Digitalisierung – Start-ups sitzen dem Mittelstand im Nacken

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Die digitale Revolution ist im vollen Gange und immer mehr bekommen Unternehmen die Veränderungen zu spüren – und vor allem wächst der Druck auf und durch das Management. Die IT-Abteilungen müssen sich Veränderungen schnell und agil stellen.

“Es sind die kleinen Start-ups, die ohne alten Ballast neue Geschäftsmodelle entwickeln, die eine Branche im Handumdrehen verändern können”, kommentiert Matthias Zastrow, Senior Director Sales Strategy bei Dell EMC. Damit veranschaulicht er, warum so viele Unternehmen ihr Geschäftsmodell von jungen Unternehmen bedroht sehen, gerade in Deutschland.

Matthias Zastrow, Senior Director Sales Strategy bei Dell EMC stellt die Studie zur Digitalisierung vor, die inzwischen alle Branchen zu erfassen scheint. (Bild: M. Schindler)
Matthias Zastrow, Senior Director Sales Strategy bei Dell EMC stellt die Studie zur Digitalisierung vor, die inzwischen alle Branchen zu erfassen scheint. (Bild: M. Schindler)

Zastrow hat diese Zahlen aus der neuen Auflage einer Studie von Dell EMC zur Digitalisierung. Demnach sehen sich in Deutschland rund Dreiviertel der Unternehmen von digitalen Startups bedroht. Aber warum sind diese Unternehmen so agil? Auch hier hat Zastrow eine Antwort. “Die nötigen Investments sind inzwischen sehr niedrig, so dass sehr schnell neue Modelle entwickelt werden können.” Und diese junge Unternehmen müssen keine bestehenden Prozesse mit einbinden.

Zastrow nennt das Beispiel eines Umfrageinstitutes, das zunächst papierbasierte Prozesse digitalisiert, anstatt Befragungen wie ein Konkurrent über eine App zu organisieren. Jetzt muss der etablierte Anbieter nachziehen. So geben auch 41 Prozent der Unternehmen der befragten Unternehmen an, dass sie bereits signifikante “Disruptionen” in ihrer Branche erlebt haben.

Digitalisierung macht vor keiner Branche halt. (Bild: Dell EMC)

Angesichts dieser hohen Dynamik geben 42 Prozent an, dass sie nicht einschätzen können, wie ihre Branche in den nächsten drei Jahren aussehen wird. Etwa genauso viele Unternehmen sehen durchaus eine realistische Chance, dass sie selbst in den nächsten drei bis fünf Jahren vom Markt verschwinden werden. International ist dieser Wert mit 45 Prozent sogar noch höher, hier scheint der Druck also als noch stärker empfunden zu werden.

Dass die Digitalisierung bereits im Gange ist lässt sich auch daran ablesen, dass ungefähr die Hälfte aller Unternehmen in den zurückliegenden Monaten neue Konkurrenzsituationen durch neue Technologien erleben. Daneben verschärfe sich auch die Kunkurrenzsituation mit bestehenden Marktbegleitern. Und wie Zastrow erklärt, verändere sich schließlich auch das Kundenverhalten und deren Erwartungen.

Interessant aber ist, dass knapp die Hälfte der Unternehmen angeben, dass der Druck, Digitalisierungsprojekte anzustoßen, auch aus der Führungsetage kommt. Und das gelte für alle Branchen.

“Die Digitale Transformation bedeutet eine enorme Umwälzung, und Ausnahmen und Nischen wird es für Unternehmen dabei so gut wie keine geben”, erklärt Doris Albiez, Senior Vice President und General Manager, Dell EMC Deutschland, Commercial Sales. “Unternehmen aller Branchen müssen mit rasanten Marktveränderungen Schritt halten, um auf Dauer wettbewerbsfähig zu bleiben. Man denke zum Beispiel an die aktuelle Entwicklung im produzierenden Gewerbe Deutschlands, wo die Digitalisierung ja schon heute zu einer immer engeren Verzahnung von Geschäfts- und Fertigungsprozessen und damit zu einer deutlich höheren Lieferflexibilität als bisher führt.”

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Nach wie vor aber geschieht die Digitalisierung in den Unternehmen nur in Teilbereichen. Die meisten Unternehmen begegnen der digitalen Herausforderung mit einem bruchstückhaften Ansatz, heißt es in der Dell-EMC-Studie.

Nur wenige haben die digitale Transformation in der eigenen Organisation schon weitgehend abgeschlossen. Erst durchschnittlich ein Drittel der in Deutschland Befragten erfüllt die fünf kritischen Merkmale digitaler Geschäftstätigkeit (Innovation mit agilen Methoden, Predictive, Transparenz, personalisierte Kundenerfahrungen, Always On und Real Time). 

Stefan Ried, Head of Technology Strategy und Chief Technology Officer bei Unify stellt sich vor allem die Frage, an welcher Stelle der Mensch als Faktor in der Digitaliserung eine Rolle spielt. In seiner Rolle als CTO von Unify kann er zumindest eine technolgoische Antwort geben. (Bild: M. Schindler)
Stefan Ried, Head of Technology Strategy und Chief Technology
Officer bei Unify stellt sich vor allem die Frage, an welcher Stelle der Mensch als Faktor in der Digitaliserung eine Rolle spielt. In seiner Rolle als CTO von Unify kann er zumindest eine technolgoische Antwort geben. (Bild: M. Schindler)

In Deutschland sieht sich vor allem die IT-Abteilung als Führend in der Digitalisierung. Immerhin 48 Prozent der IT-Abteilungen sieht sich auf der digitalen Reise. Beim Marketing sind es 44 Prozent und beim Customer Service sind es 42 Prozent. Finance, mit 37 Prozent liegt ebenfalls recht hoch. Das könne vor allem damit zusammenhängen, dass das Datenmaterial, ja schon in digitaler Form vorliegt, so Jens Schneider, Product Marketing Director bei Concur. Im Bereich Manufacturing und Produktion sind es jedoch nur 33 Prozent der Unternehmen.

62 Prozent der deutschen Studienteilnehmer räumen jedenfalls ein, die digitale Transformation müsse künftig quer durch das ganze Unternehmen auf breiterer Front vorangetrieben werden. Knapp jedes zweite deutsche Unternehmen sieht die veränderten Kundenanforderungen als Haupttreiber für die Digitalisierung. Dennoch werden nach eigenem Bekunden derzeit nur 36 Prozent der Firmen Anforderungen der Kunden im Hinblick auf verbesserte Sicherheit, rund um die Uhr verfügbare Services sowie schnelleren Informationszugang tatsächlich gerecht. 59 Prozent agieren zudem noch nicht auf Basis von Echtzeit-Erkenntnissen.

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Doch das soll sich bald ändern. 64 Prozent der deutschen Unternehmen wollen eine zentralisierte Technologiestrategie im Unternehmen mit höherer Priorität vorantreiben. 61 Prozent planen Infrastrukturinvestitionen und den verstärkten Aufbau digitaler Skills. Zudem wollen 71 Prozent ihre Software-Entwicklungsfähigkeiten ausweiten. Außerdem sollen in konvergente Infrastrukturen, Ultra-High-Performance-Computing als Voraussetzung zum Beispiel für Echtzeit-Analysen und in Big Data Analytics investiert werden. Zudem sind vermehrt Internet-of-Things-Technologien geplant.

Nachdem man jahrelang über Standardisierung gesprochen hat, soll aber nun wieder mehr in Eigenentwicklungen investiert werden. Wie passt das zusammen? “Standard-Software für Standard-Prozesse”, fasst Zastrow zusammen. Immer häufiger gebe es eine IT der zwei Welten, wo ein funktionierender Standard mit neuen Services ergänzt wird.

Stefan Ried, Head of Technology Strategy und Chief Technology Officer bei Unify, spricht hier von “Core und Context”. Die Motivation dafür, eine eigne Lösung zu entwickeln, sieht er auch darin, dass ERP-Systeme “Sehr überladen sind und häufig 80 Prozent der Features nicht genutzt werden”. Daher entwickle beispielsweise Otto selbst eine ERP-Lösung um so niedrigere Prozesskosten als der Konkurrent Amazon zu ermöglichen. “Dadurch differenziert sich Otto von der Konkurrenz”, so Ried. Ob sich das aber im Einzelfall auszahle, müsse individuell geprüft werden. Standard-Prozesse aber wie eine Reisekostenabrechnung können sehr wohl mit Standard-Software und dann am besten aus Cloud abgebildet werden.

Gut vier von zehn deutschen Studienteilnehmern haben bereits eine digitale Gewinn- und Verlustrechnung etabliert. Ebenso viele kooperieren mit Startups und adaptieren deren offenes Innovationsmodell. Etwas mehr, nämlich 43 Prozent, haben ihre Digitalisierungsziele mittlerweile auch in sämtlichen Abteilungs- und Belegschaftsvorgaben festgeschrieben.

Im Auftrag von Dell Technologies befragte das unabhängige, auf den Technologiesektor spezialisierte Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne rund 4.000 Businessentscheider in 16 Ländern rund um den Globus.