Für einen Großteil der deutschen Unternehmen ist das Thema Internet der Dinge noch keine Realität. Mit 43,5 Prozent setzt sich bisher weniger als die Hälfte der Unternehmen aktiv mit dem Thema auseinander. Im Handel und dem Gesundheitswesen liege der Anteil mit 35 beziehungsweise 38 sogar noch niedriger, wie die Studie “Wettbewerbsfaktor Analytics im Internet der Dinge” der Universität Potsdam zeigt. Diese Untersuchung wurde zusammen mit dem Business-Intelligence-Spezialisten SAS durchgeführt.
Auf der Nutzenseite von IoT-Anwendungen nennt etwa die Hälfte der Anwender die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen als große Chance. 40 Prozent sehen vor allem Möglichkeiten zur Effizienzsteigerungen. Lediglich 5 Prozent wollen aber die Auswertung von Sensordaten derzeit für neue Geschäftsmodelle nutzen.
In der Fertigungsbranche sind IoT-Projekte zur Effizienzsteigerung bisher am weitesten fortgeschritten. Laut der Studie sollen 15 Prozent der befragten Unternehmen diese in bestehende Prozesse integriert haben. Prozessüberwachung ist der Anwendungsbereich von IoT, in dem die meisten Befragten zumindest schon konkrete Projekte begonnen haben (39 Prozent).
IoT-Projekte zur Produkt- und Dienstleistungsentwicklung befinden sich in den Branchen Fertigung, Handel und Gesundheitswesen noch in der Testphase, zumindest geben das 16 Prozent der Befragten an. Prototypische Implementierungen sind derzeit bei 10,5 Prozent aktuell.
Vor allem Banken geben an, Sensordatenanalyse in entsprechenden Projekten zu integrieren (5 Prozent). Allerdings ist zu erwarten, dass künftig dieser Anwendungsbereich branchenübergreifend zunehmen wird, denn immerhin befindet sich mit 47 Prozent knapp die Hälfte aller Unternehmen in der Ideenfindungsphase.
Obwohl die Pontenziale gesehen werden, fehlt häufig noch das Verständnis dafür, wie sich auf Basis von Sensordaten neue Geschäftsmodelle entwickeln lassen. Auch gibt es bei den Unternehmen zahlreiche Hürden, die Investitionen in dieses Thema erschweren. Für den strategischen Einsatz und die Auswertung von Sensorendaten scheint für die Unternehmen eine stichhaltige Bewertung zu fehlen.
Für immerhin 63 Prozent der Unternehmen, die sich noch nicht mit IoT beschäftigt haben, sei das die größte Hürde bei der Einführung. Aber auch fehlende Standards (60 Prozent) und fehlende Plattformen für die Datenintegration (47 Prozent) stellen offenbar nach wie vor große Einstiegshürden dar. Des Weiteren hindern auch zusätzliche Kosten für die Infrastruktur sowie Bedenken beim Datenschutz jeweils etwa 40 Prozent. Um die Sicherheit ihrer Daten fürchten etwas 33 Prozent der Befragten.
Nur 13 Prozent meinen, dass Analytics-Systeme und -werkzeuge fehlen, 7 Prozent sehen einen Mangel im Hinblick auf Referenzarchitekturen.Fast die Hälfte der Befragten scheint aber Probleme bei der Integration der Sensordaten und der internen Vernetzung mit Unternehmensdatenquellen zu haben. Wie es in der Studie heißt, eigenen sich die Plattformen nicht immer für die branchenspezifischen Anwendungsfälle.
“Unternehmen haben erst begonnen, operative Erfahrungen bei der IoT-Nutzung zu sammeln. Fehlendes Know-how, Sicherheitsaspekte und die Höhe des Implementierungsaufwands sind die typischen Hürden”, erklärt Michael Probst, Director Global Business Development, IoT bei SAS. “Wie die Studie gezeigt hat, beschäftigen sich die einzelnen Branchen in der Praxis zudem noch sehr unterschiedlich stark mit IoT.”
Im Bereich IoT gibt es zahlreiche Initiativen und Konsortien, bislang laufen diese Bestrebungen jedoch überwiegend parallel nebeneinander her. Doch damit dies alles überhaupt funktionieren kann, braucht man neben neuen Produkten auch neue Standards – insbesondere für die Kommunikation der Geräte untereinander und für die Sicherheit. silicon.de gibt einen Überblick.
Natürlich würden auch die Fragen nach Nutzen und Potenzial abhängig von der jeweiligen Branche sehr unterschiedlich gewertet. So ist beispielsweise die fertigende Branche seit Jahren an diesem Thema interessiert, weshalb gerade in dieser Branche und vor allem auf Ebene der Prozessoptimierung der Einsatz von Sensordaten besonders weit fortgeschritten ist.
Dementsprechend kommt auch die Studie zu dem Schluss, dass diese Branche Daten zur Auslastung, zur produzierten Qualität sowie zum Wartungszustand heranzieht und die Überwachung der Maschinenzustände und die Planung von Wartungszyklen über vernetzte Sensorik als besonders vielversprechend bewertet wird. Über eine lückenlose Überwachung über den gesamten Prozess hinweg, sei es möglich, den produzierten Ausschuss um bis zu 50 Prozent zu reduzieren, teilen die Autoren der Studie mit.
Auch in der Versicherungsbranche sieht man offenbar Potentiale: Zu den wichtigsten Optimierungen, die das IoT der Versicherungsbranche bietet, gehören eine bessere Risikobewertung sowie die individuelle Gestaltung von Versicherungsprodukten und Tarifen. Die Versicherer sehen zwar bei Themen wie Connected Car oder Connected Home auch für das eigene Geschäftsmodell großes Potential, jedoch gibt es bislang keine IoT-Projekte.
Ungeahnte Möglichkeiten bietet das Internet der Dinge. Beinahe jede Branche kann davon profitieren. Die großen Anbieter gehen diesen Riesenmarkt mit jeweils ganz eigenen Ansätzen an. Wir stellen die wichtigsten vor.
Im Online-Handel hingegen setzen die Unternehmen auf ortsbezogene Anwendungen, automatisierte Bestellungen und Logistikanwendungen auf der letzten Meile und sehen da die größten Potenziale. Im stationäre Handel setzt man auf die Handhabung des Sortiments. Hier werden unter anderem das Monitoring der Produkteigenschaften wie Haltbarkeit über Sensoren ermöglicht.
IoT-Projekte findet die Stuide bei der automatischen Bestandsführung, bei der Produktindividualisierung oder in der Kundenidentifikation. Ein Beispiel dafür liefert der Anbieter 4brands Reply, der ein verbundenes Kaufhausregal anbietet. Damit können Einzelhändler in Echtzeit sehen, in welchen Fächern und Regalen am meisten gekauft wird und welche Regale bereits leer sind.
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Im Medizinbereich sieht man vor allem Potenzial bei Überwachung von Vitaldaten über Wearables. Hauptnutzen von IoT sei daher die Entlastung der stationären Infrastruktur. Auch wären damit Überwachung und Therapie im ambulanten Bereich deutlich einfacher umsetzbar. Über Erhebung von gesundheitlichen Langzeitdaten und den Abgleich der Vitaldaten mit bekannten Mustern könen zudem individuelle Behandlungs- und Pflegepläne effizienter gestaltet werden. Die Überwachung von Risikopatienten und die zeitnahe Alarmierung bei Notfällen könnte ebenfalls für die Branche großes Potential haben, so die Autoren der Studie.
Für diese Erhebung wurden durch ein Team des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik der Universität Potsdam knapp 5800 deutsche Unternehmen aus verschiedenen Branchen nach Potenzialen und Hindernissen der IoT-Nutzung befragt. In der Studie ging es vor allem auch darum, die unterschiedlichen Handlungsfelder der einzelnen Branchen auszuloten und die Reifegrade der Projekte mit einander zu Vergleichen. Vielerorts werden die Möglichkeiten gesehen, eine praktische Umsetzung findet jedoch nur in einigen Branchen wirklich statt.