In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es zwei Klischeebilder in Bezug auf IT-Berufe: Da ist einmal der geschniegelte Software-Berater, der sich mit ein paar Präsentationen und einigen locker hingeworfenen, für die Zuhörer lediglich kryptischen Abkürzungen, auf seinen seltenen Zwischenstopps in den Vorstandsetagen der Republik ruck-zuck eine goldene Nase verdient – und der Firmen, die ihm auf den Leim gegangen sind, dann nahe dem Ruin zurücklässt, weil sie sich in jahrelangen Projekten bemühen, aus der für viel Geld angeschafften “Lösung” doch noch irgendwann etwas Brauchbares zu machen.
Da kommt dann der zweite, klischeehafte IT-Experte ins Spiel: Der verdruckste Nerd, der dickliche Programmierer mit der Kassenbrille von der AOK (hoppla, darf man das “A-Wort” in einem Beitrag über den BKK Dachverband überhaupt verwenden?), der sich in seinem Kellerbüro nur von Pizza und Brause ernährt, sich regelmäßig in die Systeme des Weißen Hauses oder des Bundeskanzleramtes hackt, um sich auf den Überwachungskameras anzusehen, was dort auf den Damentoiletten los ist, aber andererseits Wochen braucht, um das Eingabefeld in der ERP-Maske so groß zu machen, dass die neue, längere Bestellnummer hineinpasst.
Ja, das sind dümmliche Klischees. Aber leider sind die ja noch nicht ausgestorben – trotz zahlreicher Initiativen, trotz praxisnaher, nützlicher und spannender Ausbildungsberufe, etwa zum Fachinformatiker, und trotz der zahlreichen Bemühungen, teils von höchster Ebene, endlich “mehr Mädels” in diese Berufssparte zu bringen.
Aber, und dafür sollte man dem BKK Dachverband dankbar sein, all das wird jetzt endlich gerade gerückt. Denn, so die Zahlen des Berichts, in der IT-Branche Beschäftigte sind kaum krank, gehören zu den Personengruppen mit den wenigsten Fehltagen (11,2 Tage mit Arbeitsunfähigkeit pro Jahr) und müssen deutlich weniger als andere Beschäftigte ins Krankenhaus.
Bei der Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Arbeitsunfälle liegen sie sogar an letzter Stelle. Sogar in Banken, Versicherungen, Verlagen und beim Fernsehen ist es gefährlicher. Auch bei der Anzahl der Arzneimittelverordnungen sind IT-Menschen nahezu ebenso genügsam wie Mitarbeiter in den Bereichen freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie Angestellte in Verlagen.
Gefahr droht nur durch Viren. Nein, nicht die Computerviren von denen immer alle reden, den echten bösen Viren, die durch die Luft schwirren und – nach Klassifikation der BKKs – Atemwegserkrankungen verursachen. Bezogen auf den Anteil aller Tage mit Arbeitsunfähigkeit ist diese Diagnose bei Beschäftigten im Bereich Informationsdienstleistungen und Datenverarbeitung mit 22,5 größer als bei anderen Berufsgruppen. Ähnliche Werte erreichen aber auch andere Berufsgruppen, die vorwiegend in geschlossenen Räumen arbeiten. Bankangestellte etwa.
Relativ robust ist diesbezüglich der Postler (26,2 Tage mit Arbeitsunfähigkeit pro Jahr). Bei ihm liegt dieser Wert nur bei 12,7 Prozent. Das ist beachtlich, da er ansonsten der Statistik zufolge ein eher anfälliges und kränkliches Wesen ist – trotz der vielen Bewegung an der frischen Luft. Allerdings ist das auch auf die hohe Quote an Arbeitsunfällen zurückzuführen. Während früher nur der Hund am Hosenbein zerrte, ist heutzutage beim hektischen Paketbetrieb sicher noch die eine oder andere zusätzliche Gefahrenquelle gegeben – von kreischenden Modebestellerinnen bis zu rücksichtlos knapp am Lieferwagen vorbeischrammenden, verschnupften Software-Beratern, die gerade zum nächsten Termin eilen.
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