Marktplatz für komplexe Computersimulationen für KMU
Einfachen Zugriff auf komplexe Computersimulationen will der neue Marktplatz Fortissimo auch kleineren Organisationen gewähren.
Einfachen Zugang zu High-Performance-Computing-Services (HPC) will der schottische Anbieter Fortissimo über den gleichnamigen Marktplatz anbieten. Damit sollen vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen die Möglichkeit bekommen, komplexe Simulationen möglichst einfach und kostengünstig umzusetzen.
Zielgruppe des frisch gestarteten Dienstes sind KMU aus Branchen wie Automotive, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Maschinenbau, Energie und Umwelttechnik. Ermöglich werde das durch die Cloud-Infrastruktur des Fortissimo Marketplace und eine breite Auswahl an HPC-Ressourcen, Software-Applikationen und personeller Fachkompetenz. Der Marktplatz, der seit einiger Zeit in einer Beta-Phase getestet wurde, macht keine Beschränkungen hinsichtlich der Größe der Anwender.
“Die Plattform steht jedem Serviceprovider offen und unterstützt flexible Angebots-, Nutzungs- und Abrechnungsmodelle”, teilt Fortissimo mit. Nutzer können nach der kostenlosen Registrierung sofort Dienstleistungen über die Plattform erwerben und einsetzen.
Fortissimo bietet Prepaid- und Pay-per-Use-Modelle für Hardware, Visualisierung, Software und auch Expertenwissen. Über eine Gold-Mitgliedschaft können ISVs, Lösungsanbieter, Integratoren und ausgewählte HPC-Zentren Dienstleistungen anbieten. Mit der Platin-Mitgliedschaft erhalten Unternehmen zusätzlich eine integrierte Vertriebsplattform inklusive Fulfillment-Services wie Nutzerabrechnung und Rechnungsstellung.
Das erst im Oktober dieses Jahres gegründete Unternehmen bietet diese Dienste für die Nutzer kostenlos an. Anbieter von HPC-Services hingegen sollen von einem zielgerichteten Kanal profitieren, der speziell auf die Bedürfnisse kleinerer Anwender zugeschnitten ist. Laut dem Unternehmen sollen derzeit mehr als 120 Partner aktiv sein, zum Beispiel Anwendungsentwickler, Hersteller, IT-Lösungsanbieter oder auch Provider von HPC-Cloud-Diensten. Zu den Anbietern gehören Unternehmen wie Atos/Bull, Intel und Fraunhofer. Über die Zahl der Nutzer gibt es derzeit abgesehen von rund 50 Pilot-Projekten noch keine Zahlen.
High Performance Computing und Lösungen, die darauf aufbauende Simulationen und Modellierungen ermöglichen, können Design und Entwicklung beschleunigen und kostengünstiger machen. Dennoch sind es laut einer IDC-Studie vor allem Unternehmen mit größeren Budgets die entsprechende Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Und das obwohl die Marktbeobachter vorrechnen, dass ein in HPC investierter Dollar im Schnitt knapp 360 Dollar mehr Umsatz bedeutet und einen Gewinn oder Kosteneinsparungen von etwa 38 Dollar.
Der Einsatz entsprechender Infrastrukturen bedeute jedoch hohe Investitionskosten für Anwender. Die Software ist meist hochkomplex und auch hinsichtlich des Personals extrem anspruchsvoll. Diese Eingangshürden schrecken aber viele Nutzer ab. Auch über Provider und externe Dienstleister lasse sich dieses Problem bislang nur bedingt umgehen. Denn nach wie vor ist der Setup-Prozess für eine Simulation sehr komplex. Der Fortissimo Marketeplace soll diese Anforderungen weitgehend umschiffen und biete Dienste, die sehr speziell auf die Anforderungen von KMU zugeschnitten sind.
Das Cloud-basierte Fortissimo Portal bringt durch einen “Self-Service-Ansatz” die Nutzer und Serviceprovider, die am besten zueinanderpassen zusammen. Der Auswahlprozess wird einfacher und so werden bereits die ersten Schritte mit Simulations- und Modelliersoftware deutlich günstiger.
Während der Pilotphase von Fortissimo wurden bereits mehr als 50 so genannte “Experimente” begonnen. In einem Experiment nutzen Unternehmen die Rechenleistung und Expertise der Fortissimo Partner, um eine geschäftsrelevante Anwendung umzusetzen und zu testen. Jedes Experiment bezieht mehrere Fortissimo Partner ein, darunter Anwendungs- und HPC-Experten oder ISVs.
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So entwickelte zum Beispiel das deutsche Unternehmen Transinsight eine neue Analysemethode für die Medikamentenentwicklung. Durch den Cloud-basierten Ansatz wird die Entwicklung zum einen signifikant beschleunigt, zum anderen lassen sich weniger erfolgversprechende Forschungsrichtungen schneller identifizieren und einstellen. Ein weiterer Anwender ist der kleine schwedische Autobauer Koenigsegg, der mit den Dienstleistungen die Aerodynamik der eigenen Sportautos simuliert.
Im Rahmen von Fortissimo 2, welches im November 2015 gestartet ist, sind über 30 weitere Experimente geplant. Das Projekt wird zudem von Europäischen Kommission gefördert. Erfolgreiche Experimente werden zu Success Stories, die über den Fortissimo Marketplace abrufbar sind. Aktuell gibt es Experimente für Energieeffizienz, Aerodynamik von Leichtflugzeugen, CO2-Ausstoßvorhersage bei Kraftfahrzeugen, Niedrigdruck-Spritzguss und Optimierung von Router-Architekturen.