Arbeiten in der IT hält gesund!

Statistik (Bild: Shutterstock/Denphumi)

Das geht aus der soeben vorgelegten 40. Auflage des BKK Gesundheitsreports hervor. Darin schlüsselt der Dachverband der Betriebskrankenkassen äußert detailliert die Entwicklung in Bezug auf Krankheiten und krankheitsbedingte Ausfallzeiten auf. Fazit: Viel Bewegung an der frischen Luft allein hält auch nicht fit.

In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es zwei Klischeebilder in Bezug auf IT-Berufe: Da ist einmal der geschniegelte Software-Berater, der sich mit ein paar Präsentationen und einigen locker hingeworfenen, für die Zuhörer lediglich kryptischen Abkürzungen, auf seinen seltenen Zwischenstopps in den Vorstandsetagen der Republik ruck-zuck eine goldene Nase verdient – und der Firmen, die ihm auf den Leim gegangen sind, dann nahe dem Ruin zurücklässt, weil sie sich in jahrelangen Projekten bemühen, aus der für viel Geld angeschafften “Lösung” doch noch irgendwann etwas Brauchbares zu machen.

Da kommt dann der zweite, klischeehafte IT-Experte ins Spiel: Der verdruckste Nerd, der dickliche Programmierer mit der Kassenbrille von der AOK (hoppla, darf man das “A-Wort” in einem Beitrag über den BKK Dachverband überhaupt verwenden?), der sich in seinem Kellerbüro nur von Pizza und Brause ernährt, sich regelmäßig in die Systeme des Weißen Hauses oder des Bundeskanzleramtes hackt, um sich auf den Überwachungskameras anzusehen, was dort auf den Damentoiletten los ist, aber andererseits Wochen braucht, um das Eingabefeld in der ERP-Maske so groß zu machen, dass die neue, längere Bestellnummer hineinpasst.

BKK Gesundheitsreport 2016 (Screenshot: silicon.de)

Ja, das sind dümmliche Klischees. Aber leider sind die ja noch nicht ausgestorben – trotz zahlreicher Initiativen, trotz praxisnaher, nützlicher und spannender Ausbildungsberufe, etwa zum Fachinformatiker, und trotz der zahlreichen Bemühungen, teils von höchster Ebene, endlich “mehr Mädels” in diese Berufssparte zu bringen.

Aber, und dafür sollte man dem BKK Dachverband dankbar sein, all das wird jetzt endlich gerade gerückt. Denn, so die Zahlen des Berichts, in der IT-Branche Beschäftigte sind kaum krank, gehören zu den Personengruppen mit den wenigsten Fehltagen (11,2 Tage mit Arbeitsunfähigkeit pro Jahr) und müssen deutlich weniger als andere Beschäftigte ins Krankenhaus.

Bei der Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Arbeitsunfälle liegen sie sogar an letzter Stelle. Sogar in Banken, Versicherungen, Verlagen und beim Fernsehen ist es gefährlicher. Auch bei der Anzahl der Arzneimittelverordnungen sind IT-Menschen nahezu ebenso genügsam wie Mitarbeiter in den Bereichen freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie Angestellte in Verlagen.

BKK Gesundheitsreport 2016  (Screenshot: silicon.de)
Gestählter Adoniskörper, prima Verdauung, einwandfreier Blutkreislauf und psychisch topfit – das ist der IT-ler von heute laut Statistik des BKK Dachverbandes. Schließlich hat er (oder sie) mit die wenigsten Fehltage wegen Arbeitsunfähigkeit. Einziges Manko: Die trockene Luft im Serverraum, da kriegt man es schon mal mit den Bronchien. Übrigens: Diese Grafik ist nur ein Ausschnitt und zeigt lediglich die “gesündesten” Berufsgruppen – wobei je weiter unten umso besser bedeutet (Screenshot: silicon.de)

Gefahr droht nur durch Viren. Nein, nicht die Computerviren von denen immer alle reden, den echten bösen Viren, die durch die Luft schwirren und – nach Klassifikation der BKKs – Atemwegserkrankungen verursachen. Bezogen auf den Anteil aller Tage mit Arbeitsunfähigkeit ist diese Diagnose bei Beschäftigten im Bereich Informationsdienstleistungen und Datenverarbeitung mit 22,5 größer als bei anderen Berufsgruppen. Ähnliche Werte erreichen aber auch andere Berufsgruppen, die vorwiegend in geschlossenen Räumen arbeiten. Bankangestellte etwa.

Relativ robust ist diesbezüglich der Postler (26,2 Tage mit Arbeitsunfähigkeit pro Jahr). Bei ihm liegt dieser Wert nur bei 12,7 Prozent. Das ist beachtlich, da er ansonsten der Statistik zufolge ein eher anfälliges und kränkliches Wesen ist – trotz der vielen Bewegung an der frischen Luft. Allerdings ist das auch auf die hohe Quote an Arbeitsunfällen zurückzuführen. Während früher nur der Hund am Hosenbein zerrte, ist heutzutage beim hektischen Paketbetrieb sicher noch die eine oder andere zusätzliche Gefahrenquelle gegeben – von kreischenden Modebestellerinnen bis zu rücksichtlos knapp am Lieferwagen vorbeischrammenden, verschnupften Software-Beratern, die gerade zum nächsten Termin eilen.

Weitere, völlig willkürlich ausgewählte aber interessante Ergebnisse aus dem 502 Seiten starken BKK Gesundheitsreport 2016:

  • BKK-Mitglieder in Baden-Württemberg (13,2 Arbeitsunfähigkeitstage je Mitglied) haben durchschnittlich fast eine Kalenderwoche weniger Fehltage als diejenigen in Sachsen-Anhalt.
  • In Berlin sind die wenigsten Versicherten verglichen mit den anderen Bundesländern in ambulanter Behandlung gewesen. Allerdings sind hier psychischen Störungen häufiger als anderswo diagnostiziert worden.
  • Baden-Württemberg weist die pro Kopf wenigsten, Sachsen-Anhalt die meisten Krankenhausfälle und -tage aller Bundesländer auf. Rechnet man Alters- und Geschlechtsunterschiede heraus, ist Thüringen bei den Krankenhausfällen und Bremen bei den Krankenhaustagen je Versicherten auf dem unrühmlichen Spitzenplatz.
  • Die Beschäftigten im Bereich der Postdienste (26,2 Arbeitsunfähigkeitstage je Mitglied) sowie der Abfallbeseitigung und des Recyclings (22,3 Arbeitsunfähigkeitstage je Mitglied) weisen mit Abstand die meisten Fehltage von allen Wirtschaftsgruppen auf. Nicht einmal halb so viele Fehltage fallen bei den Beschäftigten im Bereich im Bereich Verlage und Medien (9,6) an, bei IT-Berufen sidn es nur wenig mehr.
  • Mit über 1,2 Behandlungstagen je Beschäftigten weisen die Reinigungsberufe die meisten Krankenhaustage auf, gefolgt von Sicherheitsberufen und Verkehrs- und Logistikberufen. Die wenigsten Behandlungstage erfolgten für Personen mit IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen. Im Vergleich zu Reinigungsberufen werden hier von der Statistik ein Drittel weniger Behandlungstage verzeichnen.