. Dazu gehörte nicht nur die des Google Entwicklungszentrums in München und des Google Trainungszentrums in München, sondern auch der IBM-Zentrale für die Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz beziehungsweise Cognitive Computing für IoT – die übrigens in direkter Nachbarschaft zur neuen Microsoft-Zentrale angesiedelt ist.
Dabei machten weder Aigner noch Reiter einen Hehl daraus, dass sie die Entscheidung Microsofts als wichtiges Signal sehen und sie beide außerordentlich freut. Aigner bezog sich auf die Lage des Büros direkt westlich der A9, dem wichtigsten Einfallstor in die Stadt für alle, die aus Norden kommen, und setze das von der Autobahn aus gut sichtbare Logo mit den früher an den Toren einer Stadt prangenden Wappen und Ausschmückungen gleich: Das Microsoft-Logo sei eine Zierde für die virtuellen Stadttore, so Aigner sinngemäß.
Und Stadtoberhaupt Reiter freute sich mindestens ebenso darüber, neben Siemens, Fujitsu, BMW und vielen anderen nun auch Microsoft zu den Firmen mit Weltgeltung in der Stadt zählen zu können und hoffte, das sich der Stadtkämmerer bald ebenso freuen könne. Für Unterschleißheim, wo Microsoft in den vergangenen Jahren residiert hatte, dürfte der Weggang von Microsoft zwar spürbar aber zu verschmerzen sein: Die stark diversifizierte Gewerbelandschaft trägt nach der bei Bekanntwerden der Umzugspläne geäußerten Einschätzung des dortigen Bürgermeisters Christoph Böck dazu bei, den Einnahmeverlust auffangen zu können. Und zumindest ein Teil der bisher von Microsoft genutzten Büroräume sollschon vergeben sein: Offenbar zieht dort Nokia Networks ein.
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